Aufruf: „Geht Wählen“: Mehr als 130.000 Menschen protestieren für Klimaschutz | ABC-Z

Aufruf: „Geht Wählen“
Mehr als 130.000 Menschen protestieren für Klimaschutz
14.02.2025, 20:08 Uhr
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Die Migrationsdebatte dominiert den Wahlkampf. Nun zeigen Demonstrationen deutschlandweit, welches drängende Thema dabei außen vor gelassen wird. Zehntausende Menschen gehen in Berlin, Hamburg und anderen Städten für Klimaschutz auf die Straße. Dabei hagelt es Kritik an den Parteien.
Rund eine Woche vor der Bundestagswahl haben Zehntausende Menschen in deutschen Städten für mehr Klimaschutz demonstriert. In Berlin gab die Polizei die Zahl der Demonstranten mit rund 8000 an – die Veranstalter sprachen von 10.000 Teilnehmern. Sie folgten einem Aufruf der Klimaschutz-Initiative Fridays for Future, die einen verstärkten Kampf gegen den Klimawandel und für die Demokratie fordert. Die Initiative sprach am späten Nachmittag von bundesweit 150 Protestaktionen, an denen mehr als 130.000 Menschen teilgenommen hätten. In der Hauptstadt versammelten sich die Menschen vor dem Brandenburger Tor und zogen dann durch das Regierungsviertel. Vor dem Tor posierten Demonstranten mit großen Buchstaben, die den Aufruf „Geht Wählen“ bildeten.
In Hamburg sprachen die Veranstalter von rund 7500 Teilnehmern. In der Vergangenheit waren die Teilnehmerzahlen der Klima-Demos in Hamburg allerdings höher. Im September 2023 kamen laut Polizei 15.000 Teilnehmer, 2019 sogar 70.000. In Hannover beteiligten sich nach Angaben der Polizei nun rund 2200 Menschen an einer Kundgebung. In Freiburg kamen nach Angaben der Organisatoren mehr als 6000 Menschen zum sogenannten Klimastreik zusammen. Die Polizei nannte zunächst keine Teilnehmerzahlen. In Karlsruhe demonstrierten etwa 1500 Menschen, in Stuttgart waren es bei einem Demonstrationszug und einer anschließender Kundgebung etwa 400 Menschen, wie jeweils die Polizei mitteilte. In München kamen nach Angaben der Polizei rund 2000 Menschen zu einer Kundgebung von Fridays for Future.
Kritik an aktueller Beschäftigung mit dem Thema
„2024 war das wärmste Jahr seit 1850 – diese Erhitzung hat heute schon ernsthafte Folgen für unsere Lebensqualität und die unserer Kinder und Enkel“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Julia Verlinden. Jeder, der in Deutschland Verantwortung übernehmen wolle, müsse Klimaschutz als höchste Priorität behandeln. „Das erwarte ich auch von den anderen Parteien“, betonte die Grünen-Politikerin. Verlinden dankte den Demonstranten für ihr Engagement und sagte mit Blick auf den Klimaschutz und ihre Partei: „Wir sind der Garant dafür, Kurs zu halten und das Tempo zu beschleunigen“.
Luisa Neubauer von Fridays for Future sagte bei einer Rede in Berlin: „Wenn die Münchner Sicherheitskonferenz und der Bundesnachrichtendienst sagen, das große Risiko für die Sicherheit in Europa hat auch mit dem Klima zu tun, dann ist es unseriös über die Sicherheit reden zu wollen, ohne über die Klimakrise zu sprechen.“ Mit Blick auf den Unions-Kanzlerkandidaten sagte Neubauer: „Wenn Friedrich Merz sich nicht zu schade dafür ist, die größte aller Krisen zu relativieren, dann stehen wir umso demonstrativer zusammen.“
Im aktuellen Wahlkampf spiele der Klimawandel eine viel zu kleine Rolle, hieß es in einem offenen Brief an die neue Bundesregierung. „Es lässt sich nicht rechtfertigen, dass Parteien in dieser Zeit meinen, einen Wahlkampf machen zu können, ohne auf den größten Bühnen Lösungen für die größte Herausforderung unserer Zeit anzubieten.“ Viele Prominente unterschrieben den Brief, unter anderem die Schauspielerin und Regisseurin Karoline Herfurth und der Rapper Ski Aggu. Fridays for Future hatte zu Beginn des Jahres Forderungen für Deutschland aufgestellt. Darin verlangen sie die Klimaneutralität sowie den Gasausstieg bis 2035, eine Besteuerung von „Superreichen“ und fossilen Unternehmen sowie jährlich 300.000 Jobs für die Klimawende.