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„Sterne des Sports“: Drei Sieger im Miteinander – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Sterne des Sports sind nicht allein Fußballspieler, Ski-Asse oder Tennisprofis, die es nach ganz oben geschafft haben, in den Medien omnipräsent sind und oftmals Geld wie Heu verdienen. Sterne des Sports sind vielmehr Mitglieder in den kleinen Sportvereinen, die sich ehrenamtlich engagieren, das Miteinander fördern, Fairness vorleben, inklusiv arbeiten. Sie zeigten das, „was der Sport kann, nicht nur auf dem Platz oder in der Halle, sondern was der Sport in der Gesellschaft bewirkt“, sagte Moderator Markus Othmer vom Bayerischen Rundfunk vor etwa 200 geladenen Gästen bei der Preisverleihung „Sterne des Sports“ im Tölzer Kurhaus. Die Auszeichnung in Bronze ging dieses Jahr an den TEV Miesbach, den SC Deining und den TV Bad Tölz. In der Jury saß auch der ehemalige Skispringer Sven Hannawald.

27 Sportvereine aus 20 Gemeinden bewarben sich mit insgesamt 53 Projekten

Der Wettbewerb wird vom Deutschen Olympischen Sportbund zusammen mit den Volks- und Raiffeisenbanken veranstaltet. Seit 2014 übernimmt die Raiffeisenbank im Oberland die Preisvergabe für die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach. Diesmal hatten 27 Sportvereine aus 20 Kommunen insgesamt 53 Projekte eingereicht. Spitzenreiter war der TSV Weyarn mit acht Projekten, gefolgt vom TEV Miesbach mit sieben, vom Skiclub Lenggries und vom SC Gaißach mit je vier. Allein fünf Vereine aus Lenggries beteiligten sich an „Sterne des Sports“, die Brauneck-Gemeinde führt damit die Rangliste der Kommunen an. „Wenn man sieht, wie viele Gedanken man sich hier im Umkreis macht, dann ist das einfach toll“, sagte Hannawald ob dieser Statistik. Bei der Feierstunde im Kurhaus gab es allerdings nicht nur trockene Zahlen: Gleich zu Beginn brachten die Teenie-Tanzgruppe der Crachia Hausham und Dominik Halamek mit einer LED- und Drum-Show die Zuschauer in lockere Stimmung.

Den ersten Platz belegte der TEV Miesbach mit der Benefizaktion „Gemeinsam für Anian“, das TEV-Geschäftsführer Thomas Spiesl (2.v.r.) erläuterte. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit dem Benefizspiel „Gemeinsam für Anian“ belegte der TEV Miesbach den ersten Platz, wodurch er am Wettbewerb Sterne des Sports in Silber auf Landesebene teilnimmt. Anian ist der Vorname des Eishockey-Torwarts Geratsdorfer, der im Dezember 2023 nach dem Training einen Herzinfarkt erlitten hatte. Seither sei er „körperlich eingeschränkt“, erzählte TEV-Geschäftsführer Thomas Spiesl. Durch das Benefizspiel gegen die Tölzer Löwen, für die Geratsdorfer früher einmal gespielt hatte, und eine Spendenaktion kam ein fünfstelliger Betrag zusammen. Das Geld diene dazu, die Familie zu unterstützen, dem Ex-Keeper alternative Therapieformen und einen Platz in einer WG mit Betreuung zu ermöglichen, sagte Spiesl. Für die Jury handelt es sich dabei „nicht nur menschlich und sozial um ein echtes Vorzeigeprojekt“, es sei auch „ein Paradebeispiel für ein landkreisübergreifendes Miteinander und Füreinander“, heißt es in der Würdigung.

Das Ferienprogramm „#Save our future – Nachhaltig auf neuen Wegen“ des SC Deining präsentierten Romy Fuchs (l.) und Tobias Bacher (2.v.l.). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auf Rang zwei landete der SC Deining mit dem Projekt „#Save our future – Nachhaltig auf neuen Wegen“. Das hat seinen Ursprung in der Corona-Pandemie, als die Vereine in Deining, Ascholding, Egling und der Sportförderverein etwas für Kinder und Eltern tun wollten. Daraus entstand ein einwöchiges Ferienpassangebot, an dem sich bis zu 80 Mädchen und Jungen beteiligen. Sie nehmen an Workshops zu den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit teil, „und wir bewegen uns nur mit dem Fahrrad“, sagte Romy Fuchs. Das sei doch mit einem immensen Organisationsaufwand verbunden, wollte Moderator Othmer wissen. Mit den Trainern verschiedener Sportvereine habe man ein gutes Miteinander, erwiderte Tobias Bacher. Das sei wichtig, denn „wir können mehr Kinder aufnehmen, wenn wir mehr Trainer haben“.

Einen Scheck über 500 Euro nahmen zweiter Vorsitzender Thomas Benedikt (3.v.r.) und Gruppenleiter Matthias Schilling (2.v.r.) für die inklusive Floorball-Gruppe des TV Bad Tölz entgegen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auf Platz drei kam der Turnverein Bad Tölz mit seiner inklusiven Floorball-Gruppe. Das ist eine Art Eishockey in einer normalen Turnhalle, mit einem löchrigen Ball aus Plastik statt eines Pucks – und ohne harten Körperkontakt. Wie dies aussieht, konnten Gäste schon während der Special Olympics Winterspiele für Menschen mit Behinderung im Januar 2023 in der Tölzer Dreifachhalle erleben. Und das waren damals nicht bloß eine Handvoll, wie Thomas Benedikt erzählte: „Wahnsinn, wie viele Leute da zugeschaut haben.“ In der neuen Gruppe kann dem zweiten TV-Vorsitzenden zufolge jeder mitmachen, mit und ohne Behinderung. Inzwischen kämen schon „mehr als 30 Leute“, sagte der Leiter der Floorball-Gruppe, Matthias Schilling.

Die Feierstunde im Tölzer Kurhaus gestalteten Dominik Halamek mit einer LED- und Drum-Show … (Foto: Harry Wolfsbauer)
… und die Teenie-Tanzgruppe der Crachia Hausham. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Auszeichnungen waren mit 1000, 750 und 500 Euro dotiert. Seit 2014 schüttete die Raiffeisenbank im Oberland insgesamt 101 250 Euro an Preisgeldern aus. Als Genossenschaftsbank, die in der Region tätig sei und hier ihr Geld verdiene, sehe man sich in „einer gesellschaftlichen Verpflichtung“, sagte Vorstandssprecher Manfred Gasteiger. Und der Sport habe nicht bloß negative Nebenwirkungen, sondern „auch viel Positives“. Als da seien: soziale Integration, gesellschaftliche Wirkung, Entwicklung der eigenen Persönlichkeit durch Disziplin, Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen.

Das brauchte auch Sven Hannawald in seiner Karriere, die er 2002 krönte, als er als erster Sportler alle vier Springen der Vierschanzentournee gewann. Gasteiger verwies darauf, dass im Oberland früher einmal 33 Sprungschanzen standen. In Icking gibt es noch immer eine, Bad Tölz hatte einst drei – „zwei aus Holz, eine aus Schnee“. Auch der Komiker Karl Valentin sei über die Tölzer Schanze gesprungen, so Gasteiger. Was Othmer zu der launigen Anmerkung veranlasste: „Das war so lächerlich, dass er nachher zum Humoristen wurde.“ Hannawald würde über seine Stiftung „gerne in Angriff nehmen, in Tölz wieder eine Schanze aufzubauen, wenn Nachwuchs da wäre“.

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