Streit um Tarifvertrag: Demo vor der Fachklinik Bad Heilbrunn – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Vor der Fachklinik in Bad Heilbrunn wurde es zur Mittagsstunde laut. „Wir sind mehr wert“, riefen gut 60 Beschäftigte, die dem Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zu einer Kundgebung vor dem Eingang des Reha-Krankenhauses gefolgt waren. Und noch einmal, noch lauter: „Wir sind mehr wert!“ Die Leitung der Klinik, die zur M&I-Gruppe Enzensberg gehört, habe diese Protestaktion vor dem Eingang nicht gerne gesehen und erklärt, dass sie verboten sei, sagte Gewerkschaftssekretär Domingo Heber. „Aber das ist ein Verfassungsrecht, wir machen das immer vor dem Betrieb – wo sonst. Sollen wir vielleicht auf dem Sportplatz demonstrieren?“ Auslöser für die Kundgebung sind die stockenden Tarifverhandlungen zwischen Verdi und dem Verband der Privatkrankenanstalten Bayern (VPKA).
:Eine Reha, die an die Nieren geht
Die Fachklinik Bad Heilbrunn nimmt bundesweit eine Vorreiterrolle in der Rehabilitation Nierenkranker und transplantierter Patienten ein. Die interdisziplinäre Nachsorge umfasst viele Module, darunter auch psychologische Angebote, Sozialarbeit und Schulungen.
Die dauern bereits seit Januar an. Den Manteltarifvertrag, der voriges Jahr verhandelt wurde, hat die Arbeitgeberseite bislang nicht unterschrieben, weil sie ihn mit dem Entgelttarifvertrag verknüpfen will, um den seit nunmehr einem halben Jahr gestritten wird. Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Lohnerhöhung um 10,5 Prozent, die Abschaffung der untersten Entgeltgruppe und zwei zusätzliche freie Tage im Jahr für Verdi-Mitglieder. „Wenn am Ende sieben bis acht Prozent herauskommen, haben wir einen guten Abschluss“, sagt Tobias Opitz, der in der Fachklinik arbeitet. Zusammen mit dem Sprachtherapeuten und Betriebsratsvorsitzenden Stefan Ege-Dustmann, Anja März und Dirk Klaus gehört er der Verhandlungskommission an.
Knackpunkt sind nicht die Lohnsteigerungen an sich, im Juli um drei Prozent, ein Jahr später um 2,8 Prozent. Für untere Entgeltgruppen soll es zwölf Prozent geben, die damit das Mindestlohnniveau erreichten, so Opitz. Mittlere Gehaltsgruppen hätten ein jährliches Plus von 2,2 Prozent. „Das ist nun nicht wirklich gut“, sagt Ege-Dustmann. Der Streit dreht sich für Verdi aber vor allem darum, dass Beschäftigte, die schon länger dabei sind, durch die Veränderungen in der Eingruppierung schlechter gestellt werden sollen. „Alte Kollegen sollen das alte Gehalt behalten können“, sagt Opitz. Das dürfe man nicht abschmelzen. Der VPKA habe das zurückgewiesen, womit „eine rote Linie überschritten“ worden sei.
Für führende Angestellte, beispielsweise eine Stationsleiterin in der Pflege, soll es eigene Tabellen in der Eingruppierung geben. Der Grund: Solche Kräfte sind rar. Vorgesehen sind Opitz zufolge Gehaltssteigerungen von 20 bis 30 Prozent, dies wären bis zu 900 Euro mehr im Monat. Die Verdienstschere zwischen einem normalen Mitarbeitenden und einer leitenden Kraft dürfe nicht zu eng sein, sagt er. Andererseits dürfe man auch nicht ein „ungünstiges Klima schaffen“. Alle seien für die Patienten da, und „die meisten von uns machen jeden Tag gute Arbeit“.

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Die Tarifverhandlungen sollen am Montag, 28. Juli, fortgesetzt werden. Die Kundgebung in Bad Heilbrunn, aber auch ähnliche Aktionen in Aschaffenburg, Ingolstadt oder Enzensberg gäben der Tarifkommission Rückhalt, sagte Betriebsratsvorsitzender Ege-Dustmann. „Wir hätten schon viel früher hier stehen sollen.“ Als Gewerkschaftssekretär Heber dann noch mitteilte, dass der Tarifabschluss für die Ärzte schnell unterzeichnet worden sei, wurde es vor der Fachklinik noch einmal laut: „Wir sind mehr wert.“