Wirtschaft

Studentin entkleidet sich auf Campus in Teheran | ABC-Z

Eine junge Iranerin läuft in Unterwäsche über den Campus der Freien Universität für Wissenschaft und Forschung in Teheran. Sie setzt sich auf eine Mauer, diskutiert mit dem Wachschutz, läuft in Richtung Ausgang des Campusgeländes und zieht schließlich noch ihre Unterhose aus. Dann wird sie von Sicherheitspersonal gewaltsam in ein Auto gezerrt und zur Polizei gebracht. All das zeigen Videos, die Studenten am Samstag im Internet verbreitet haben.

Viele Aktivisten sehen im Verhalten der Frau eine Form der Rebellion gegen die Kleidervorschriften der Islamischen Republik. Sie loben ihren Mut und bezeichnen sie als Inspiration. Die Frau soll im siebten Semester französische Literatur studiert haben. „Sie repräsentiert eine Generation, die nicht länger im Schatten von Angst und Unterdrückung leben will“, kommentiert etwa der entlassene Universitätsdozent Hassan Bagherinia.

Was für eine Protestaktion spricht

Es kursieren unbestätigte Berichte, wonach Moralwächter der Universität die Studentin vorher wegen unangemessener Kleidung gemaßregelt und dabei im Streit ihre Kleidung zerrissen hätten. Daraufhin habe sie sich ausgezogen. Von diesen mutmaßlichen Vorgängen gibt es jedoch keine Videos.

Für eine Protestaktion spricht, dass mehrere Studenten dem Sender BBC berichteten, die Frau sei zuvor, noch angezogen, in ihren Seminarraum gestürmt. Sie habe die anderen Studenten gefilmt und gerufen, sie werde sie „befreien“. 

Universität stellt die Ereignisse anders dar

Die Universität stellt die Ereignisse anders dar. Der Chef der Presseabteilung, Amir Mahdschoub, wies die Berichte über einen Konflikt mit Moralwächtern als falsch zurück. Die Polizei habe ihm gesagt, die Frau leide unter psychischen Problemen, auch wegen einer Scheidung. „Ich hoffe, dass wir virtuelle Gerüchte verhindern können, um den Ruf ihrer Familie und die Zukunft ihrer Kinder nicht zu gefährden“, schrieb Mahdschoub auf der Plattform X.

Zudem verbreitete er ein Video, in dem ein unkenntlich gemachter Mann sich als geschiedener Ehemann der Studentin ausgibt und unter Tränen darum bittet, keine weiteren Videos zu verbreiten. Allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass Behörden Protest als Psychose ausgeben.

Unabhängig von den Gründen ihres Verhaltens zeigen Menschenrechtler sich besorgt über mögliche Repressalien gegen die Frau. Amnesty International forderte ihre sofortige Freilassung. Die Studentenzeitung „Amir Kabir“ berichtete, sie sei in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden.

Seit den Frau-Leben-Freiheit-Protesten von 2022 wird der Kopftuchzwang auch an den Universitäten schärfer durchgesetzt. So gibt es an der Freien Universität Kameras mit Gesichtserkennung. Wenn sie einen Verstoß erfassen, wird eine Ermahnung an die Familie verschickt. Nach drei Mahnungen droht ein Ausschluss von der Universität für mindestens ein Semester.

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