Statistisches Bundesamt: Zahl der Firmenpleiten im Mai leicht gesunken | ABC-Z

In Deutschland sind die Unternehmensinsolvenzen im Mai erstmals seit März 2023 wieder zurückgegangen. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts beantragten 0,7 Prozent weniger Firmen eine Regelinsolvenz als im Vorjahresmonat. Bereits in den beiden Monaten zuvor hatte sich der Zuwachs abgeschwächt.
Die Statistiker betonen jedoch, dass es sich um einen vorläufigen Wert handelt: Die Regelinsolvenzen werden erst nach einer gerichtlichen Entscheidung erfasst, der eigentliche Antrag liegt meist rund drei Monate zurück.
Der Rückgang dürfte auch mit dem ungewöhnlich hohen Vergleichswert zusammenhängen: 2024 hatte es mit 21.812 Fällen so viele Firmenpleiten gegeben wie seit 2015 nicht mehr. Gründe waren unter anderem das Ende der Coronahilfen, hohe Energie- und Personalkosten, steigende Zinsen, Bürokratiebelastung und wirtschaftspolitische Unsicherheit.
Mit 29,4 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen war insbesondere die Branche Verkehr und Lagerei betroffen. Dahinter folgten die sogenannten sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen wie etwa Zeitarbeitsfirmen sowie das Baugewerbe.
IWH gibt keine Entwarnung
Auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) beobachtete zuletzt eine Abnahme der Insolvenzen. Im Mai zählte es 1.478 Pleiten von Personen- und Kapitalgesellschaften – neun Prozent weniger als im April, als der höchste Monatswert seit 20 Jahren erreicht worden war. Im Vergleich zum Mai 2024 liegt die Zahl jedoch weiterhin um 17 Prozent höher. “Die Frühindikatoren lassen auch für Juni leicht sinkende Insolvenzzahlen erwarten”, sagte Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung. “Dennoch werden wir in Deutschland auf absehbare Zeit mehr Firmenpleiten erleben als im vorigen Jahr.”
Darauf deuten auch die endgültigen Zahlen für das erste Quartal hin, die das Statistische Bundesamt ebenfalls veröffentlichte. Von Januar bis März meldeten die Amtsgerichte 5.891 Unternehmensinsolvenzen – ein Anstieg um 13,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Forderungen der Gläubiger summierten sich auf 19,9 Milliarden Euro, nach 11,3 Milliarden ein Jahr zuvor.
“Das ist der höchste Wert im ersten Quartal seit elf Jahren”, sagte Volker Treier, Chefvolkswirt der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Er sprach von einem “deutlichen Warnzeichen für unseren Wirtschaftsstandort”. Ursachen seien ausbleibende Aufträge, hohe Energie- und Arbeitskosten sowie die “erhebliche Verunsicherung” durch die US-Handelspolitik. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg im gleichen Zeitraum um 6,3 Prozent auf 18.573 Fälle.
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