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Streiks in Frankreich: Proteste gegen Sparpläne | ABC-Z

Als einen „Erfolg“ hat die Generalsekretärin der Gewerkschaft CGT, Sophie Binet, die massive Streikbewegung am Donnerstag in Frankreich bezeichnet. „Es gibt Tausende und Abertausende von Streiks an allen Arbeitsplätzen”, sagte sie. Die Vorsitzende der gemäßigten Gewerkschaft CFDT, Marylise Léon, sprach von einer „sehr klaren Warnung“ an den neuen Premierminister Sébastien Lecornu. Anders als bei dem vorangegangenen Protesttag der Bewegung „Alles blockieren“ am 10. September beteiligten sich bei strahlendem Spätsommerwetter Zigtausende an den Kundgebungen. Die Behörden rechneten mit bis zu einer Million Teilnehmern.

Um für Ordnung zu sorgen und ex­treme, gewaltbereite Gruppen von den Protestzügen fernzuhalten, waren etwa 80.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, ausgestattet mit Wasserwerfern und zahlreichen Drohnen. Die Polizei rechnete damit, dass sich mehrere Hundert Randalierer unter die Demonstranten mischen könnten. Landesweit waren mehr als 250 Demonstrationen angemeldet. In Paris begann die Protestkundgebung erst am Nachmittag. Der Pariser Polizeipräfekt rief Ladeninhaber auf, ihre Geschäfte zu schließen. Die Regierung riet Beschäftigten, im Homeoffice zu bleiben. Innenminister Bruno Retailleau sagte am Mittag, die Proteste seien bislang „weniger schlimm als erwartet“.

Universität Tolbiac nach Ausschreitungen geschlossen

Der Streikaufruf der Gewerkschaften geht noch auf den Sparplan in Höhe von 44 Milliarden Euro der zwischenzeitlich gestürzten Vorgängerregierung unter Premierminister François Bayrou zurück. Die Gewerkschaften hielten an den Protesten fest, um gegen Sparanstrengungen in den sozialen Sicherungssystemen zu protestieren. Sie fordern unter anderem mehr Ausgaben für den öffentlichen Dienst, höhere Steuern für Vermögende und eine Abkehr von der Rentenreform, die das Renteneintrittsalter schrittweise auf 64 Jahre erhöhen soll. „Die von uns vertretenen Beschäftigten sind wütend“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der großen Gewerkschaften.

Die Protestaktionen gegen Einsparungen legten weite Teile des öffentlichen Lebens lahm. Nach Angaben der FSU-SNUipp, der größten Grundschulgewerkschaft des Landes, streikte jeder dritte Grundschullehrer. Insgesamt legten etwa 17 Prozent der Lehrkräfte die Arbeit nieder, wie das Bildungsministerium mitteilte. Die Lehrergewerkschaften sprachen von 45 Prozent. An mehreren Gymnasien demonstrierten auch Schüler. Die Pariser Universität Tolbiac wurde nach Ausschreitungen geschlossen.

Die Apothekergewerkschaft USPO teilte mit, 98 Prozent der Apotheken würden aus Protest schließen. Die Hälfte aller Regionalzüge sollte am Donnerstag ausfallen, hingegen nur etwa zehn Prozent der TGV-Fernverbindungen. In Paris und anderen großen Städten wurde der öffentliche Nahverkehr bestreikt. „Der Verkehr ist gestört, aber nicht komplett blockiert“, sagte Verkehrsminister Philippe Tabarot.

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