Struff siegt und trifft auf Alcaraz in Wimbledon – Sport | ABC-Z

Am Ende schallten „Let’s go, Struffi, let’s go“-Schlachtrufe über den Court 18, auf dem der Amerikaner John Isner und der Franzose Nicolas Mahut 2010 über drei Tage gespielt hatten, ehe Isner im fünften Satz 70:68 gewann. Ganz so lange brauchte der deutsche Tennisprofi Jan-Lennard Struff nicht, aber zumindest über zwei Tage ging sein Zweitrundenmatch. Am Mittwochabend konnte er den zweiten Satz gewinnen, ehe seine Partie gegen den Weltranglisten-28. Felix Auger-Aliassime aus Kanada aufgrund aufkommender Dunkelheit unterbrochen worden war.
Beim Stand von 3:6, 7:6 (9) ging es am Donnerstagnachmittag weiter. Und anders als Alexander Zverev, der sein in der ersten Runde unterbrochenes Duell mit dem Franzosen Arthur Rinderknech bei der Fortsetzung tags darauf anfangs komplett verschlief (und letztlich in fünf Sätzen verlor), war Struff sofort aktiv, offensiv und der bessere Spieler. Nach insgesamt 3:11 Stunden Spielzeit verwandelte der 35-Jährige seinen zweiten Matchball, kurz darauf machte er, eher ein introvertierter Mensch, einen Luftsprung. Mit seinem 3:6, 7:6, 6:3, 6:4-Erfolg hat sich der deutsche Davis-Cup-Spieler ein besonderes Drittrundenmatch erarbeitet. Er trifft an diesem Freitag auf den zweimaligen Wimbledon-Sieger und Titelverteidiger Carlos Alcaraz. Die Partie wird auf dem Centre Court stattfinden. Dort durfte Struff 2018 schon einmal antreten, damals verlor er 3:6, 5:7, 2:6 gegen den Schweizer Roger Federer.
„Drei deutsche Männer im Hauptfeld, das ist deutlich unter unseren Ansprüchen“, sagt Bundestrainer Michael Kohlmann
„Das war ein richtig wichtiges Match für mich, ich habe lange keine zwei Matches in Folge gewonnen“, sagte Struff, der in der Weltrangliste auf den 125. Platz abgerutscht ist und dringend gute Ergebnisse benötigt. Ansonsten kommt er nicht mehr automatisch in die Hauptfelder der größeren Turniere. „Ich bin sehr glücklich, jetzt gegen Alcaraz spielen zu können.“ Gegen den 22-Jährigen, der Anfang Juni bei den French Open seinen fünften Grand-Slam-Titel gewann, spielte Struff bereits vor drei Jahren in Wimbledon, damals brachte er ihn an den Rande einer Niederlage und verlor erst mit 4:6 im fünften Satz. 2021, als Alcaraz noch am Anfang seines Aufstieges in die Weltspitze war, gewann Struff bei den French Open in der ersten Runde in drei Sätzen gegen ihn. „Ich muss gut performen, um ihn in Gefahr bringen zu können“, sagte Struff.
Eine gemischte Wimbledon-Bilanz zog Michael Kohlmann. „Drei deutsche Männer im Hauptfeld, das ist deutlich unter unseren Ansprüchen“, sagte der deutsche Bundestrainer und Davis-Cup-Teamchef; nur Alexander Zverev, Daniel Altmaier und Struff standen in der ersten Runde. „Das ist das erste Mal seit 40 Jahren, dass wir hier so wenige hatten. Da müssen wir besser werden. Das muss unser Ziel sein, auch kurzfristig. Auch wenn es natürlich schwierig ist, so kurzfristig den Schalter umzulegen.“ Über Struffs Erfolg, den er in der Box am Platz verfolgt hatte, freute sich Kohlmann natürlich. „Struff hatte jetzt zwei tolle Matches gezeigt und wird nun auf einem großen Platz spielen. Ich glaube, wir kommen so mit einem blauen Auge davon.“