Geopolitik

Syrien: „Demokratie statt Theokratie!“ – Erste Proteste in Damaskus für einen zivilen Staat | ABC-Z

Erstmals seit dem Sturz des Langzeitmachthabers Baschar al-Assad und der Machtübernahme dschihadistischer Rebellen ist in der syrischen Hauptstadt Damaskus ein Protest abgehalten worden. Hunderte Anhänger säkularer Parteien und Gruppen forderten am Donnerstag auf dem Umajjad-Platz eine breite Beteiligung an der künftigen Regierung des Landes, um beim Aufbau eines modernen Syriens ohne konfessionelle und religiöse Spaltungen zu helfen. Andere forderten einen nationalen Dialog mit dem Ziel einer integrativen Zukunft für alle Syrer.

„Wir sind heute hier, um einen zivilen Staat zu fordern, der alle Menschen respektiert, unabhängig von ihrer Konfession oder ihren religiösen Überzeugungen“, sagte der Lehrer Taslim Hamscho, der an der Demonstration teilnahm. Einige hielten Banner in arabischer Sprache in die Höhe, auf denen „Demokratie statt Theokratie“ zu lesen war.

Bislang verlief der Übergang in Syrien überraschend reibungslos, aber es sind noch keine zwei Wochen seit dem Sturz Assads vergangen. Das Land ist Heimat diverser Glaubensgemeinschaften. Und es gibt eine wachsende Angst unter Minderheiten, darunter Christen, ob ihre Rechte und ihre Sicherheit unter der wichtigsten Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham, einem einstigen Al-Kaida-Ableger, gewährleistet sein werden. „Unser ultimatives Ziel ist es, dass Syrien ein Staat für alle ist“, sagte der Filmregisseur Rami Nidal.

Nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad liegt die politische Führung in Syrien bei der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham. Aussagen zur Rolle der Frauen hatten für Kritik gesorgt. Auf Plakaten sei unter anderem zu lesen gewesen: „Keine freie Gesellschaft ohne freie Frauen“. Aussagen des HTS-Sprechers Obaida Arnaut im libanesischen Fernsehen zur Rolle der Frauen hatten im Vorfeld der Demonstration für Kritik gesorgt. Arnaut sagte dabei unter anderem, dass Frauen aufgrund ihrer „biologischen Natur“ für das Amt einer Verteidigungsministerin oder für Rollen in der Justiz ungeeignet seien.

Christen, Alawiten und andere Minderheiten fürchten nach dem Sturz Assads mögliche Repressionen. HTS-Anführer Ahmad al-Scharaa, auch bekannt als Abu Mohammed al-Dschulani, gab sich zuletzt moderat und hatte ein Syrien für alle versprochen.

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