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Wie gut ist das Restaurant „Ahoi“ von TV-Starkoch Steffen Henssler? | ABC-Z

Es fehlte nicht viel, und der Gast – wie auch eine Reihe von anderen Gästen – hätte das Restaurant gleich wieder verlassen. Das Problem im „Ahoi“ von TV-Starkoch Steffen Henssler in Travemünde war, dass die Terrasse an diesem Abend bereits gut gefüllt war und gleichzeitig Dutzende neuer Gäste ankamen. Alle treffen auf eine einzige Bedienung, die zwar ausgesprochen cool bleibt, aber den Service natürlich nicht bewältigen kann. Nach 35 Minuten gelingt es endlich, die Bestellung aufzugeben. So etwas wirkt natürlich höchst unprofessionell – und wenn man daran denkt, wie der Betreiber des großen Restaurants in privilegierter Lage direkt an der Hafeneinfahrt ansonsten auftritt, hofft man dringend, dass wenigstens die Zubereitung des Essens besser funktioniert.

Überraschenderweise kommt das Essen dann schneller als erwartet. Der Gast beginnt mit „Shrimp ’n’ Chips Luxus-Style mit frischen Fritten ‚Henssler- Style‘, Trüffel-Ponzu-Butter, Zitrone“ (24,50 Euro). Serviert wird in einer Art Bowl, die mit bedruckten „Ahoi Henssler“-Servietten ausgelegt ist. Das sieht aus wie Systemgastronomie und ist dies wohl auch, also ein kulinarisches Konzept, das sich in Filialen (die Website nennt zwölf Standorte) identisch reproduzieren lässt. Es gibt – bei vielen Gerichten – eine große Menge Fritten, die knackig frisch und zuverlässig schmecken.

Shrimp ‚n‘ Chips Luxus-Style mit frischen Fritten ‚Henssler Style‘, Trüffel-Ponzu-Butter, ZitroneJürgen Dollase

Die häufig zu findende Bezeichnung „Henssler-Style“ bezieht sich auf einige kleine Würzzutaten aus dem Mayonnaise-Chili-Bereich, und der „Luxus“ meint wohl die Verwendung von Trüffel – präziser: leider Trüffelöl. Die Garnelen hat man in eine gerade Form gebracht und mit Panko kräftig ausgebacken. Das Ganze schmeckt – auch wegen der soliden Qualität der Garnelen – überraschend gut und ausgetüftelt und hat keine penetranten Überwürzungen oder schlechte Proportionen, wie das bei vielen Fast-Food-Ketten und Systemgastronomien ansonsten zu finden ist.

Es gibt auch etwas aus Hensslers Heimat

Danach muss es dann unbedingt ein Hamburger sein, in diesem Falle der „Teriyaki Beef-Burger, saftiges Beef, Tomate, Romana-Salat, Zwiebelrelish, Sauerrahm, Senf, Steffen’s Teriyaki-Sauce“ (20,50 Euro). Auch hier gibt es eine große Portion Fritten dazu. Wie immer ist eine Hälfte Brot eigentlich überflüssig, weil zu viel Brot die Akkorde uninteressanter macht. Die Spezifität des Ganzen hält sich – anders als bei den Garnelen – in Grenzen. Es gibt ein dickes Stück Fleisch von gutem, aber nicht besonders auffallendem Aroma und zuverlässige Proportionen bei den anderen Zutaten. Glücklicherweise ist die Teriyaki-Sauce in der Henssler-Version nicht so asiatisch und glutamatgesättigt wie in vielen China-Restaurants, sondern von dienlicher Würze, die den eher kostspieligen Burger süffig zusammenhält.

Das Interieur des Restaurants Ahoi Steffen Henssler
Das Interieur des Restaurants Ahoi Steffen HensslerJürgen Dollase

Nach diesen Proben aus einem Programm, das in erster Linie internationale Snack-Standards aus der Systemgastronomie aufnimmt, gibt es aber auch etwas aus der Heimat von Steffen Henssler. „Hamburger Pannfisch Ahoi-Style, gebratenes Kabeljaufilet, Kartoffelpuffer, krosser Speck, Apfelmus, Senfsauce, Petersilie“ (24,50 Euro) heißt es da. Was sich im Titel schon andeutet, ist eine deutlich individualisierte Fassung des Klassikers mit klaren Vorteilen gegenüber den oft lieblosen Versionen in der einfacheren Gastronomie.

Der Fisch ist von guter Qualität, weiß und präzise gegart mit einer schönen Butterkruste. Die rohen Zwiebeln obenauf sollte man allerdings vorher entfernen oder sie nur ganz vorsichtig dosiert einsetzen. Der Fisch liegt auf einer Art Mischung aus Reibekuchen und Kartoffelpuffer, der Speck könnte noch etwas krosser sein und ein wenig mehr Röstnoten haben, und Apfelmus und Senfsauce werden glücklicherweise getrennt serviert, sodass nichts in Saucenfluten versinkt. Es schmeckt nicht schlecht, und die Ausweitung (anderswo gibt es meist nur Fisch und Senfsauce) ergibt Sinn.

Und weil hier auch die offenen Weine – wie etwa ein Sauvignon blanc vom Weingut Pfaffmann – durchaus zu diesem Essen passen, kann man das „Ahoi“ zu den besseren Versuchen zählen, das Feld Fast Food und Systemgastronomie zu verbessern. An der Organisation außerhalb der Küche sollte man aber dringend noch ein wenig arbeiten.

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