Studie enthüllt ein neues Frühmerkmal – Positivitäts-Bias entscheidend | ABC-Z

Aktuelle Schätzungen zeigen: Rund 1,8 Millionen Deutsche leiden an Demenz. Im Durchschnitt kommen täglich 900 neue Fälle dazu, wie die Daten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft nahelegen. Je früher Anzeichen einer beginnenden Demenz erkannt werden, desto höher die Chancen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. In einer neuen Studie fand ein internationales Forscherteam ein neues Frühmerkmal, das auf die abnehmende kognitive Leistung hindeutet – und möglicherweise eine Demenzerkrankung ankündigt.
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Studie: Was hinter dem Positivitäts-Bias wirklich steckt
Wie die Studienautoren erklären, haben ältere Erwachsene häufig Schwierigkeiten damit, negative Gesichtsausdrücke als solche zu erkennen. Oft nehmen sie neutrale oder gemischte Emotionen als positiv wahr. Bisher ging die Wissenschaft davon aus, dass dieses Phänomen – auch Positivitäts-Bias genannt – ein Schutzmechanismus ist, der das emotionale Wohlbefinden im Alter stärkt. Die neue Studie legt jedoch nahe, dass es vielmehr ein Hinweis auf einen fortschreitenden kognitiven Abbau sein könnte.
Ältere Menschen haben häufig Schwierigkeiten, negative Emotionen zu erkennen. Laut Forschern könnte es ein frühes Warnsignal für Demenz sein.
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Im Rahmen der Untersuchung wurden 665 Erwachsene unterschiedlichen Alters daraufhin getestet, welche Emotionen sie auf Fotos von Gesichtern erkennen konnten. Zusätzlich analysierte das Forschungsteam mithilfe von Gehirnscans, wie das Gehirn auf die gezeigten Bilder reagiert. Diese Kombination ermöglichte es, Gedächtnisleistung und Denkvermögen der Teilnehmer zu untersuchen.
Forscher entdecken ein mögliches Früh-Merkmal
Das Ergebnis entsprach den Erwartungen: Ältere Erwachsene hatten größere Schwierigkeiten, negative Emotionen wie Traurigkeit oder Wut zu erkennen, während sie positive Emotionen deutlich schneller und verlässlicher wahrnahmen. Der Positivitäts-Bias – die Tendenz, Emotionen grundsätzlich positiver wahrzunehmen und zu bewerten – wurde in der Studie erneut bestätigt. Neu an diesem Ansatz ist jedoch, dass die Ausprägung des Bias mit der geistigen Leistung in Zusammenhang steht.
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Dabei zeigte sich: Je weniger ausgeprägt die Fähigkeit älterer Teilnehmer war, positive Emotionen zu erkennen, desto stärker war das Volumen der grauen Substanz in dem für Gedächtnisleistungen verantwortlichen Gehirnbereich reduziert. Außerdem war die Verbindung zwischen diesem Gehirnareal und dem orbitofrontalen Kortex stärker aktiviert.
Die Forscher schlussfolgern, dass der altersbedingte Positivitäts-Bias direkt mit dem kognitiven Abbau verknüpft ist. Langfristig könnte er möglicherweise als ein frühes Warnsignal für Demenz dienen. Um diese Annahme abzusichern, sollen künftige Längsschnittstudien das Phänomen weiter untersuchen.