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Studien zur Klimakrise: Die nächste Eiszeit fällt aus | ABC-Z

Berlin taz | Ein großes Pfund der Klimaskeptiker ist „Die kalte Sonne“: In diesem Buch beschreibt Fritz Vahrenholt, ehemaliger Umweltsenator Hamburgs und Manager bei RWE, warum die Klimakatastrophe ausfällt – grob gesagt, weil unmittelbar eine neue Eiszeit bevorstehe. Einem internationalen Forschungsteam ist es nun gelungen, Gesetzmäßigkeit bei jenen Faktoren zu entschlüsseln, die zu einer Eiszeit führen – darunter die Neigung der Erdachse, die Form der Erdbahn um die Sonne, oder etwa Schwerkrafteinflüsse der Planeten Venus und Jupiter. Solche Parameter bestimmen, wie stark oder schwach die Sonnen auf die Erde einstrahlt – und damit den Zyklus der Eiszeiten.

Das Team unter Leitung der Universität Cardiff werteten unter anderem Sauerstoff-Isotopenwerte von fossilen Einzellern – sogenannten Foraminiferen – aus, die sich seit den vergangenen 800.000 Jahren am Boden der Ozeane abgelagert hatten. Das in deren Kalkschalen gespeicherte Isotopenverhältnis verrät, welche klimatischen Bedingungen zu ihrer Lebenszeit auf der Erde herrschten und liefert so eine Klimakurve. Zudem werteten die Forscher den Stand der Erdachse und die Erdumlaufbahn während dieser Zeit aus. „Wir waren überrascht, einen so deutlichen Einfluss der verschiedenen Orbitalparameter auf die Klimaaufzeichnungen zu finden“, erklärt Stephen Barker, Hauptautor und Professor für Geowissenschaften in Cardiff.

Mit den gefundenen Parametern lässt sich nun vorhersagen, wann die nächste Eiszeit kommt: In rund 10.000 Jahren wird ihr Verhältnis zum nächsten Mal wieder so sein, dass sich das Erdklima abkühlen muss und eine weitreichende Vergletscherung einsetzen wird. Zumindest theoretisch. Praktisch halten die For­scher:in­nen eine solche Eiszeit aber für unwahrscheinlich, „weil die menschlichen Emissionen von Kohlendioxid in die Atmosphäre das Klima bereits von seinem natürlichen Verlauf abgelenkt haben“, wie Co-Autor Gregor Knorr vom Alfred-Wegener-Institut begründet.

Das heißt: Die bisherige Klimaerhitzung hat bereits auch das natürliche Auf und Ab des Eiszeitklimas durcheinander gebracht. Demnach gibt es keine „kalte Sonne“ mehr, auch nicht in 10.000 Jahren. Die Studie ist im Fachmagazin Science erschienen.

Was ist mit Golfplätzen?

Auch ein anderes Argument der Geg­ne­r:in­nen der Energiewende wurde durch eine neue Studie entkräftet: Gern behaupten diese, Wind- und Sonnenkraftwerke, die Träger der Energiewende, benötigen viel freie Fläche, was eine Konkurrenz zu anderen Flächennutzungsarten erzeugt – etwa zur Landwirtschaft, zu Wohnzwecken bis hin zu Naturschutzgebieten. Wis­sen­schaft­le­r:in­nen des Forschungszentrums Jülich haben diesen Vorwurf nun einmal überprüft. Und zwar mit Golfplätzen. Mit überraschendem Ergebnis: In Deutschland gibt es mehr als 1.000 Golfanlagen. Diese beanspruchen 125 Prozent so viel Fläche wie alle Solaranlagen zusammen.

In Großbritannien belegen Golfplätze sogar sechsmal so viel Fläche wie die Photovoltaik, am meisten Golfplätze gibt es in den USA mit 16.000. Ende 2024 gab es der Studie zufolge weltweit 38.400 Golfplätze, die For­scher:in­nen generierten ihre Daten durch die Auswertung von OpenStreetMap. Würde man diese zu Solarparks umbauen, entstünde ein Kraftwerkspark mit 842.000 Megawatt Solarleistung. Das ist achtmal mehr, als derzeit in Deutschland installiert ist.

Die Forschenden kritisieren die verzerrte Dimension der Debatte: Golfklubs nutzen überwiegend reiche Menschen. Golfplätze hätten zudem auch signifikant negative Umweltfolgen, wie die Forscher schreiben: Die intensive Rasenpflege führt zu hohem Wasserverbrauch und dem Einsatz chemischer Spritzmittel. Fazit der Forscher: Obwohl das so ist, stehen solche Flächen drastisch weniger in der Kritik als Wind- und Solarparks.

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