Steinmeier: Hass und Gewalt dürfen nicht das letzte Wort haben – Politik | ABC-Z
Nach dem Anschlag von Magdeburg ruft Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Gesellschaft zum Zusammenhalt auf. „Hass und Gewalt dürfen nicht das letzte Wort haben. Lassen wir uns nicht auseinandertreiben. Stehen wir zusammen“, sagte Steinmeier laut dem vorab veröffentlichten Text seiner Weihnachtsansprache.
Vielen Menschen werde das Herz schwer sein an diesem Weihnachtsfest. Viele seien aufgewühlt und verunsichert, hätten vielleicht auch Angst. „All diese Gefühle sind verständlich. Aber sie dürfen uns nicht beherrschen, und sie dürfen uns nicht lähmen“, sagte der Bundespräsident.
Beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend waren fünf Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden, teilweise schwer. Steinmeier änderte wegen der Todesfahrt seine bereits aufgezeichnete Weihnachtsansprache und nahm sie neu auf. Sie wird am 1. Weihnachtstag ausgestrahlt.
„Unsere Gedanken, unser tiefes Mitgefühl gelten heute den Angehörigen und Freunden der Menschen, die der Täter auf so grausame Weise getötet hat“, so Steinmeier. „Wir können nur erahnen, was sie durchmachen, welche Qualen sie erleiden. Nichts mehr ist in ihrem Leben wie zuvor.“ Sie seien aber mit ihrem Schmerz nicht allein: „Die Menschen überall in unserem Land fühlen und trauern mit Ihnen.“ Der Bundespräsident wünschte zudem den Verletzten eine gute Genesung und dankte den Einsatzkräften und Ersthelfern.
„Wir müssen offen aussprechen“
Der Bundespräsident geht in seiner Rede auch kurz auf das Scheitern der Ampelkoalition ein. „Auch wenn jetzt eine Regierung vorzeitig an ihr Ende gekommen ist, ist das nicht das Ende der Welt“, sagte er, sondern ein Fall, für den das Grundgesetz Vorsorge getroffen habe. „Die Entscheidung über die Auflösung des Bundestages und über Neuwahlen werde ich mit Sorgfalt nach den Weihnachtstagen treffen.“ Steinmeier will seine Entscheidung am 27. Dezember bekanntgeben.
Darüber hinaus konstatierte Steinmeier viel Unzufriedenheit über Politik, Wirtschaft, Bürokratie und Ungerechtigkeiten im Land. „Es gibt viele Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Wir können sie nicht umtauschen wie Geschenke, die uns nicht gefallen“, so der Bundespräsident. „Wir müssen offen aussprechen, was schlecht läuft, was in unserem Land nicht so funktioniert, wie es funktionieren könnte und sollte.“
Er sei aber überzeugt: „Gemeinsinn und Tatkraft, Ideenreichtum und Fleiß, Mut und Ehrgeiz, nicht zuletzt Vertrauen in uns selbst! All das ist doch bei uns nicht verloren gegangen, all das ist doch lebendig.“ Und es werde immer wieder Wege in die Zukunft neu öffnen.