Wirtschaft

Steinmeier, Hummels und André Rieu in den Herzblatt-Geschichten | ABC-Z

Auch in der Adventszeit mit ihrem Glitzerexzess und Glühweinorgien sollte man sich den Blick für seine Mitmenschen bewahren. Hier mal eine freundliche Geste, da ein nettes Wort, so was kann viel wert sein. Ein Beispiel bietet ausgerechnet die „Bild“-Zeitung, sonst nicht für übermäßige Milde bekannt, und zwar in ihrem „Live-Ticker“ aus dem Dresdner Gerichtssaal, in welchem Beate Zschäpe als Zeugin im Prozess gegen eine frühere Freundin verhört wird.

Hier haben die „Bild“-Beobachter folgenden Satz über Zschäpe notiert: „Sie hat im Knast ihre Figur gehalten.“ Ein paar Worte der Anerkennung für eine gemeinhin verachtete Frau, die dadurch, wenn man so will, zur menschlichen, ähm, Figur des Rechtsterrorismus wird. Natürlich steht bei „Bild“ noch viel anderes, weniger Freundliches über Zschäpe, aber dieser Satz bleibt in Erinnerung. Um mal den Markenclaim des Blattes zu zitieren: Das bringt nur „Bild“. Echt nur „Bild“.

Viel netter als in Gerichtssälen ist es in den Festsälen der Königshäuser, wo unser Bundespräsident gerade im Wochentakt auftaucht: der erste Besuch eines deutschen Staatsoberhauptes in Spanien seit 23 Jahren, gleich darauf der erste in Großbritannien seit 27 Jahren. Königin Letizia, hat „Bunte“ erspäht, trug „ein von Diamanten übersätes Cartier-Diadem, das sieben Jahre im Tresor geruht hatte – auch das eine Geste der Freundschaft“. Die hoffentlich von Frank-Walter Steinmeier erwidert wurde, indem er jahrelang nicht getragene Manschettenknöpfe aus seinem Schrank hervorkramte. In England wiederum zitierte Steinmeier, um die Völkerfreundschaft zu betonen, den Titel des zum Klassiker gewordenen Oasis-Songs „Don’t Look Back in Anger“. Unklar ist, ob bei dem Austausch auch der ebenfalls kanonische Spruch „Don’t Mention the War“ fiel.

Grüne bietet Raum für neue Klatschblatt-Schlagzeilen

Schon vorher, beim Besuch eines Jugendzentrums, hat Prinz William – zitiert unter anderem von „Bild“ – den Satz gesagt: „Hinter jedem gewöhnlichen Mann steht eine außergewöhnliche Frau“, im Original: „an even better wife“, eine noch bessere Gattin also. Wir kannten bisher nur den Spruch mit der starken Frau hinter dem erfolgreichen Mann, laut William gilt das aber auch für handelsübliche Typen. Etliche Durchschnittsmänner dürften sich jetzt hoffnungsvoll umblicken, nur um enttäuscht festzustellen: Da steht gar keine. Wobei ganz generell all die starken Frauen hinter den Männern auch gern mal nach vorn treten dürften.

Zu Steinmeiers Begleittross in Spanien zählte die Berliner Grünen-Abgeordnete Julia Schneider, die, wie „Bunte“ mitbekommen hat, beim Staatsbankett neben König Felipe sitzen durfte. Allerdings hat sie, typisch Grüne, nicht die Fragen gestellt, die das Volk bewegen, etwa: Ist so ’ne Krone eigentlich schwer? Oder: Haben Sie schon das Abrechnungsbuch Ihres Vaters gelesen? Stattdessen gesprochen haben beide, wie Schneider erzählt, über „erneuerbare Energien. Er kennt sich bei dem Thema gut aus.“ Nun denn. Immerhin lässt das genug Raum für kommende Klatschblatt-Schlagzeilen wie „Letizia blieb außen vor – Felipe und die junge Deutsche: Neue Energie für den König“.

„Wir denken mehrfach am Tag das Gleiche“

Solcherlei nicht nötig hätte Geiger André Rieu, der „Gala“ sagt: „Ich habe tatsächlich nie schlechte Laune. Dafür aber unglaublich viel Energie!“ Rieus Ehefrau muss sich demnach keine Sorgen machen, zumal das Band zwischen ihnen, so Rieu, enger kaum sein könnte: „Was wirklich einzigartig ist: Wir denken mehrfach am Tag das Gleiche. Oder einer sagt etwas und der andere antwortet: ,Das wollte ich auch gerade sagen.‘“ Da hoffen wir sehr, werte Leserschaft, dass das bei Ihnen daheim genauso ist, und zwar nicht nur, wenn Sätze fallen wie „Du könntest mal den Müll runterbringen“ oder „Der Weihnachtsbaum brennt“.

Immerzu gut drauf: Andre Rieudpa

Der „Weihnachtsbäckerei“-Sänger Rolf Zuckowski backt im wahren Leben zwar, wie er mal erzählt hat, nur selten Kekse, dafür aber fährt er laut „Bild“ mit seinen 78 Jahren „noch gerne Auto und fühlt sich dabei sicher“. Aber, so Zuckowski, „ich versuche, mich sehr, sehr aufmerksam selbst zu beobachten“. Das ist schön; noch schöner wäre es, er würde ähnlich aufmerksam den Verkehr beobachten – und im Spiegel die anderen Autofahrer betrachten und nicht nur die ganze Zeit sich selbst.

Einen sehr freundlichen Blick, der ja, wie gesagt, im Umgang mit den Mitmenschen stets angesagt ist, wirft das Magazin „GQ“ auf Mats Hummels und verleiht ihm seinen „Athlete of the Year Award“. Nun ist ein Preis für Hummels nicht überraschend, wohl aber der Zeitpunkt: Für seinen letzten Verein AS Rom nämlich hat er 2025 gerade noch zwölf Spiele absolviert, dabei eine Rote Karte gesehen und bei seinem Debüt (allerdings noch Ende 2024) ein Eigentor erzielt. Wenn so eine Bilanz jemanden zum Athleten des Jahres macht, dann, ja dann hegen wir leise Hoffnungen, dass dieser Titel eines Tages auch uns als sporadischem Freizeitfußballer noch zufällt. Wir würden womöglich auch noch das eine oder andere Eigentor mehr erzielen.

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