Streit um Bau eines neuen Schulgebäudes am Kloster Seligenthal: Schluss mit der Schlammschlacht – Bayern | ABC-Z
Kehrt nach Wochen der öffentlichen Diskussion um die Zukunft der Schulen, um die neue Äbtissin und eine Leserbriefschlacht in der Landshuter Zeitung nun wirklich Ruhe ein in der Abtei Seligenthal und ihren Schulen? Die entscheidende Sitzung des Stiftungsrates der Schulstiftung am späten Dienstagnachmittag verlief Teilnehmern zufolge durchaus konstruktiv – und endete überraschend sogar mit einstimmigen Beschlüssen. Entscheidend für die Schulfamilie ist wohl, dass die Äbtissin, anders als befürchtet, den durchgeplanten und erhofften Neubau für die Wirtschaftsschule nicht mit ihrem Veto beerdigte.
Gelöst ist der Disput freilich nicht, bloß aufgeschoben. Bis zur außerordentlichen Sitzung des Stiftungsrates im Februar 2025 soll eine eigene Arbeitsgruppe aus Kloster, Schulstiftung und Schulen „abstimmungsreife Ergebnisse vorlegen“. So lautet die Mitteilung der Äbtissin Christiane Hansen, die sie im Nachgang zur Stiftungsratssitzung verschicken ließ.
Interessant ist besonders der letzte Satz: Stiftungsrat und anwesende Teilnehmer haben sich demnach „einvernehmlich darauf verständigt, keine über diese Mitteilung hinausgehenden Erklärungen abzugeben“. Das ist als Versuch zu werten, die Debatte wieder einzufangen, die längst am Ansehen der Abtei gekratzt hatte. Die Stadt Landshut und der angrenzende Landkreis waren jedenfalls längst in Wallung geraten über diesen Disput. Angesichts von 2000 Kindern, die in Seligenthal zur Schule oder in den Kindergarten gehen, und von 200 Lehrern sind sehr viele Familien in der Region direkt betroffen und verunsichert.
Auf der einen Seite des Disputs steht die Schulfamilie, die nach zehn Jahren einen Plan und die Finanzierungszusage hatte für ein neues Schulhaus außerhalb der Klostermauern. Der Konvent der Seligenthaler Zisterzienserinnen soll dafür nichts bezahlen. Das meiste der 23,7 Millionen Euro Baukosten würde von der Stadt und dem Landkreis Landshut sowie vom Bistum Regensburg kommen. Die Schulstiftung müsste 1,7 Millionen Euro beisteuern, die laut dem früheren Finanzvorstand der Schulstiftung und langjährigen Landshuter Kämmerer Rupert Aigner auch vorhanden sind.
Kloster Seligenthal in Landshut
:Äbtissin wehrt sich gegen neues Schulgebäude
Warum, das weiß nur die Leiterin des Klosters Seligenthal in Landshut, zu dem die Schule gehört. Denn das Gebäude wäre voll finanziert. Nun fürchtet die Schulfamilie das Schlimmste.
Äbtissin Christiane Hansen, die im August 2023 von den Seligenthaler Schwestern gewählt wurde, aber sperrte sich. Das Hauptproblem für die Schulfamilie war dabei nicht die Skepsis der neuen Äbtissin, sondern, dass Hansen die Pläne pausierte, ihre Gründe dafür aber nicht erklärte.
Auch jetzt fällt die Pressemitteilung knapp aus. Aber ein möglicher Kompromiss lässt sich herauslesen: Der geplante „Ersatzneubau“ soll noch einmal geprüft und bewertet werden. Zusätzlich solle als Plan B eruiert werden, ob die Wirtschaftsschule mittelfristig in den Klostergebäuden oder auf dem Grund der Abtei unterkommen könnte.
Als vor zehn Jahren die Planungen für den Neubau des Schulgebäudes begannen, hatte der Konvent aber noch darauf bestanden, dass im Kloster und auf dem Grund der Abtei kein Platz sei, erzählte Ursula Weger, die Schulleiterin des Gymnasiums vor der Stiftungsratssitzung. Auch deshalb sei das Gebäude außerhalb der Klostermauern überhaupt zur Option geworden.
Das wohl Wichtigste für die Schulfamilie, deren Mitglieder sich in Kommentaren unter einer Petition schon in existenziellen Ängsten wähnten: Das einstimmige Bekenntnis des Stiftungsrates zum „Bestand aller Seligenthaler Schulen“, der „auch für die Zukunft gesichert“ bleiben soll. Auch die „jetzige Größe der Einrichtungen“ soll „sicher erhalten“ bleiben.
Die Angst vor einer Abwärtsspirale ging unter den Angestellten um. Sollte der Neubau nicht kommen und der Landkreis das marode Gebäude der Wirtschaftsschule zusperren, könnten die Schulen womöglich ein Problem bekommen und mancher befürchtete, dass dem ohne neues Gebäude nur mit einer Zwangsverkleinerung der Wirtschaftsschule, des Gymnasiums und der Fachakademie für Sozialpädagogik beizukommen wäre.
Ob diese Ängste und Befürchtungen durch die knappe Erklärung nun zerstreut sind und prompt Ruhe einkehrt in Seligenthal, darf bezweifelt werden. Die Debatte ist lediglich vertagt. Bis zur Sitzung im Februar.