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Das sind die Gewinner des Klima- und Umweltpreises in Fürstenfeldbruck – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Von jungen Umweltsprecherinnen bis zu Senioren, die leidenschaftlich für mehr Klimaschutz in Puchheim eintreten: Der Sparkassensaal in Fürstenfeldbruck ist voll mit Ausstellungsständen verschiedener Umwelt- und Klimaschutzprojekte. Zur diesjährigen Verleihung des Klima- und Umweltpreises, den die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck vergibt, sind alle Bewerber eingeladen, ihre Projekte zu präsentieren ‒, auch wenn sie nicht gewonnen haben. Bereits zum vierten Mal wird der Preis in Kooperation mit der Sparkasse Fürstenfeldbruck und der Süddeutschen Zeitung verliehen.

„Wir haben Leute in der Region, die was machen und die wollen wir auf eine Bühne heben“, erklärt der Klimavorstand der Bürgerstiftung, Tobias Lexhaller, die Motivation hinter dem Preis. Ein Blick auf die ausgestellten Plakate und Flyer zeigt, dass der Klimaschutz im Landkreis noch immer ein präsentes und relevantes Thema ist – unabhängig von der Altersgruppe. Vor einem Stand türmen sich Berge bemalter Papierflieger, die während eines Planspiels zum Umweltschutz entstanden sind. Daneben stellt die Emmeringer Umweltvertretung ihren Erfolg bei der Renaturierung eines zuvor brutal ausgebaggerten Bachs vor und gegenüber präsentiert die Fach- und Berufsoberschule Fürstenfeldbruck ihr Konzept der Umweltsprecherinnen.

Ehrengast der Preisverleihung ist der Autor und Klimaaktivist Jan Hegenberg, der, wie in seinem Bestseller „Klima Bullshit Bingo“ mit den gängigsten Klischees zum Klimaschutz aufräumt – sei es die Mär von angeblich umweltschädlichen E-Autos oder das Narrativ, Deutschland könne die Welt nicht allein retten. „Wenn eine Gefahr sehr, sehr groß ist und immer wieder darauf hingewiesen wird, dann stecken die Leute den Kopf in den Sand“, führt Hegenberg aus und plädiert für einen optimistischeren Blick.

Mit Witz und Humor entlarvt Autor Jan Hegenberg Mythen und Vorurteile rund um den Klimaschutz und erneuerbare Energien.
Mit Witz und Humor entlarvt Autor Jan Hegenberg Mythen und Vorurteile rund um den Klimaschutz und erneuerbare Energien. (Foto: Jana Islinger)

Optimismus verbreiten dann auch die prämierten Projekte. Es sei sehr ermutigend, dass es so viele Initiativen gebe, die sich für den Umweltschutz einsetzen, erklärt Jury-Mitglied und SZ-Redakteurin Ingrid Hügenell zu Beginn der Veranstaltung. Insgesamt fünf Preisträger werden an diesem Abend ausgezeichnet, zwei von ihnen in der Jugendkategorie.

Einen nicht dotierten Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhält Josef Seemüller aus Egenhofen. Als Vorreiter der Energiewende forderte der mittlerweile 90-Jährige, ein Pionier im Fotovoltaikbereich, schon vor Jahrzehnten die Nutzung der Energie aus Biomasse. Bereits Anfang der 2000er-Jahre baute er zudem sein Auto zu einem Elektrofahrzeug um. Es brauche mehr Menschen wie Josef Seemüller, folgerte Laudator Andreas Weigand von der Klimaagentur „Klima hoch Drei“.

Der Hauptpreis für Jugendliche geht an Schüler der Fach- und Berufsoberschule

An den Schulen gibt es sie schon: Das Graf-Rasso-Gymnasium hat im vergangenen April einen Aktionstag veranstaltet, der die MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Natur und Technik – mit der Bildung für Nachhaltige Entwicklung verband. Die Schülerinnen und Schüler betrieben unter anderem ein Repair-Café und eine Wertstoffsammelstelle, es ging um die Ernährung der Zukunft und Experimente aus dem Klimakoffer. Den Abschluss des Projekttags war ein Vortrag des Physikers Harald Lesch. Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro soll für die Pflanzung eines Schattenbaums im Schulhof verwendet werden.

Den Hauptpreis in der Jugendkategorie sprach die sechsköpfige Jury dem Projekt der Umweltsprecherinnen der FOS/BOS Fürstenfeldbruck zu. In diesem werden Schülerinnen und Schüler zu umweltbewussten Verhalten angehalten und veranstalten im Verlauf des Schuljahrs eigenständig Projekte: etwa das Aufstellen eines Bücherschranks oder die Herstellung von Schreibblöcken aus Fehlkopien. „Das Projekt dient damit als Fundament für weitere Initiativen“, begründet Laudator Jakob Matzke, Mitglied des Jugendkreistags, die Entscheidung der Jury. Mit dem Preisgeld in Höhe von 1500 Euro wollen die Verantwortlichen das Projekt mit dem internationalen Erasmus-Austausch verknüpfen.

In der Erwachsenenkategorie werden drei Projekte mit einem Preisgeld ausgezeichnet. 500 Euro erhält die Umweltvertretung Emmering für die Renaturierung des Tusculumgrabens. Beim Ausbaggern des Bachs war ein Großteil des Lebensraums für Tiere und Pflanzen zerstört worden, dabei wurden zahlreiche geschützte Edelkrebse getötet. In kürzester Zeit schaffte es die Umweltvertretung, die entstandenen Schäden zu beheben. „Anpacken und machen, statt jammern und reden“, mit diesen Worten lobt Juror Norbert Gebhard vom Vorstand der Bürgerstiftung das Projekt.

Der Verein Turmgeflüster wurde unter anderem für das Planspiel „Der Kapitalismus und die Auswirkungen auf das Klima“ prämiert. Von links: Christine Dietzinger, Mona Krippgans, Jayden MacWilliams.
Der Verein Turmgeflüster wurde unter anderem für das Planspiel „Der Kapitalismus und die Auswirkungen auf das Klima“ prämiert. Von links: Christine Dietzinger, Mona Krippgans, Jayden MacWilliams. (Foto: Jana Islinger)

Angepackt haben Kinder, Jugendliche und Erwachsene auch beim prämierten Planspiel des Vereins „Turmgeflüster“. Bei den Aktionstagen des Vereins standen die Auswirkungen des Kapitalismus auf Klima und Umwelt im Vordergrund. „Anhand von Gegenständen, die die Kinder kennen, wie Stühle oder Nutella, lernen sie, wie Lieferketten aussehen – und dass diese ganz schön lang werden können“, erklärt Laudatorin Susette Rohr von der Sparkasse. Im zweiten Teil standen die Produktionsbedingungen und die „Unsichtbare Hand des Marktes“ im Vordergrund. In zwei fiktiven konkurrierenden Unternehmen versuchten die Teilnehmer, Flugzeuge nach sich wandelnden Bedingungen des Marktes zu produzieren. Für die kreative Projektgestaltung verlieh die Jury den Organisatoren um Christine Dietzinger und Mona Krippgans ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro.

Die Gewinner des Abends sind die Senioren vom Klimanetz Puchheim

Der Hauptpreis des Abends geht an das Klimanetz Puchheim. Die Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern hat sich zum ersten Mal bei einer Fridays-for-Future-Demonstration 2019 in München getroffen. Damals habe sie sich dort nicht wirklich willkommen gefühlt, sagt Maria Rothbucher. „Inzwischen bedanken sich aber viele für den Einsatz“, erklärt die ältere Dame stolz. Für die vielen Projekte, die die Pucheimer seit ihrem offiziellen Zusammenschluss zum „Klimanetz Puchheim“ ins Leben gerufen haben, wird die Gruppe mit dem Hauptpreis in Höhe von 2500 Euro belohnt. „Das Klimanetz ist in Puchheim zu einer festen Größe geworden, sei es durch Artikel im Gemeindeblatt oder durch Podiumsdiskussionen“, sagt Laudator Georg Tscharke vom Fürstenfeldbrucker Umweltbeirat.

Ihre Aktionen reichen von einer Online-Plattform, bei der sich Puchheimer zu freiwilligem CO₂-Einsparen verpflichten können, bis hin zu Mini-Exkursionen zu Klimaschutzprojekten in der Umgebung; dazu zählen das Balkonkraftwerk des Nachbarn, die Wärmepumpe im Haus gegenüber oder der vegetarische Kochkurs im Ort. Das Preisgeld soll für die Pflanzung eines klimaresistenten Waldes in Puchheim genutzt werden.

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