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Stiller und Pavlovic beginnen fürs DFB-Team gegen die Niederlande: Zwei Münchner starten in München – Sport | ABC-Z

Julian Nagelsmann hat mittlerweile einen großen Spaß daran, die Konventionen zu brechen und schon einen Tag vor dem Spiel Teile der Aufstellung einfach auszuplaudern. Es gab mal eine Zeit, da war die Vorabkenntnis der Formation eine Information, die manches Medium in den Rang einer Sensation hob, denn in der Regel schwiegen sich Trainer aus, um den Gegner (und manchmal auch die eigenen Spieler) so lange wie möglich im Unklaren zu lassen. Der Bundestrainer aber hatte schon während der EM seine Freude daran, einfach zu sagen, was ist, so auch am Sonntag. „Angelo und Pavlo spielen“, verkündete der Bundestrainer und freute sich tierisch, weil er wusste, dass keiner mit der Ansage gerechnet hatte.

Wobei, ein bisschen hätte man es sich auch denken können. Angelo Stiller und Aleksandar Pavlovic sind gebürtige Münchner, und Nagelsmann bewies schon während der EM, dass ihn der Ort des Länderspiels bei der Personalauswahl beeinflusst. Beim Eröffnungsspiel in München wechselte er Thomas Müller ein, in Stuttgart Deniz Undav, die zwei Lokalhelden. Pavlovics Startelfpremiere ist zudem fast überfällig: Die EM verpasste er wegen einer Mandelentzündung, vor dem Spiel in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina verhinderte eine leichte Knieblessur den Einsatz. Beim FC Bayern setzt sich der neue Trainer Vincent Kompany seinetwegen der Debatte aus, warum der teure Zugang Palhinha eigentlich nicht spielt, und all das zusammengenommen macht Pavlovics Start gegen die Niederlande am Montag (20:45 Uhr, ZDF) fast logisch.

Anders bei Stiller, der wie Pavlovic seine ganze Jugend beim FC Bayern kickte, und den der Trainer Sebastian Hoeneß nach seiner Zeit bei der zweiten Mannschaft der Münchner als seinen persönlichen Schlüsselspieler erst nach Hoffenheim und dann nach Stuttgart mitnahm. Sein Wechsel in die DFB-Startelf kommt überraschender, allein schon, weil das Mittelfeldzentrum Stiller/Pavlovic nach ein bisschen zu viel Zukunft auf einmal klingt.

Aber Nagelsmann ist dafür bekannt, Freude am Risiko zu haben, und nach dem Rücktritt von Toni Kroos und den Pflichten von Joshua Kimmich auf der rechten Abwehrseite muss den Job in der Zentrale jemand machen. „Wir haben noch zwei Jahre bis zur WM und können im Kader nicht nur auf 33-Jährige und 34-Jährige setzen“, sagte Nagelsmann und meinte damit vor allem Pascal Groß, dessen Qualitäten als Spielmacher geschätzt werden, der aber beim Turnier in den USA schon an den 35 Jahren kratzen wird. Nebenmann Robert Andrich wird dann ebenfalls auf die 32 Jahre zugehen.

Auch Tim Kleindienst wird wieder in Startelf stehen

Stürmer Tim Kleindienst, gegen Bosnien-Herzegowina nicht mit einem Tor erfolgreich, wird gegen die Niederlande wieder spielen, auch das bestätigte Nagelsmann. Neben Oliver Baumann im Tor, der wie angekündigt Alexander Nübel ersetzt, wird es möglicherweise noch einen vierten Wechsel geben, aber den wollte der Bundestrainer dann doch nicht verkünden.

Auf die Frage, wie er angesichts seines Ziels, die Nations League zu gewinnen, die Balance zwischen Ausprobieren und Gewinnen halte, wunderte sich Nagelsmann. Er wisse gar nicht, warum personelle Wechsel „einen negativen Touch“ hätten. Er werde seinen Spielstil nicht ändern. „Ich probiere Sachen aus, von denen ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir sie mal sehen.“

Bundestrainer Julian Nagelsmann (links), gemeinsam mit Antonio Rüdiger auf der Pressekonferenz in der Münchner Arena. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Tatsächlich ist die Zahl der guten alten Testspiele ja gesunken, so viele folgenlose Chancen zum Durchmischen hat der Bundestrainer also gar nicht mehr. Allerdings schaut das Publikum ein wenig skeptisch auf Rochaden, seit der ehemalige Bundestrainer Hansi Flick sich in solchen verlor und Nagelsmann erst in der Sekunde erfolgreich war, in der er sich auf eine Stammelf festlegte.

Doch der Erfolgsdruck in der Nations League ist natürlich nicht der Erfolgsdruck einer Heim-EM, und im Falle Stiller gibt es auch wenig begründete Zweifel an der verdienten Chance. Antonio Rüdiger, seit Kurzem Vizekapitän, wurde nach seiner Meinung zu den beiden Jungs gefragt. Den Pavlovic, den kannte er schon vorher, der habe eine große Zukunft vor sich, aber von Stiller, da sei er „Fan“. Der habe eine große Ruhe am Ball und sei kaum nervös. Rüdiger konnte das aus nächster Nähe beobachten – beim Auswärtsspiel des VfB in der Champions League bei ihm zu Hause im Santiago Bernabéu in Madrid. Stiller war da häufiger am Ball als jeder Real-Spieler, inklusive Rüdiger.

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