Super-Bowl-Halbzeitshow: Palästina-Protest, Polizei nimmt Tänzer fest | ABC-Z

Viel war spekuliert worden, ob die Halbzeitshow von Kendrick Lamar von der NFL zensiert werden muss. Der Auftritt des Rappers wirkt im Vergleich zu den Vorjahren unaufgeregt. Zum Skandal auf dem Rasen kommt es kurz vor Schluss. Im TV Ist davon nichts zu sehen.
Kendrick Lamar begann seine Halbzeitshow auf der Motorhaube eines besonderen Autos. Der Rapper hockte beim 59. Super Bowl auf der Front eines schwarzen Buick Grand National GNX. Lamars jüngstes Album ist nach dem berühmten US-Auto benannt, das in seinem Geburtsjahr 1987 herauskam. Gleichzeitig ist es mit dem Buick Regal verwandt, das Auto, in dem ihn sein Vater nach der Geburt aus dem Krankenhaus nach Hause brachte. Dass er „Storytelling“ liebt, das Erzählen von Geschichten, hatte Lamar im Vorfeld seines Auftritts betont.
Der 37-Jährige begann seine Performance logischerweise auch mit dem „GNX Preview Song“, bevor er „Squabble Up“ und „Humble“ anschloss. Tänzer in weißen, blauen und roten Overalls tanzten um den Rapper herum und formten zwischenzeitlich eine US-Flagge.
All das fand in einer riesigen, grauen Kulisse mit vier Bühnen statt, durch deren Mitte eine angedeutete Straße mit Laternen verlief. Alle Bühnen-Teile waren mit Leuchtröhren verbunden, die synchron zu den zehntausenden kleinen Lichtern im Publikum leuchteten.
Samuel L. Jackson tritt auf
Im Vergleich zu den pompösen Auftritten von Rihanna und Usher in den vergangenen Jahren, die deutlich mehr Gast-Stars und vor allem Outfits verschlissen, wirkte die Darbietung von Lamar fast bodenständig. Der Rapper verzichtete auf Kleider-Wechsel und trug ununterbrochen eine blaue College-Jacke, Jeans und funkelnde Juwelen um den Hals.
Dafür war seine gesangliche Leistung über jeden Zweifel erhaben. Lamar flog durch die Zeilen seiner Lieder „DNA“, „Euphoria“ und „Man At The Garden“, zwischendurch hatte dann plötzlich Samuel Jackson einen Cameo-Auftritt. Die Schauspiel-Legende trat als Uncle Sam auf. Später tanzte auch noch Ex-Tennis-Star Serena Williams durch das Bild.
Es folgte ein kurzer Teaser zu seinem erfolgreichen Disstrack „Not Like Us“, doch gerade als die Menge losjubelte, brach Lamar ab, vorerst. Stattdessen trat Gast-Sängerin SZA, gekleidet in einem roten Lederanzug, auf einer anderen Bühne in Erscheinung. Gemeinsam sangen sie erst „Luther“ und dann „All the Stars“.
Ein wenig nervös machte Lamar die NFL-Verantwortlichen schließlich, als er doch noch seinen jüngsten Erfolgssong „Not Like Us“ anstimmte. Im Vorfeld der Show wurde in US-Medien darüber spekuliert, ob die NFL den Auftritt des Rappers bei diesem Lied zensieren. Bei den Verantwortlichen bestand die Sorge, dass der Rapper seinen öffentlichen Streit mit seinen Musiker-Kollegen Drake und J. Cole vor der Weltöffentlichkeit fortsetzen könnte.
Palästina-Flitzer stört Halbzeitshow
Die über Monate andauernde Fehde gipfelte darin, dass Lamar – als Reaktion auf unbelegte Vorwürfe der häuslichen Gewalt – seinen Kontrahenten Drake in „Not Like Us“ in die Nähe von Sexualstraftätern wie Harvey Weinstein gerückt hatte. In der Halbzeitshow sprach Lamar Drake sogar direkt an, deutete das Wort „Pädophiler“ aber nur an.
Der eigentliche Skandal spielte sich währenddessen in der Menge der schwarz-gekleideten Tänzer ab, die Lamar auf der Bühne zur Seite gekommen war. An dem Auto, an dem der Musiker seinen Auftritt begonnen hatte, zückte einer der Tänzer plötzlich kombinierte Flaggen der Palästinensergebiete und des Sudans. Sekundenlang wedelte er damit herum; erst als er sich aus der tanzenden Menge löste, eilten Sicherheitskräfte herbei und zerrten den Flitzer während der noch laufenden Choreografie vom Rasen. Im TV war von der Protest-Aktion nichts zu sehen.
Die NFL bestätigte der US-Nachrichtenagentur AP nach dem Spiel, dass die Person zu den 400 Tänzerinnen und Tänzern gehörte, die für die Show im Superdome von New Orleans aufgetreten waren. Die Person wurde von der Polizei festgenommen, wie die Behörden bestätigten.
Ein NFL-Sprecher teilte zudem mit, die Person werde lebenslang der Zutritt zu allen NFL-Spielen und -Veranstaltungen untersagt. Auch der Veranstalter, die Firma Roc Nation von Musik-Star Jay-Z, distanzierte sich von der Aktion. „Das war nicht geplant, kein Teil der Produktion und nie Teil der Proben“, hieß es.
Es war der mit Abstand größte Aufreger während einer Halbzeitshow der unaufgeregteren Art.