„Betrachte Russen und Ukrainer als ein Volk“ | ABC-Z

St. Petersburg. Russland könnte Sumy im Nordosten ins Visier nehmen. Ukraine sieht Friedensprozess gefährdet und fordert andere Nationen zu Sanktionen.
Russland könnte wohl weitere ukrainische Gebiete in den Fokus nehmen. Präsident Wladimir Putin schließt eigenen Angaben zufolge nicht aus, dass die russische Armee versuchen wird, die Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine einzunehmen. „Wir haben nicht vor, Sumy einzunehmen, aber grundsätzlich schließe ich es nicht aus“, sagte Putin am Freitag bei dem wichtigsten Wirtschaftsforum Russlands in St. Petersburg.
Putin: Ukrainische Truppen stellen „ständige Bedrohnung“ dar
Er sagte, ukrainische Truppen „stellen eine ständige Bedrohung für uns dar und beschießen ständig die Grenzgebiete“. Auf die Frage, weshalb seine Armee in Gebiete einrücke, die Moskau nicht für sich beansprucht, sagte Putin: „Ich betrachte Russen und Ukrainer als ein Volk. In diesem Sinne gehört die gesamte Ukraine zu uns.“
Auf die Frage des Moderators, wie weit er die Ukraine erobern wolle, antwortete er: „Wo der Fuß eines russischen Soldaten steht, das gehört uns.“ Auch dafür bekam er Applaus.
Selenskyj: Putin zeige klar, dass er keinen Frieden wolle
Putin zeige klar, dass er keinen Frieden wolle, reagierte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew. „Russland will Krieg führen“, sagte er in einer Videobotschaft. Es gebe aus Russland immer neue Drohungen. „Das bedeutet, dass ihnen der Druck, den die Welt ausübt, noch nicht weh tut.“
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Russland hält rund ein Fünftel der Ukraine besetzt und hat seit Beginn seiner Offensive im Jahr 2022 vier ukrainische Regionen als annektiert erklärt – zusätzlich zur Halbinsel Krim, die es bereits 2014 annektiert hatte.
Russische Truppen sind seit Jahren wieder vorgerückt
Die an Russland grenzende Region Sumy, in der die gleichnamige Stadt liegt, gehört nicht zu den Regionen, die Moskau offiziell annektiert hat. Dennoch sind russische Truppen dort jüngst erstmals seit drei Jahren wieder vorgerückt.
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Die internationalen diplomatischen Bemühungen, den seit mehr als drei Jahren andauernden Konflikt zu beenden, sind in den vergangenen Wochen ins Stocken geraten. Kiew hat Moskau vorgeworfen, ein Friedensabkommen bewusst zu sabotieren, um seine Offensive gegen das Land fortzusetzen.
Putins Aussagen seien „wahnsinnig“
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha bezeichnete die am Freitag getätigte Aussage Putins als „wahnsinnig“ und als „Verachtung“ für den Friedensprozess. Er forderte die Verbündeten der Ukraine auf, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. „Der einzige Weg, Russland zum Frieden zu zwingen, besteht darin, ihm das Gefühl der Straffreiheit zu nehmen“, schrieb Sybiha im Onlinedienst X.
AFP/dpa/jle