SZ-Adventsserie: Ein Fest der Menschlichkeit – Ebersberg | ABC-Z
Für manche geht eine Vorweihnachtszeit ohne „Der kleine Lord“ gar nicht, andere lesen jeden Abend in der „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. Die SZ Ebersberg hat für ihre diesjährige Adventsserie Menschen aus dem Landkreis gefragt, worauf sie im Dezember nicht verzichten können.
Es gibt Szenen, die brennen sich in Kinderohren als Schlüsselmomente ein. Auch beim Ebersberg-Erdinger Bundestagsabgeordneten aus Frauenneuharting, Andreas Lenz (CSU), gibt es eine solche, und zwar in Ludwig Thomas Prosagedicht „Heilige Nacht“. „Früher hat der Bayerischen Rundfunk die Geschichte immer in einem seiner Programme gesendet – und ich saß als Kind vorm Radio und war ganz gespannt“, erzählt der heute 43-Jährige. Bis Maria und Josef bei der Bas’, also einer älteren Verwandten, um Unterkunft bitten – dann wechselte Lenz’ Gespanntheit in Betroffenheit. „Obwohl die sich sogar kannten, redet sie nur von ihren eigenen Sorgen und schickt das Paar einfach weiter.“
Geschrieben hatte Ludwig Thoma die Weihnachtsgeschichte gegen Ende des Ersten Weltkriegs. Als Sanitäter an der Ostfront in Galizien erkrankte er an Ruhr. In seinem Haus am Tegernsee erholte der Schriftsteller sich – und verlegte die biblische Vorlage der „Heiligen Nacht“ ins bäuerliche oberbayrische Umfeld. Im „BR“ las sie stets der großartige Gustl Bayrhammer. „Das hat freilich super gepasst“, findet Lenz.
Warum der Bundestagsabgeordnete die Geschichte auch als Erwachsener gerne – und bisweilen mehrfach – hört? „Aus unserer geografischen Perspektive betrachtet spielt die Weihnachtsgeschichte weit weg.“ Mit der „Verlegung“ nach Bayern habe Thoma die zeitlosen Botschaften von Weihnachten, wie Mitgefühl und Mitmenschlichkeit, in einen vertrauteren Kontext gebracht. Dass auch heutige Zeiten nicht immer leicht sein mögen – Stichwort: wirtschaftliche Unsicherheit – ist dem Bundestagsabgeordneten natürlich klar. Umso wichtiger seien Werte wie Empathie, Mitmenschlichkeit und der Glaube an das Gute.
Die Ablehnung an der Tür der Bas’ interpretiert Lenz nicht nur als allgemeinen Aufruf, jene Werte auch im Alltag zu leben. „Sie ist auch eine besondere Mahnung, dass selbst enge Beziehungen von Egoismus und Gleichgültigkeit geprägt sein können.“