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SZ-Kolumne Nepomuk: Goldene Wege zum Glück – Starnberg | ABC-Z

Leute, dem Nepomuk geht’s heute gar nicht gut. Denn alles wird anders, aber nicht besser. Schaut’s euch nur mal um: überall Not und Elend, Hunger, Krieg, Krankheit und Umweltzerstörung. Die Grenzen des Wachstums sind längst erreicht, es wird gestrichen und gekürzt. Dabei haben wir es im Grunde schon lange befürchtet: Die fetten Jahre sind vorbei, alte Zöpfe werden abgeschnitten und Kompasse neu ausgerichtet.

Und jetzt kommt auch noch der Herbst. Mit bittersüßem Lächeln schickt er uns in eisige, ungewisse Zeiten, die jetzt zu allem Überfluss auch noch um eine Stunde verstellt werden. Geradezu nebulös fühlt sich die Zukunft an, wobei es egal ist, ob es sich um tiefhängenden Hochnebel oder hochhängenden Tiefnebel handelt. Als gesichert gilt: Selbst der Klimawandel wird die zunehmende soziale Kälte keinesfalls kompensieren. Ja, alles ist in Veränderung, und die Hoffnung, dass es aufwärtsgehen möge, schwindet in depressiv-melancholischen Zeiten.

Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Und was wird sein, wenn der Nepomuk einmal nicht mehr ist? (Foto: Bernd Schifferdecker)

Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Werden uns kluge Denkmaschinen eines Tages den goldenen Weg zum Glück weisen? Wäre die Menschheit womöglich besser dran, wenn sie nur halb so viel wüsste? Sollte man nur noch positive Nachrichten verbreiten, um sich vor negativen Einflüssen zu schützen? Und ist die digitale Revolution wirklich der Schlüssel zum analogen Überleben?

So viel ist klar: Es bleibt schwierig, auch wenn man sich noch so sehr auf die Zukunft freut. Nehmen wir ein praktisches Beispiel: Lilium und seine Flugtaxis aus Oberpfaffenhofen. Damit ist es vorerst wohl vorbei. Der Konzern hat Insolvenz angemeldet, das große Geld fehlt. Das gleiche Problem haben aber auch Kommunen, Städte und Landkreise: alle pleite. Und wer das nachlesen will, muss sich perspektivisch umstellen: Die gute, alte gedruckte Zeitung wird es irgendwann sicher nicht mehr geben. Stattdessen müsst ihr dann Handys, Laptops und Tablets kaufen. Und ob ich euch in Zukunft erhellen werde, auch das steht in den Sternen. Nur: Was wird dann mit Starnberg, dem See und dem schönen Fünfseenland?

Na, ihr merkt schon, bin nicht gut drauf. Habe sogar in meinem Schallplattenschrank gekramt, Musik soll ja die Laune heben. Doch was fällt mir in die Hände? Katja Ebstein: „Abschied ist ein bisschen wie Sterben“. Schön gesungen, aber traurig. Dann doch lieber ein Video: „Das Leben des Brian“ von Monty Python. Der singt fröhlich in der Schlussszene an ein Kreuz genagelt: „Always Look on the Bright Side of Life. Ja, aber sollte man wirklich immer nur auf die hellen Seiten des Lebens schauen, weil es sonst gar nicht mehr zu ertragen wäre?

Sorry, eigentlich wollte ich euch gar nicht runterziehen mit meinen Gedanken. Muss wohl am Wetter liegen. Ohnehin reden die Leute immerzu über Wetter, Wetter, Wetter. Als hätten sie nichts Besseres zu tun. Egal, ob es nun zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken oder gerade recht ist. Und das schlägt eben aufs Gemüt. Dabei gäbe es doch noch so viele andere schöne Themen – zum Beispiel, wie man die Welt retten könnte. Denn das Wetter ist unschuldig – und man kann es auch nicht ändern.

Aber genug davon. Ich genieße jetzt noch mal schön meine Papierzeitung, denke an gute, alte Zeiten und rette dann den See. Nur eine Hoffnung habe ich längst aufgegeben: dass künstliche Intelligenz langfristig die natürliche Dummheit ablösen wird.

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