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SZ Gute Werke unterstützt Kunsttherapie für Kinder von Krebspatientinnen in Ebersberg – Ebersberg | ABC-Z

Eine Krebsdiagnose ist nie nur eine rein medizinische Angelegenheit. Sondern eine existenzielle Erschütterung. Sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für deren Angehörige. Und gerade bei Brustkrebs sind davon häufig auch Minderjährige betroffen. Kinder und Jugendliche, die fortan um das Leben ihrer Mutter bangen müssen.

Veronikas Mama zum Beispiel erkrankte, als ihre Tochter gerade mal zehn Jahre alt war. Und in diesem Fall ist es leider nicht gut ausgegangen. Trotzdem hat Veronika in der Ebersberger Kreisklinik eine emotionale Heimat gefunden. Seit elf Jahren kommt sie regelmäßig hierher, um gemeinsam mit anderen zu malen. „Dabei kann ich richtig loslassen, mal einen ganzen Tag lang abschalten“, sagt die heute 21-Jährige. „Das ist meine Therapie.“

„Ebersberger Kleeblatt“ heißt das rein spendenfinanzierte Projekt, das Veronikas heilsame Erfahrungen möglich macht. Es handelt sich dabei um ein psychosoziales Angebot für schwerkranke Frauen und deren Angehörige – eine ganzheitliche Begleitung weit über die medizinische Behandlung hinaus. Denn zwar können von Brustkrebs betroffene Frauen das Krankenhaus meist schon nach wenigen Tagen wieder verlassen. Doch die Angst und der Schmerz bleiben – in der ganzen Familie.

Veronika nimmt an den Kunstworkshops bereits seit elf Jahren teil – und diese Erfahrung sieht man ihren Werken auch an. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ziel des „Kleeblatts“ ist daher eine Krankheitsverarbeitung auf emotionaler Ebene. Durch Spenden wie etwa von SZ Gute Werke kann ein bunter Strauß an Angeboten zusammengestellt werden. Dazu gehören Gesprächs-, Tanz- sowie Kunsttherapie, Sportgruppen und Kosmetikseminare für die Patientinnen selbst. Doch auch Familiensprechstunden sowie Kunstworkshops für betroffene Kinder und Jugendliche. „In diesen Stunden konnte ich nicht nur malen, sondern auch immer darüber reden, wie es mir geht“, erzählt Veronika. „Da ist eine ganz tiefe Verbindung entstanden. Gaby und Jutta sind so tolle, sanfte Menschen.“

Die Kunsttherapeutinnen Jutta Seyfried (links) und Gaby Müller mit einer Gemeinschaftsarbeit aus dem Workshop, einer monströs-fröhlichen Skulptur zum Thema „Zeit“.
Die Kunsttherapeutinnen Jutta Seyfried (links) und Gaby Müller mit einer Gemeinschaftsarbeit aus dem Workshop, einer monströs-fröhlichen Skulptur zum Thema „Zeit“. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Kunsttherapeutinnen Gaby Müller und Jutta Seyfried vom Verein „Farbraum Phoenix“ sind an diesem späten Nachmittag ebenfalls in die Kreisklinik gekommen, denn nun wird quasi die Ernte eingefahren: Alle Bilder, die die Kinder und Jugendlichen im vergangenen Jahr gemalt haben, sind im Foyer ausgestellt und werden zugunsten des Kleeblatts versteigert. Klinikclown Andreas Schanz alias „Herr Zwiebel“ übernimmt die Rolle des Auktionators und ermuntert das Publikum mitzubieten – tatkräftig unterstützt von einem Mann, der die Preise mit seinen spendablen Geboten und lustigen Sprüchen reihenweise nach oben treibt. Seit seine Frau erkrankt sei, komme er jedes Jahr zur Vernissage, sagt er. „Diese Kinder gehen durch eine schlimme Zeit, die muss man einfach unterstützen.“ Und so eine Versteigerung sei doch eine tolle Form der Wertschätzung.

Auktionator „Herr Zwiebel“ (Andi Schanz) sorgt bei der Versteigerung für gute Laune.
Auktionator „Herr Zwiebel“ (Andi Schanz) sorgt bei der Versteigerung für gute Laune. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Malworkshops auf dem Klinikgelände finden alle zwei Monate statt und dauern jeweils einen ganzen Tag. Die Teilnahme ist kostenlos, jeder darf so oft kommen, wie er möchte. Es ist ein Angebot, mit Pinsel und Farben auszudrücken, wofür es keine Worte gibt. Ganz ohne Druck oder Erwartungen. „In der Kunst gibt es kein Schön und kein Hässlich. Kein Richtig und kein Falsch“, erklärt Gaby Müller. Deshalb könnten die Kinder und Jugendlichen hier ihre Gedanken und Gefühle völlig wertneutral verarbeiten. Sich mit dem Schmerz beschäftigen, ohne reden zu müssen.

Die Einträge im Besucherbuch zeigen, wie viel Wertschätzung das kunsttherapeutische Angebot für die Kinder und Jugendlichen erfährt.
Die Einträge im Besucherbuch zeigen, wie viel Wertschätzung das kunsttherapeutische Angebot für die Kinder und Jugendlichen erfährt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sprachlich wird der Krebs im Kunstworkshop bewusst nicht thematisiert, denn das „Normalsein“, sagt Müller, sei bei vielen Kindern trotz allem ein großer Wunsch. Trotzdem wirke die geteilte Erfahrung auf geheimnisvolle Weise gemeinschaftsstiftend. „In dieser Gruppe herrscht immer eine ganz besondere Atmosphäre.“ Außerdem müsse ja niemand etwas verschweigen, ganz im Gegenteil. Während des Pinselauswaschens etwa fielen schon mal Sätze wie: „Meine Mama sagt, es gehe ihr gut. Aber das glaub’ ich nicht.“ Deshalb wird der Workshop immer von Müller und Seyfried gemeinsam geleitet. So kann sich eine der Therapeutinnen bei Bedarf ganz ungestört einem einzelnen Kind widmen.

Das „Trotzdem“ sei angesichts einer Krebsdiagnose ganz entscheidend, sagt Cornelia Höß, ehemalige Chefärztin der Gynäkologie und Gründerin des Ebersberger Kleeblatts. „Trotz allem etwas Schönes und Gutes zu tun.“ Und so empfinden das auch Annika, Philipp und Luise, die seit einem guten Jahr zum Malen in die Klinik kommen. Toll sei das, weil es hier ein richtiges Atelier gebe, mit ganz vielen Farben und anderen Materialien, erzählen die Geschwister aus Dorfen. „Vor allem, weil man hier mit dem Rumklecksen nicht so aufpassen muss wie zu Hause“, präzisiert der Zwölfjährige grinsend. Außerdem tue es gut, mit anderen gemeinsam kreativ zu sein. „Wir fühlen uns insgesamt sehr wohl an dieser Klinik“, sagt Mama Maria.

Cornelia Höß, Gründerin des „Ebersberger Kleeblatts“, lässt sich die Versteigerung natürlich nicht entgehen.
Cornelia Höß, Gründerin des „Ebersberger Kleeblatts“, lässt sich die Versteigerung natürlich nicht entgehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Einen Regenbogen, Pusteblumen und eine Palme mit Sonnenuntergang haben die drei Kinder gemalt, und sie machen große Augen, wie viel die Gäste der Vernissage dafür zu bezahlen bereit sind. 30 Bilder werden an diesem Nachmittag versteigert, manche Großformate erzielen fast 200 Euro, der Erlös kommt komplett wieder dem Projekt zugute. Es dominieren Naturmotive in Blau- und Grüntönen – Hoffnung allüberall. Nur wenigen Werken sieht man auf den ersten Blick an, dass sie in großer, existenzieller Not entstanden sind. Kinder sind eben tapfer. Umso mehr darf man sie nicht vergessen.

Auch Stephan Hasmüller, leitender Oberarzt des Brustzentrums in Ebersberg, steigert in seinem weißen Kittel fleißig mit. Er sagt, er habe im Zuge von Zertifizierungen schon viele andere Kliniken deutschlandweit besucht, doch so ein Projekt sei ihm bislang nirgends untergekommen. „Das ist wirklich etwas Einzigartiges!“ Um das „Ebersberger Kleeblatt“ weiter zu ermöglichen, sind jedoch viele Spenden nötig. Für Pinsel, Farben, Leinwände und andere Materialien, aber auch für die wertvolle Arbeit der vielen verschiedenen Therapeutinnen.

So können Sie spenden

Per Paypal oder per Lastschriftverfahren unter sz-gutewerke.de/spenden. Mit einer Überweisung an SZ Gute Werke e.V., HypoVereinsbank, IBAN DE 04 7002 0270 0000 0822 28, BIC HYVEDEMMXXX. Spenden können Sie auch im SZ-Servicepunkt im Kaufhaus Ludwig Beck, Marienplatz 11, Eingang Dienerstraße, 1. Obergeschoss. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr. Spenden an SZ Gute Werke sind steuerlich absetzbar. Jede Spende wird in vollem Umfang dem guten Zweck zugeführt. Alle Verwaltungskosten trägt der Süddeutsche Verlag.

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