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Stilkritik: Je suis Ohrpflaster – Panorama | ABC-Z

Es gibt nichts Schöneres als ehrliches Mitgefühl. Man ist ja nicht allein auf der Welt, da sollte man auch ruhig mal seine Solidarität zeigen, zum Beispiel durch ein simples Schulterklopfen, ein sanftes Wangentätscheln oder das Tragen eines Fan-Shirts. Die Fan-Shirts, welche sie gerade auf den Fluren der Mehrzweckhalle in Milwaukee verkauft haben, zeigen ein Motiv, das gerade erst aufgenommen wurde: Donald Trump, wie er mit blutigem Ohr direkt nach dem Attentat seine Faust zum Kampf in den Himmel reckt. So ein T-Shirt-Fotodruck – das geht heute ganz, ganz schnell und nichts eignet sich besser für eine öffentliche Freundschaftserklärung.

Obwohl, da gibt es schon noch was: Zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Parteitages der US-Republikaner trugen nämlich, ebenso wie ihr Präsidentschaftskandidat, ein großes weißes Pflaster am rechten Ohr. Manche sogar: ein riesengroßes weißes Pflaster. Das hatte dann schon einen Hauch von „Je suis …“ und erinnerte an viele andere historische Sympathiebekundungen – etwa mit Händen, Haaren, Fahnen, auch mit Hosen, denen ein Bein abgeschnitten wurde, um an die unzähligen Opfer zu erinnern, die weltweit von Minen verletzt oder getötet wurden.

Aber, klar, auch schon ein simples weißes Ohrpflaster kann, symbolisch eindrucksvoll, für menschliches Mitgefühl stehen. Als Zeichen der Unterstützung für die, die es wirklich gut meinen mit dem friedlichen Zusammenleben auf der Welt. Und die recken eigentlich nie die Faust.

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