Politik

Synagoge Reichenbachstraße in München: Merz will Antisemitismus stärker bekämpfen | ABC-Z

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat den jüdischen Gemeinden ein entschiedenes Vorgehen gegen Antisemitismus zugesagt. Er sage hiermit “jeder Form des alten und des neuen Antisemitismus in Deutschland (…) den Kampf an”, sagte Merz bei der Wiedereröffnung der Synagoge Reichenbachstraße in München. Das während der NS-Zeit verwüstete und nun restaurierte Gotteshaus im Bauhaus-Stil bezeichnete er als “Kunstdenkmal”, das “Ausdruck jüdischer Lebenskraft” in Deutschland sei.

Man werde im Namen der Bundesregierung alles Mögliche tun, damit jüdische Menschen in Deutschland “ohne Angst leben, feiern und studieren können”, sagte Merz.  Er sei entsetzt darüber, dass Antisemitismus in Deutschland wieder aufgeflammt sei. Dies beschäme ihn als jemanden, der “mit dem ‘Nie wieder’ als Auftrag” aufgewachsen sei, sagte der Kanzler.

Trotz der Verbrechen des Holocaust sei Antisemitismus nie aus Deutschland verschwunden, sagte Merz. Stattdessen sei der Nationalsozialismus verschwiegen und sich nicht mit der eigenen Schuld auseinandergesetzt worden.

Merz macht Migration teilweise für steigenden Antisemitismus verantwortlich

Einen weiteren Grund für wachsenden Antisemitismus sieht Merz nach eigener Aussage auch in der Migration. So sei ein beachtlicher Teil der Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten zugewandert seien, in Herkunftsländern sozialisiert worden, “in denen Antisemitismus geradezu Staatsdoktrin ist, Israelhass schon Kindern vermittelt wird”. Davor habe man “in Politik und Gesellschaft zu lange die Augen verschlossen”. 

Mit Blick auf den 7. Oktober 2023 sprach Merz vom “größten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Shoa”. Bei dem Überfall der Hamas auf israelische Grenzorte waren mehr als 1.200 Menschen getötet worden. 

Merz hatte bereits in der Vergangenheit vom sogenannten “importierten Antisemitismus” gesprochen, unter anderem während eines Interviews mit dem rechtskonservativen US-Sender Fox News. Aktuelle Studienergebnisse zeichnen derweil ein gemischtes Bild zur Verteilung von antisemitischen Tendenzen in den einzelnen Bevölkerungsschichten. So kommt eine Expertise vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin (PDF)
zur Verbreitung von Antisemitismus unter Menschen mit
Migrationshintergrund zu unterschiedlichen Ergebnissen in den
verschiedenen Ausprägungen von Judenfeindlichkeit.

Kritik am Kulturbetrieb

Mit Verweis auf jüngste Zwischenfälle im Kulturbetrieb fuhr Merz fort, man werde Judenfeindlichkeit “auch nicht dulden im Gewand der vermeintlichen Freiheit der Kunst, der Kultur und der Wissenschaft”. Zuletzt hatte die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres aus Israel stammenden Dirigenten Lahav Shani von einem
belgischen Musikfestival für Diskussionen gesorgt. Die Veranstalter begründeten ihre Entscheidung damit, dass sich Shani nicht hinreichend vom Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza distanziert habe.

Die wiedereröffnete Synagoge in der Reichenbachstraße in München war am 5. September 1931 erstmals eröffnet worden. Während der Pogromnacht am 10. November 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten verwüstet und anschließend als Werkstatt und Lager zweckentfremdet. Nachdem sie nun längere Zeit leer gestanden hatte, soll sie künftig wieder für Gottesdienste genutzt werden.

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