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Bayerisches Modellprojekt: Fraunberg hat viele Ideen für die Ortsentwicklung – Erding | ABC-Z

Fraunberg im Landkreis Erding liegt recht idyllisch am Übergang zum hügeligen Holzland. In der Ortsmitte gibt es eine Kirche, ein Wirtshaus, einen Bäcker, ein Schloss, ein modernes Gemeindezentrum. Es gibt auch ein paar Leerstände, einen kiesigen, schattenlosen Parkplatz und die Staatsstraße 2082. Die Gemeinde hat viele Pläne für eine Umgestaltung des Zentrums – und sie ist eine von vier oberbayerischen Kommunen, die ins bayernweite Modellprojekt „Landstadt – Bestand“ aufgenommen wurden.

Johann Wiesmaier, Bürgermeister von Fraunberg, führt Gäste gerne in den Sitzungssaal im ersten Stock des Rathauses. Das Panoramafenster des modernen Gebäudes gibt den Blick frei auf viel Grün, auf das historische Jäger-Haus und aufs gepflegte und bewohnte Schloss, eine der ältesten Wasserschlossanlagen Bayerns.

Das neue Gemeindezentrum liegt inmitten von Fraunberg, zwischen Schloss und Kirche, und sticht aufgrund der modernen Architektur heraus. Als vor einigen Jahren ein landwirtschaftlicher Betrieb aufgab, hat die Gemeinde das Grundstück gekauft und dort 2016  das Gemeindezentrum eröffnet, unter dessen Flachdach sich heute das Rathaus mit einem großen Sitzungssaal, ein Bürgersaal und die Zweigstelle einer Genossenschaftsbank befinden. Für Architekt Jakob Oberpriller war die größte Herausforderung die Einbettung in das historische Umfeld mit Schloss und Kirche, wie er damals betonte. Das Moderne mit dem Historischen verbinden sei wichtig.

„Wir hätten das neue Rathaus auch auf der grünen Wiese bauen können“, sagt Wiesmaier (CSU). Doch die Gemeinde wollte mehr: Das neue Gemeindezentrum sollte ein echter Treffpunkt sein, der die Leute zusammenbringt und der dem Ort eine Identität gibt. Jetzt wolle Fraunberg seine „Visionen“ für die Ortsmitte weiterentwickeln, erklärt Klaus Zeitler vom Sozialwissenschaftlichen Institut für regionale Entwicklung. Er berät die Gemeinde seit vielen Jahren, auch bei einem weiteren Modellprojekt, der „Zukunftswerkstatt Kommunen“.

Fraunberg: Blick vom Sitzungssaal des Rathauses aufs Jäger-Haus und dahinter, versteckt, das Wasserschloss. (Foto: Regina Bluhme)
Das Banner hängt bereits: Fraunbergs Bürgermeister Johann Wiesmaier (links) mit Klaus Zeitler.
Das Banner hängt bereits: Fraunbergs Bürgermeister Johann Wiesmaier (links) mit Klaus Zeitler. (Foto: Regina Bluhme)

Fraunberg verfüge über den großen Vorteil, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren mehrere Flächen in der Ortsmitte kaufen konnte, sagt Zeitler. Diese sollen nun entwickelt und mit neuen Funktionen belegt werden. Da ist zum Beispiel ein leer stehender, ehemaliger Stadel. Das lang gezogene Gebäude dient heute Vereinen als Lagerraum. Wiesmaier kann sich neue Nutzungen vorstellen, auch fürs dahinterliegende ebenfalls leer stehende Feuerwehrhaus. Wohnen wäre eine Option, noch aber sei man ganz am Anfang des Planungsprozesses. Auch fürs inzwischen recht sanierungsbedürftige ehemalige Jäger-Haus werden Ideen gesammelt.

Mit dem Modellprojekt „Landstadt – Bestand“  sollen Kommunen unterstützt werden, ihre städtebauliche Entwicklung im Bestand voranzutreiben – und nicht auf der grünen Wiese, schreibt das Bauministerium in einer Pressmitteilung. „Wir wollen zeigen: Unsere Bestandsquartiere – also unsere gebaute und vertraute Umgebung – haben dabei ein enormes Potenzial“, wird Bayerns Bauminister Christian Bernreiter zitiert.

Der leerstehende Stadel wird aktuell von den Vereinen als Lagerraum genutzt. .
Der leerstehende Stadel wird aktuell von den Vereinen als Lagerraum genutzt. . (Foto: Regina Bluhme)
Das Gemeindezentrum mit Rathaus und Bank in Fraunberg.
Das Gemeindezentrum mit Rathaus und Bank in Fraunberg. (Foto: Regina Bluhme)

Die elf ausgewählten Gemeinden werden laut Bauministerium in den kommenden Monaten zusammen mit interdisziplinären Planungsteams „Konzepte, Planungen und Beteiligungsformate“ erarbeiten. Dazu gibt es Fördermittel in Höhe von bis zu 80 Prozent. Neben Fraunberg, das mit allen 42 Ortsteilen insgesamt 4200 Einwohner hat, wurden in Oberbayern München, Ingolstadt und Traunstein ins Programm aufgenommen.

Im Zuge der künftigen Planungen wird im Gemeinderat aktuell ein sogenannter Pikopark, also eine kleine Parkanlage, diskutiert. Diese grüne Lunge soll auf dem Areal des Parkplatzes gegenüber dem Rathaus angepflanzt werden. Dafür müsste Parkfläche weichen, erklärt Wiesmaier, es gebe aber ganz in der Nähe ausreichend Plätze am Sportzentrum. Allerdings fehle eine fußläufige Verbindung über den Fluss Strogen.  Der Bürgermeister hofft, dass sich über kurz oder lang eine Lösung findet. Dass die Staatsstraße St 2082 durch die Ortsmitte führt, ist laut Wiesmaier kein Thema: Die Straße sei „kein störendes Element mehr“, versichert der Bürgermeister.

Das Projekt „neue Ortsmitte“ könne nur im Team von Kommunalpolitik, Gemeinderat, Experten und Bürgerschaft realisiert werden, betont Wiesmaier. Ein erstes Treffen mit Bürgern und Bürgerinnen hat bereits stattgefunden. Noch sei man dabei, „ein Angebot für die Zukunft“ zu machen, sagt Klaus Zeitler. Der Prozess werde sich über Jahre ziehen. Fraunberg habe schon immer einen langen Atem bewiesen, erklärt Wiesmaier. „Wir hadern nicht damit, was alles nicht geht. Wir gehen durch Fenster und Türen, die offen stehen.“

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