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Start-up-Szene wird männlicher und älter – Wirtschaft | ABC-Z

Die wirtschaftliche Lage macht auch Start-ups zu schaffen. Die jungen Unternehmen in Deutschland schöpfen ihr Potenzial nicht aus. Dieses Bild zeichnet der „Deutsche Startup Monitor“ (DSM), eine jährliche Umfrage des Bundesverbands Deutscher Startups. Insgesamt nahmen 1828 Start-ups an der Befragung teil. Als Start-up gelten für den Verband Unternehmen, die höchstens zehn Jahre alt, innovativ und auf Wachstum ausgelegt sind.

Die Start-up-Szene wird wieder männlicher und älter

Immer seltener gründen Frauen in Deutschland Start-ups. Der bundesweite Anteil an Gründerinnen sank auf 18,8 Prozent – im Vorjahr lag er bei 20,7 Prozent. Seit 2019 war der Anteil stetig größer geworden.

Zudem werden die deutschen Gründer älter. Im Durchschnitt sind sie 37,8 Jahre alt. Vor fünf Jahren lag der Altersdurchschnitt noch bei 35,1 Jahren. Die Autoren der Studie führen das auf eine Professionalisierung der Szene zurück. Berufserfahrung sei heute wichtiger als in früheren Jahren, zudem bauten Gründer häufiger zuerst Netzwerke auf. Dadurch werde der Gründungszeitpunkt nach hinten geschoben. Die Zahl gilt den Studienautoren auch als Warnsignal: Junge Menschen für Start-ups zu begeistern, sei in der aktuellen wirtschaftlichen Lage besonders schwierig.

Die Daten zeigen, dass fast jeder fünfte Gründer (17,8 Prozent) im Ausland geboren ist oder das auf beide Elternteile zutrifft. Damit liegt der Wert unter dem bei Arbeitnehmern und Selbständigen.

Start-ups verlieren an Größe

Die Erhebung zeigt, dass die Belegschaften der Start-ups kleiner werden. Während die Mitarbeiteranzahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist, sinkt der Wert in diesem Jahr von 18,9 auf 16,7. Nicht nur die Größe ändert sich, sondern auch die Zusammensetzung der Teams. Bei den befragten Unternehmen liegt der Anteil ausländischer Mitarbeitender bei 30,8 Prozent, drei Prozentpunkte höher als 2020.

Die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen ist ausbaufähig

2020 kooperierten 71,8 Prozent der Start-ups mit etabliertem Unternehmen, vier Jahre später sind es knapp zehn Prozent weniger (61,9 Prozent). Als Begründung für den Rückgang nennen die Autoren pandemiebedingte Einschränkungen 2021 und 2022 sowie eine Zurückhaltung der Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren wegen der schwierigen Lage. Bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen hakt es. Nur 37,5 Prozent der Befragten bewerten die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit der etablierten Wirtschaft als gut – ein Rückgang um drei Prozent zum Vorjahr.

Ein deutsches Silicon Valley gibt es nicht

Schaut man auf die örtliche Verteilung der Firmensitze, fällt auf, dass es mehrere Ballungsräume gibt, aus denen Start-ups kommen. An der Spitze steht Nordrhein-Westfalen mit der Metropolregion Rhein-Ruhr. Im bevölkerungsreichsten Bundesplatz haben 19 Prozent der Unternehmen ihren Sitz. Danach folgen Berlin (18,8 Prozent) und Bayern (16,8 Prozent). Mit München (8,5 Prozent) sticht eine einzelne Stadt zwölf Bundesländer aus, in denen jeweils weniger Start-ups ihren Sitz haben. Es gibt ein regionales Ungleichgewicht. Knapp drei Viertel aller Start-ups kommen aus nur fünf Bundesländern (Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Berlin).

Wer gründet, hat fast immer akademischen Hintergrund

Wer in Deutschland gründet, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit studiert. Neun von zehn Gründern haben einen Hochschulabschluss, etwa zwei Drittel mindestens auf Master-Niveau. 37 Prozent der Gründer haben BWL oder VWL studiert, etwa 23 Prozent in den Ingenieurwissenschaften. Fächerübergreifend hat knapp jeder zweite Gründer einen Abschluss in einem MINT-Fach, danach folgen die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge. Die meisten Gründer (84,2 Prozent) haben in Deutschland studiert. Die führenden Hochschulen für Start-ups sind die TU München und die RWTH Aachen.

Start-ups finanzieren sich vor allem mit staatlichem Geld

Externe Geldgeber sind für Start-ups besonders wichtig, weil die Mehrheit gerade zu Beginn keine Gewinne verzeichnet. Um weiterzuwachsen, planen fast drei Viertel der Start-ups, in den kommenden zwölf Monaten externes Kapital aufzunehmen. Knapp 30 Prozent von ihnen benötigen demnach zwei Millionen Euro oder mehr.

Bevorzugte Geldquelle sind für 54 Prozent der Gründer staatliche Förderprogramme, gefolgt von sogenannten Business Angels. Das sind Einzelinvestoren, die ihr privates Vermögen in Firmen stecken. Dann folgten Finanzierungsrunden mit Investoren.

Trotz aller Sorgen schauen Gründer optimistisch in die Zukunft

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation: Seit 2020 erleben die Menschen in Deutschland wirtschaftlich schwierige Zeiten. Erst vor wenigen Tagen halbierten führende Konjunkturforscher die Wachstumsprognose für das kommende Jahr. Doch die deutschen Gründer blicken positiv in die Zukunft: Während nur 39 Prozent die aktuelle Geschäftslage als gut einschätzen, steigt der Wert für die Geschäftserwartung der kommenden sechs Monate um knapp 20 Prozentpunkte, beim langfristigen Blick bis Ende 2025 sogar auf knapp 80 Prozent. Optimistisch sein, das gehört zum Gründen einfach dazu.

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