Ist man gesundheitlich angestoßen, wird man dünnhäutiger | ABC-Z

Berlin. Kolumnist Dieter Puhl hat seine stationäre Untersuchung überstanden – warum er seitdem etwas Besonderes für andere Menschen tut.
Gebetet wurde in Blankenburg ja bislang auch ohne mich, der Anruf von Heinz Lott am Dienstag dieser Woche freute mich dennoch. Meine letzte Kolumne von vergangener Woche war Auslöser. Vor einer Woche musste ich in der Charité unters Messer; die Operation machte mir Sorge, auch Angst. Ich bat die Leserinnen und Leser hier, mir die Daumen zu drücken, gar für mich zu beten.
Heinz war ein früherer Kollege, nun ist er 85 Jahre alt, ist lange pensioniert und noch immer einfach ein feiner Kerl. Das mit Jesus war ihm immer wichtig im Leben. Heinz folgte meiner Bitte und er nahm die Kolumne auch als Anregung, einen Gebetskreis zu gründen: Es gibt etliche, die sich wünschen, dass für sie gebetet wird. Beistand brauchen wir doch oft. Und für die, die da skeptisch sind, ein kleiner Ratschlag gleich am Anfang: Probieren Sie es einfach aus. Gott vertrauensvoll im Gespräch gegenüberzutreten, ist nämlich eine feine Sache.
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Oft geht es dabei nicht um uns, manchmal ist die Liebste krank, dann wieder sind es die Kinder oder Freunde, die Hilfe brauchen. Manche Menschen beten für ihre Tiere, andere wünschen sich Weisheit für die Regierenden. Und es kann sogar sehr intim werden. So betete Papst Franziskus für eine gute Verdauung und etwas zum Verdauen. Dieses Gebet begleitete ihn über vier Jahrzehnte. Unserem Schöpfer ist nichts fremd, und Vertrauen hat etwas mit Vertrauen zu tun. Misstrauen aber, das Gegenteil des Vertrauens, tut niemandem gut.
Ein gutes Medium, um mit Menschen in unmittelbaren Kontakt zu treten
„Es ist ja schön, wenn es in einer Zeit des stark schwächelnden Glaubens noch Menschen gibt, die ihr Geschick in Gottes Hände legen und glauben können, dass ER ihnen hilft. Ich wünsche allen, die sich in ihren Nöten an Gott wenden, seine Hilfe“, schrieb Heiner. Ich teile die Kolumne freitags auf Facebook – ein gutes Medium, um mit Menschen in unmittelbaren Kontakt zu treten. Es gibt hier Reaktionen, Anregungen, Kritik, manchmal Wünsche. Die Daumen drückten viele für mich, gebetet haben etliche. Einige Menschen riefen sogar an, andere schickten kurze Nachrichten. Hey, Ihr Lieben – danke!
Und meine Gesundheit? Es geht mir gut! Schonen soll ich mich, nicht „rumspringen“, das Bett hüten. Das gehörte zum Deal mit der Oberärztin, und deshalb durfte ich die Klinik bereits einige Stunden nach der OP wieder verlassen. Etwas wackelig war mir zumute, meine Freundin holte mich ab – ich umarme Dich, Maria.
Ohne fachlich versierte Ärzte, die freundlich und fürsorglich sind, hat wohl aber auch der liebe Gott einen schweren Stand. Ich möchte glauben: Das ist Teamarbeit. Die Stimme der Narkoseschwester war so beruhigend, vermutlich hätte ich gar keine Betäubung gebraucht. Eine freundliche Anästhesistin nahm mir jede Angst. Eine starke Mannschaft war das – die anderen bekam ich nicht mit, da war ich bereits weggetreten. Merci!
Meine Küche zu Hause bietet einfach Besseres
Egal, wie gut und wie freundlich aber alle zu mir waren – viele sind dort sehr bemüht, das System Krankenhaus menschlich zu gestalten –, ich bin sehr froh, dass das dort nur ein kurzes Gastspiel von mir war. Mal ein Bier, Kartoffelsalat mit Lammbuletten, der Kaffee, ein hübscher Salat und ein tolles Eis – meine Küche zu Hause bietet einfach Besseres, als es eine Stationsküche vermag. Auch wichtig: Hier schnarcht niemand.
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Der gesamte Planet trifft sich übrigens in unseren Krankenhäusern. Geschätzte 70 Prozent der dort Beschäftigten stammen ursprünglich nicht aus Deutschland. Wir sollten freundlicher zu ihnen sein, auch über die Kliniken hinaus. Würden sie Deutschland wieder verlassen – einige überlegen das: Gute Nacht, wir könnten einpacken.
Ist man gesundheitlich angeschlagen, wird man dünnhäutiger für die Geschichten anderer. Vielen geht es doch einfach schlecht oder schlechter. Nicht nur mir war ziemlich mau zumute. Kraft, Mut, Durchhaltewillen, eine ordentliche Portion Optimismus, gute Fachleute und verständnisvolle Menschen, Gott, der ihnen beisteht, guten, tragenden Rückenwind – ich bete selbst gerade für viele. Es hilft. Vielleicht machen Sie ja mit.
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