Heinz Eder: Kunstausstellung in der Neuen Galerie Dachau – Dachau | ABC-Z

Den Plan für einen Kunstweg mit einigen seiner unzähligen Arbeiten zum 75. Geburtstag hat die Corona-Pandemie vereitelt. Als kleine Entschädigung konnte der Dachauer Künstler Heinz Eder nun eine Doppelpremiere feiern. Er ist der erste KVD-Künstler der in den Räumen der Neuen Galerie ausstellt. Sie ist nach der überraschenden Ankündigung, das Haus aus Geldnot zu schließen, die neue Interimsheimat der Künstlervereinigung Dachau (KVD), da deren bisherige Galerie in der Kulturschranne bekanntlich generalsaniert werden muss.
„Mein Weg“ hat Eder seine Ausstellung genannt. Das klingt nach Retrospektive, ist auch eine und doch wieder nicht. Wer diesen lebensfrohen Mann mit der unverzichtbaren grünen Wollmütze kennt, weiß, dass er seit einem halben Jahrhundert das Kunst- und Kulturleben der Stadt mit geprägt hat. Bunte Skulpturen und Häuserfassaden oder preisgekrönte Masken, eigenwilliges Mobiliar oder ein Pumuckl, der keck aus einer Freilichtmalerei schaut: Das sind Arbeiten, die auffallen und die doch nur einen Teil von Eders Schaffen sichtbar machen. Denn seine große Leidenschaft ist die Zeichnung. Und so dominieren in „Mein Weg“ auch Zeichnungen, hauptsächlich Lichtzeichnungen.
„Ich habe immer Glück gehabt“, sagt er über sich selbst
„Damit erlebe ich den Körper in seiner ganzen Räumlichkeit“, sagt Eder, der sich bereits seit einem halben Jahrhundert mit dieser faszinierenden Technik beschäftigt, wie er bei einem Rundgang erzählt. Dabei entstehen verblüffende Arbeiten, in denen grelle Lichtschweife die fotografierten Menschen oder Gegenstände erst einmal fast im Hintergrund verschwinden lassen. Die Lichtblitze selbst „zeichnet“ Eder mit einer Taschenlampe und lässt einen Fotografen in einem bestimmten Moment Sujet und Lichtbild aufnehmen. Anschließend bearbeitet er das Ergebnis noch mehrfach.
Beim Betrachten fallen einige dieser wundersamen Zeichnungen sofort ins Auge: Sie sind ein Tanz der Farben, sind Wegmarken in Eders Biografie und erlauben einen seltenen Einblick in die Innenwelten des Künstlers. Gerade bei seinen jüngsten Werken ist dies überdeutlich zu spüren. Da schaut ein ernster Heinz Eder aufs katastrophale Weltgeschehen. Erschüttert steht man vor einer Schwarzweiß-Zeichnung, die eine Mutter mit ihrem toten Kind auf dem Arm zeigt. Auch sie stammt von dem Mann, der von sich sagt: „Ich habe immer Glück gehabt“ und der, wie viele andere, nicht weiß, was er den Kübeln voller Hass, Krieg und Unmenschlichkeit entgegensetzen soll, die gerade erbarmungslos ausgeschüttet werden.

Doch es gibt auch den anderen Eder, den Eder, der leichtfüßig und immer noch voller Respekt von seinen acht Jahren als Kunstlehrer für Menschen mit Handicap erzählt. „Die Kinder haben mir die Farbe geschenkt“, sagt er bei der Vernissage. Auf einen Laudator hat Eder verzichtet – ein weiser Entschluss. Denn wer kann besser aus seinem Leben berichten als er selbst? Es ist die pure Freude zu hören, auf welchen Umwegen er zum Kunstlehrer wurde, wie er Kindern mit Einschränkungen Möglichkeiten gezeigt hat, sich zu öffnen, ihre Kreativität zu entdecken. Er hat mit ihnen gemalt, geformt, getanzt und Theater gespielt. So wurde aus dem oft langweiligen Kunstunterricht ein Spiel mit Formen und Farben, eine Entdeckungsreise ins eigene Ich und in die ganze bunte Welt.
Seine Karriere begann er als Konstruktionszeichner
Für ihn selbst war Zeichnen von Kind an seine große Leidenschaft. Doch der Künstlerexistenz schob der Vater erst einmal einen Riegel vor. Der junge Heinz sollte einen anständigen Beruf erlernen und wurde Konstruktionszeichner, „weil da das Wort Zeichnen drin vorkam“, wie er einmal sagte. Er war so erfolgreich, dass er die Firma seines Chefs übernehmen sollte – und lehnte ab. Er ging auf die Kunstakademie, verließ sie nach einem halben Jahr wieder, überzeugte ausgerechnet mit einer Konstruktionszeichnung den renommierten Künstler Peter Zeiler und studierte bei ihm Zeichnen und Aktzeichnen.
Die Teilnahme an einer Ausstellung im Münchner Haus der Kunst war sein Durchbruch. Eder malte, zeichnete – und engagierte sich in den Achtziger- und Anfang der Neunzigerjahre für die internationale Jugendbegegnung und den Bau des Jugendgästehauses, das heutige Max-Mannheimer-Haus. Er pflegte bereits Künstlerfreundschaften mit seinen Kollegen in Oświęcim, als das Dachau sich offiziell ausschließlich noch als Künstlerstadt definierte. Dieses große bürgerschaftliche Engagement und die vielen Preise, die er bekommen hat, lässt Heinz Eder unerwähnt.
Eder malte und zeichnete weiter. Er schuf zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Ignaz Taschner-Gymnasiums fantasievolle Tierfiguren für das preisgekrönte Musical „Africa“. Er illustrierte Klaus Münzenmaiers Kinderbuch „Beißinsbein und Taschenklau“.




Doch allzu viel mag der Künstler gar nicht reden. Lieber fordert er Sängerin Carolin Roth und E-Piano-Player Volker Giesek noch zu einem weiteren wunderbar jazzigen Song auf. Da lässt das Duo den „Blue Moon“ so gefühlvoll auf- und untergehen, dass Eder schon mal beschwingt ein paar Tanzschritte hinlegt. Da schwelgen die vielen Wegbegleiterinnen und -begleiter, die zur Ausstellungseröffnung gekommen sind, in Erinnerungen. Schließlich war Eder in früheren Jahren auch ein Vertreter der Spezies „Feierbiest“. Viele Jahre war er Mitglied der legendären Band The Botchers und er hat wohl so manches ebenso legendäre Fest und manchen Ball in Dachau zum unvergesslichen Erlebnis gemacht. So sagen es zumindest die, da dabei waren und wenden sich wieder Eders Kunst zu, die man sich unbedingt ansehen sollte.
„Mein Weg“ ist noch bis Sonntag, 30. März, in der Neuen Galerie zu sehen.