Orcas fressen gezielt die Leber – ihre Jagd-Methode ist raffiniert | ABC-Z

Im Golf von Kalifornien haben Forscher ein ungewöhnliches Jagdverhalten von Orcas beobachtet. Eine Gruppe der Meeressäuger, im Fachjargon „Moctezumas Pod“, hat dort mehrfach junge Weiße Haie attackiert und gezielt deren Leber gefressen. Die Tiere drehten die Haie zuvor auf den Rücken, um sie bewegungsunfähig zu machen – ein Verhalten, das bislang nur selten dokumentiert wurde.
Die Beobachtungen stammen aus einer Studie im Fachjournal Frontiers in Marine Science. Das Forschungsteam um den Meeresbiologen Erick Higuera Rivas konnte die Jagden auf Video festhalten. „Diese Orcas zeigen ein bemerkenswert koordiniertes Vorgehen. Sie nutzen eine spezielle Technik, um die Haie zu lähmen und gezielt an die energiereiche Leber zu gelangen“, sagte Higuera.
Haie: Darum drehen die Orcas sie auf den Rücken
Bei den dokumentierten Angriffen trieben fünf Orcas jeweils einen etwa zwei Meter langen Jungfisch an die Oberfläche, drehten ihn um und zogen ihn unter Wasser. Kurz darauf tauchten die Tiere wieder auf, mit der Leber des Hais im Maul. In einem Fall griff die Gruppe kurz danach ein weiteres Jungtier an.
Das Umdrehen der Haie versetzt diese in einen Zustand, der als tonische Immobilität bezeichnet wird. Dabei verliert das Tier vorübergehend die Kontrolle über seine Bewegungen. Für die Orcas bedeutet das: weniger Risiko, selbst verletzt zu werden.
Erwachsene Weiße Haie reagieren in der Regel empfindlich auf die Anwesenheit von Orcas. In anderen Regionen wurde beobachtet, dass sie Jagdgebiete fluchtartig verlassen, sobald Orcas auftauchen und erst Monate später zurückkehren. Junge Tiere scheinen diese Reaktion noch nicht zu zeigen. „Ob das Fluchtverhalten angeboren oder erlernt ist, wissen wir bislang nicht“, erklärte Mitautor Salvador Jorgensen von der California State University.
Einfluss des Klimawandels
Warum die Orcas gerade im Golf von Kalifornien auf Jagd gehen, könnte mit den sich verändernden Meeresbedingungen zusammenhängen. Klimaphänomene wie El Niño führen zu wärmeren Wassertemperaturen und verschieben die Aufzuchtgebiete der Weißen Haie. Dadurch könnten junge Tiere verstärkt in Regionen auftauchen, in denen Orcas regelmäßig vorkommen.
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„Diese Veränderungen im Lebensraum schaffen neue Begegnungen zwischen Räubern und Beute“, sagte die Meeresbiologin Francesca Pancaldi, Co-Autorin der Studie. „Wenn wir verstehen, wo Orcas bevorzugt jagen, können wir besser einschätzen, welche Gebiete künftig geschützt werden sollten.“
Weitere Untersuchungen geplant
Noch ist unklar, ob Moctezumas Pod regelmäßig Weiße Haie jagt oder nur in bestimmten Jahren. Das Forschungsteam will nun genauer untersuchen, woraus die Ernährung dieser Orcas besteht. Solche Feldstudien gelten jedoch als aufwendig – auch, weil Jagdszenen in freier Wildbahn schwer vorherzusehen sind.















