Politik

Syrien: Drusen erlangen offenbar Kontrolle über syrische Stadt Suweida | ABC-Z

Die Kämpfe in der syrischen Stadt Suweida sind nach dem Einsatz von Sicherheitskräften offiziellen Angaben zufolge beendet. Die Kämpfer eines Beduinenstamms seien nicht mehr in dem Gebiet präsent, teilte das syrische Innenministerium mit. Die Regierung hatte die Sicherheitskräfte entsandt, um eine Waffenruhe nach Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Drusengemeinschaft und syrischen Beduinenstämmen durchzusetzen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte zudem mit, nach einem Großangriff der Drusen hätten sich “die Stammeskämpfer” aus der Stadt zurückgezogen. Die Beobachtungsstelle berichtete nach der Verkündung einer Waffenruhe und dem Rückzug der Regierungstruppen von
anhaltenden Angriffen auf die Stadt und auf andere Teile der Provinz
Suweida. Auch Syriens Informationsminister Hamsa
al-Mustafa sagte, dass die Waffenruhe weiterhin brüchig sei.

Der Sprecher einer bewaffneten drusischen Gruppe, Bassem Fakhr, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Beduinen seien aus der Stadt “vertrieben” worden. “Wir wollen die Waffenruhe einhalten, aber die Beduinen greifen uns von mehreren Gebieten außerhalb der Stadt aus an”, sagte er.

In der überwiegend von Drusen bewohnten Provinz Suweida hatten am vergangenen Sonntag Gefechte zwischen Kämpfern der Minderheit, die im elften Jahrhundert aus dem schiitischen Islam hervorgegangen ist, und den sunnitischen Beduinen begonnen. Zwischen den beiden Volksgruppen gibt es seit Langem Auseinandersetzungen, die immer wieder zu Gewalt führen. 

Zur Unterstützung der Beduinen kamen Kämpfer syrischer Stämme in die Region. Den Beduinen gelang es dadurch, zeitweise Teile der gleichnamigen Provinzhauptstadt einzunehmen. Zugleich griff Israel aufseiten der Drusen ein, indem es Konvois der syrischen Regierungsarmee auf dem Weg nach Suweida bombardierte, aber auch Regierungsgebäude in Damaskus. Israel stimmte inzwischen einer Waffenruhe mit der syrischen Regierung zu.

Mehr als 900 Menschen bei Kämpfen getötet

Bei den seit fast einer Woche andauernden Kämpfen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bislang rund 940 Menschen getötet. 326 der Toten seien drusische Kämpfer, 262 drusische Zivilisten. Unter den Toten sind laut der Beobachtungsstelle zudem 312 Sicherheitskräfte der Regierung und 21 Beduinen. Durch die israelischen Angriffe wurden 15 weitere Regierungskämpfer getötet, wie die Beobachtungsstelle weiter mitteilte. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen, gelten in der Regel aber als zuverlässig.

Rund sieben Monate sind seit dem Sturz des Assad-Regimes vergangen. Die neue Regierung in Syrien ringt weiter um die Kontrolle über Teile des Staatsgebiets. Ein Teil der
drusischen Gemeinschaft in Suweida fordert Autonomie, andere Vertreter
sind offen für eine Integration in die neue syrische Armee.

In Syrien lebten vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg etwa 700.000
Drusen, die meisten von ihnen in der Provinz Suweida. Die im 11.
Jahrhundert aus dem Islam hervorgegangene religiöse Minderheit macht
etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Drusen leben auch im
Libanon, in Israel und auf den Golanhöhen.

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