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Symbolträchtiger Gegenzoll: Wirtschaftsweise empfiehlt Harley-Davidson-Zuschlag | ABC-Z


Symbolträchtiger Gegenzoll

Wirtschaftsweise empfiehlt Harley-Davidson-Zuschlag

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Dass US-Präsident Trump auch EU-Waren mit Handelszöllen belegt, scheint nur noch eine Frage der Zeit. Die Wirtschaftsweise Grimm empfiehlt als Gegenmaßnahme eine gemeinsame „harte Linie“ der EU-Länder. Derzeit steht Deutschland Experten zufolge jedoch noch relativ gut da.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat die EU aufgefordert, auf mögliche US-Zölle mit gezielten Gegenmaßnahmen wie EU-Zöllen auf Harley-Davidson, Whiskey oder Jeans zu reagieren. „Es gilt für die EU eine harte Linie zu fahren, ohne eine Eskalation des Handelskonflikts zu riskieren“, sagte Grimm der „Rheinischen Post“. „Die EU sollte geschlossen auftreten und nicht auf bilaterale Deals mit einzelnen Mitgliedstaaten setzen. In der Vergangenheit haben gezielte Gegenmaßnahmen, etwa auf US-Exporte mit hoher Symbolkraft Wirkung gezeigt, etwa auf Harley-Davidson, Whiskey oder Jeans“, sagte das Mitglied im Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung.

„Die EU sollte sich auf die Verhandlungen gut vorbereiten und Bereiche identifizieren, wo Zugeständnisse nicht schaden oder vielleicht sogar nützen. Im Bereich der Energieimporte wäre das etwa möglich“, riet Grimm. Trumps Vorgehen folge einem bekannten Muster: „Es werden aggressive Maßnahmen wie Zölle verhängt oder angedroht. Dann beginnt die Verhandlung, in der er möglichst viele Zugeständnisse herausholen will. Darauf muss sich auch die EU einstellen, insbesondere im Automobilsektor, den Trump wiederholt als Ziel genannt hat“, sagte Grimm.

Zölle gegen Kanada, China und Mexiko

Trump hatte kürzlich neue Zölle auf importierte Waren aus Kanada, Mexiko und China angeordnet – die in Richtung von Mexiko gerichteten Zölle nun aber noch einmal für einen Monat ausgesetzt. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen derzeit nicht mit dramatischen Auswirkungen dieser US-Strafzölle gegen andere Länder auf die deutsche Wirtschaft. Das würde sich jedoch ändern, sobald der US-Präsident Strafzölle gegen die EU folgen lässt. So lautet die einhellige Einschätzung am Münchner Ifo-Institut, im Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und am Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in den Antworten auf eine dpa-Anfrage.

„Die Effekte für Deutschland werden insgesamt nur marginal sein“, sagt Julian Hinz, Leiter des Forschungszentrums Handelspolitik am IfW, zur derzeitigen Situation. „Das liegt daran, dass es zwar negative Einflüsse gibt – Preise werden steigen, Kaufkraft sich verringern, Produktion wird zurückgehen – aber es auch leicht positive Effekte für deutsche Unternehmen durch Handelsumleitungen geben kann.

Auch die Münchner Ökonomin Lisa Flach meint, dass deutsche Exporte in die USA sogar steigen könnten, „da Produkte aus China, Kanada und Mexiko in den USA weniger wettbewerbsfähig werden.“ Für Deutschland bestehe das höchste Risiko weiterhin darin, „das nächste Ziel der Trump-Zölle zu werden“, sagt die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft.

Gefahr eines Zollkriegs

Das DIW in Berlin rechnet ebenfalls nur mit geringen direkten Auswirkungen. Dem stehe aber das stark gestiegene Risiko eines eskalierenden globalen Handelskonfliktes gegenüber, sagen die Konjunkturexperten Pia Hüttl und Ruben Staffa. „Die exportabhängige Wirtschaft Deutschlands hätte hier besonders viel zu verlieren.“

„Ein Zollkrieg würde die Industrierezession in Deutschland weiter verschärfen“, prophezeit der Ökonom Friedrich Heinemann am Mannheimer ZEW. Wenn Trump – wie zu erwarten – auch Waren aus der EU mit Zöllen belege, werde das wichtige Industriebranchen treffen, „die einen besonders hohen Handelsüberschuss mit den USA haben: den Fahrzeugbau, den Maschinenbau, die Pharmaindustrie und die Elektrotechnik.“

Trumps Politik könnte auch die Abwanderung heimischer Unternehmen beschleunigen. „Wir müssen damit rechnen, dass manche deutsche Industrieunternehmen sich für eine Verlagerung von Teilen der Produktion in die USA entscheiden, um sowohl von den geplanten niedrigeren Steuern zu profitieren als auch um Zölle zu umgehen“, sagt Ifo-Außenhandelschefin Flach.

Die USA hätten bei vielen Standortfaktoren die Nase vorn, meint ZEW-Ökonom Heinemann. „Der Arbeitsmarkt ist flexibler, die Bürokratie geringer, die Arbeitsbereitschaft der Menschen ist höher, die Energiekosten sind niedriger. Es braucht keine Trump-Zölle, um den Exodus in Richtung USA auszulösen, er ist ohnehin im Gang.“

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