Sturm „Alfred“ zerstört das Land – Jetzt lauert unerwartete Gefahr | ABC-Z

Berlin/Sydney. Ein Sturm hat Australien schwer im Griff. Die Folgen sind im ganzen Land zu spüren. Jetzt gesellt sich noch ein weiteres Problem dazu.
Tagelang war Australien in Sorge vor einem bevorstehenden Sturm. Inzwischen gilt „Alfred“ zwar nicht mehr als Zyklon, doch die Schäden, die das tropische Tiefdruckgebiet in und um Brisbane im Osten Australiens derzeit verursacht, sind enorm. Wellen, so hoch wie „drei- oder vierstöckige Gebäude“, die von „Alfred“ aufgewirbelt wurden, haben Millionen Kubikmeter Sand der rund 500 Kilometern langen Küste zwischen Coffs Harbour im Bundesstaat New South Wales und der Sunshine Coast in Queensland weggespült.
Laut dem australischen Sender ABC hat der Sturm zu einer so extremen Stranderosion geführt, dass in einigen Dünen, auch an den berühmten Touristenabschnitten der Gold Coast, bis zu sechs Meter hohe Steilhänge entstanden sind. Auch andernorts sind die Schäden beachtlich: Winde mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h haben etliche Bäume in der dichtbesiedelten Region in und um Brisbane umstürzen lassen.
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Rund vier Millionen Menschen sind von dem Extremwetter betroffen. Am Sonntag waren rund 300.000 ohne Strom, eine davon war die deutsche Auswanderin Angela Heise, die per Textnachricht am Sonntagmittag (Ortszeit) schrieb: „Immer noch kein Strom, und Regen und Wind wechseln sich in Heftigkeit ab und sind stärker als gestern. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich warm und trocken bin.“
Zyklon Alfred: Dramatische Szenen im ganzen Land
So viel Glück hatten bei weitem nicht alle: Ein 61-jähriger Mann kam in den Überschwemmungen, die der Sturm auslöste, ums Leben. Laut Anwohnern soll sich der Mann noch verzweifelt an einen Ast geklammert haben, nachdem sein Auto von den Wassermassen weggeschwemmt worden war. Doch bevor Retter ihn erreichen konnten, riss eine Welle ihn fort. Lokale Medien berichteten später, dass nur noch die Leiche des Mannes geborgen werden konnte.
Dramatische Szenen spielten sich am Samstag auch in Lismore im Norden von New South Wales ab, als zwei Fahrzeuge der australischen Streitkräfte, die zur Hilfe in der Region abgestellt waren, in einen schweren Verkehrsunfall gerieten und rund 35 Menschen verletzt wurden. Am Sonntag befanden sich noch zwölf Soldaten im Krankenhaus.
Unverständnis: Surfer nutzen die Wellen – und müssen blechen
„Alfred“ beschäftigt den Osten des Landes inzwischen seit Tagen. Ursprünglich war damit gerechnet worden, dass der zunächst als Zyklon eingestufte Sturm am Donnerstagabend und dann am Freitagmorgen zuschlagen würde. Letztendlich traf er dann aber erst am Samstag auf Land. „Es wird seit langem behauptet, dass tropische Wirbelstürme ihren eigenen Kopf haben“, schrieb der Meteorologe Anthony Cornelius auf sozialen Medien. Tropische Wirbelstürme im Korallenmeer hätten den wenig beneidenswerten Titel, die am schwierigsten vorherzusagenden Systeme der Welt zu sein. „Alfred“ habe wahrhaftig gezeigt, warum das so ist.
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Zwar gab die Verzögerung Hausbesitzern mehr Zeit für die Vorbereitung, sie brachte aber auch viele Schaulustige mit sich, die die Auswirkungen des Sturms an der Küste beobachten wollten – darunter etliche Surfer, die den gefährlichen Wellen trotzten, obwohl bis zu 16.000 Australische Dollar Strafe (rund 9300 Euro) auf derartiges Verhalten steht.
Eine Straße im australischen Lismore ist komplett überflutet.
© DPA Images | Jason O’brien
Herzerweichende Bilder von erschöpften Tieren
Besonders hart trifft das Extremwetter derzeit auch die lokale Tierwelt: Wildtierretter auf Minjerribah/North Stradbroke Island vor Brisbane meldeten ein eher seltsames Verhalten der Koala-Kolonie der Insel. Viele der Beuteltiere hätten sich an Bäumen in Strandnähe festgehalten und wären beinahe mit diesen ins Wasser gestürzt und weggeschwemmt worden, berichtete Jodie Ahkee von der Wildlife Rescue Minjerribah, in einem Telefoninterview mit dieser Redaktion. Andere haben auf Zäunen gesessen und hätten sich dort festklammert.
„Die Tiere sind erschöpft und gestresst“, sagte die Tierretterin, die mit ihrem Team loszog, um Koalas von den Bäumen an der Küste zu holen und sie weiter ins Innere der Insel zu transferieren. Auch einen tropischen Vogel hätten sie völlig kraftlos auf dem Bürgersteig aufgefunden und in Sicherheit gebracht, so Ahkee.
Nach dem Sturm: Neue Gefahr droht
Während „Alfred“ sich in den kommenden Tagen weiter abschwächen soll, stehen die Küstenbewohner und -bewohnerinnen vor substanziellen Aufräumarbeiten. Schon jetzt warnte die Polizei dabei nicht nur vor fallenden Trümmern und Stromleitungen, sondern auch vor Giftschlangen und -spinnen, die durch die starken Regenfälle an unerwarteten Orten auftauchen könnten.

Die Strände im Osten des Landes haben extrem unter dem Sturm gelitten.
© AFP | DAVID GRAY
Neben guter Kleidung wird derzeit auch das Tragen einer N95-Schutzmaske empfohlen, da der Schlamm und das schmutzige Wasser kontaminiert sein könnten. Nach Überschwemmungen im Norden des Bundesstaates Queensland Anfang des Jahres starben 16 Menschen an einer Infektion mit Melioidose, einem im Schlamm vorkommenden Bakterium.