Kultur

Steinmeier in London: Comeback einer alten Freundschaft | ABC-Z

Vor einem Weihnachtsbaum mit 15.000 Glühlichtern haben der britische König und der deutsche Bundespräsident in vorweihnachtlicher Stimmung die gemeinsame Verantwortung ihrer Länder bei der Verteidigung der demokratischen westlichen Welt und der Bewältigung der Klimakrise beschworen. An der langen Tafel des Staatsbanketts auf Schloss Windsor fand Charles III. viele Beispiele der innigen Verbindung beider Staaten und ließ in seiner Tischrede deutlich werden, wie sehr dem Vereinigten Königreich daran gelegen ist, auch nach dem Austritt aus der EU eng an der Seite Deutschlands zu stehen.

Der König wechselte mehrmals zwischen deutschen und englischen Passagen seiner Rede hin und her. Auf deutsch erinnerte er an den Fall der Mauer und sagte „die turbulenten Zeiten des politischen, sozialen und technologischen Wandels“ hätten seither „unsere Werte auf den Prüfstand gestellt“. Viele hätten diese Entwicklungen als „beunruhigend, sogar beängstigend empfunden“; die Angst könne „zu Wut und Verbitterung führen“. Doch seien Deutschland und Großbritannien „im festen Glauben an die Demokratie, den Frieden und den Rechtsstaat vereint“. Es gelte, in dieser Überzeugung die Entschlossenheit zu erneuern, sich gemeinsam der Zukunft zu stellen, „in Ehrlichkeit und tiefer Freundschaft“.

Erinnerung an die „dunkelsten Zeiten“ beider Länder

Der Bundespräsident warnte deutlicher, die „Wasserscheide“ des Brexit dürfe „unsere Freundschaft nicht beschädigen“. Das erste Gipfeltreffen zwischen der britischen Regierung und den Spitzen der EU sei „ein wichtiger Schritt“ gewesen, die Partnerschaft neu zu fassen. Er mahnte, neben der schon vereinbarten engen Kooperation auf den Feldern Verteidigung und Klimaschutz gelte es nun auch, die Reisen und Begegnungen von Schülern und Studenten wieder zu erleichtern.

Der Bundespräsident wie der König erwähnten die „dunkelsten Zeiten und schrecklichsten Konsequenzen“, die das Verhältnis ihrer Länder in der Zeit des Nationalsozialismus bestimmten. Steinmeier wird am Freitag die Ruine der Kathedrale von Coventry besuchen, die von der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg zerbombt wurde, und wird im neuen Kirchenbau daneben an einer Gedenkfeier teilnehmen. Aber im festlichen Glanz des Staatsbanketts, inmitten von 150 Gästen und der auf den Menükarten versprochenen Aussicht auf Räucherforelle, Fasan, Moselwein und einen Bordeaux des Jahrgangs 1995 (des Hochzeitsjahres des deutschen Präsidentenpaares), dominierte das große Gefühl einer warmen gegenseitigen Verbundenheit.

Und beide, Charles III. wie Steinmeier, erinnerten daran, dass es einst ein deutscher Prinz war, Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, der als Gemahl der britischen Königin Victoria den Brauch weihnachtlicher Christbäume in Großbritannien etablierte. Allerdings leuchten sie dort – wie in der St. Georges Hall des Schlosses Windsor, schon zur Adventszeit in vielen Wohnungen; nicht erst am Heiligen Abend.

Unter den Gästen, die an der Ehrentafel gerahmt wurden von Blumengebinden aus Weihnachtssternen, roten Anemonen und weißen Christrosen, waren Claudia Schiffer – die vom deutschen Außenminister Johann Wadephul zu Tisch geführt wurde – sowie der Dichter Durs Grünbein, die Historikerin Katja Hoyer und der in Berlin lebende Architekt David Chipperfield. Der Fußballer Thomas Hitzlsperger hatte gar Princess Anne zur Tischdame. Allen Geladenen der Tafelrunde wurde als Aperitif ein eigens von der Hofküche kreierter Cocktail serviert – mit Motiven einer Schwarzwälder Kirschtorte – Schokolade und Kirsche – und einer Basis aus Cherry Brandy.

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