SZ-Kolumne Nepomuk: Von Bären und Fischen – Starnberg | ABC-Z
Mal Hand aufs Herz: Mögt ihr die Winterzeit? Also ich nicht. Ich mein’ jetzt nicht gezuckerte Bäume, Schnee, blauen Himmel und Sonnenschein. Das ist ja noch ganz hübsch. Aber diese frühe Dunkelheit nach der Zeitumstellung: Puh, das geht für mich gar nicht mehr. Da ist es ja Nacht, mitten am Tag. Heuer ist es für mich besonders schlimm. Das habe ich euch zwar schon vergangene Woche erzählt. Aber es ist nun mal so: Am liebsten würde ich mich sofort auf die Couch verziehen und erst im Frühling wieder auftauchen. Ausgeruht und mit neuem Elan.
So wie ein Bär eben. Aber das geht nicht. Ich bin schließlich ein Seegeist und kein Bär. Und das hat vielleicht sogar einen Vorteil: Ich bin einigermaßen willkommen. Der Bär nicht. Zumindest nicht in Bayern. Gerade eben wollen Soldaten einen dieser tapsigen Gesellen im Pelz gesichtet haben. Im Kreis Ostallgäu an der Grenze zu Weilheim-Schongau. Gar nicht weit weg – zumindest aus Bärensicht, die ja recht weit umherstreifen können. Und jetzt ist der Brummbär spurlos verschwunden. Ein paar Menschen behaupten nun, es hätte ihn gar nicht gegeben. Nichts wollen sie gefunden haben: Keine Losung, keine Spuren, einfach nix.
Ein bisschen erinnert mich das schon an mich. Wenn ich wo auftauche, hinterlasse ich als Geist ja auch keine Spuren und schon gar keine Losung. Ich bin aber trotzdem da. Was man von dem Bären nicht unbedingt behaupten kann.
Von den Renken übrigens auch nicht. Von denen habe ich schon ewig keine mehr gesehen. Dabei müssten die langsam, aber sicher wirklich bei mir am Grund des Starnberger Sees auftauchen. Wie früher halt, als die Winter noch angenehm waren in Gesellschaft dieser Fische. So angenehme Zeitgenossen sind das. Die sprechen keinen Unsinn, nein, sie sind regelrecht ruhig. Und rühren tun sie sich auch nicht. Da sind sie aber trotzdem. Aber jetzt? Weit und breit keine Renke in Sicht. Was mir das sagt? Es ist zu warm. Und so schnell wird es nicht richtig kalt werden. Schnee und Eis wird es wohl auch nicht viel geben.
Ihr glaubt mir nicht, weil ich über Fische rede? Dabei gibt es ganz andere. Die reden sogar über Pflanzen. Der Sepp Haslinger aus Untersteinbach bei Bad Heilbrunn zum Beispiel. Der bezieht seine Wetterprognosen von der Königskerze. Er sagt, je mehr Blüten die Königskerze Mitte August trägt, desto mehr Schnee soll im kommenden Winter fallen. Und Blüten ließen sich heuer kaum entdecken. Also sagt der Sepp Haslinger, dass der Winter recht grün wird.
Meine noch nicht aufgetauchten Renken sagen mir das auch. Und der verschwundene Bär? Na ja, der ist jedenfalls nicht da. Kluge Köpfe werden jetzt sagen, der sucht noch seine Höhle für die Winterruhe. Da wäre ich mir heuer aber nicht so sicher.