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Starnberg: Müllgebühren steigen, weil Wertstoffpreise sinken – Starnberg | ABC-Z

Mit Abfällen lässt sich richtig Geld verdienen. Der Verkauf von Altmaterialien wie Metall- und Elektroschrott, Textilien, Holz und Kunststoff hat dem Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft im Landkreis Starnberg (Awista) jedes Jahr Einnahmen von mehr als einer Million Euro eingebracht. Doch die Zeiten sind vorbei, die Preise sind im Keller, die Erlöse brechen heuer fast auf die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr ein, und in der Zukunft sieht es nicht besser aus. Die Folge: Im Landkreis Starnberg steigen die Müllgebühren erstmals seit fünf Jahren deutlich an. Der Verwaltungsrat hat die neuen Tarife am Mittwoch einstimmig beschlossen.

Die kleinste und bei weitem beliebteste Tonne mit 60 Litern Inhalt kostet dann knapp 194 Euro pro Jahr und damit gut 30 Prozent mehr als bisher. Betroffen sind von der Gebührenerhöhung fast 36 000 Grundstückseigentümer, teilt Awista-Sprecher Sebastian Roth mit. Demnach haben zwei Drittel der Kunden die kleinste Tonne, ein weiteres Viertel hat die nächstgrößere Variante mit 120 Litern bestellt, die künftig 386 Euro pro Jahr kostet. Insgesamt sind im Landkreis fast 42 000 Mülltonnen im Umlauf. Den Geschäftszahlen des Kommunalunternehmens zufolge sind im vergangenen Jahr insgesamt etwas mehr als 15 600 Tonnen Restmüll angefallen.

„Das ist mehr als vertretbar angesichts der Leistung, die man dafür bekommt“, sagte Landrat Stefan Frey in seiner Funktion als Verwaltungsratsvorsitzender zu den neuen Preisen. Schließlich sei damit die gesamte Müllentsorgung inklusive Altpapier und der Wertstoffhöfe abgedeckt. Trotzdem befürchtet Verbandsrat Tim Weidner: „Wenn die Gebühren steigen, erhöht sich die Gefahr, dass wilde Ablagerungen zunehmen.“

„Die Preise für Wertstoffe sind drastisch gesunken“, sagte der Awista-Vorstand Christoph Wufka zur Begründung für die neuen Preise. Darum könne die Awista damit kaum noch Erlöse erzielen, heißt es in den Unterlagen für die Verwaltungsräte. Eine Verbesserung dieser Situation sei auch künftig nicht in Sicht. Der Preisverfall an den Weltmärkten ist aber nur einer der Gründe für die Gebührenerhöhung.

Während nämlich eine wichtige Einnahmequelle versiegt, entstehen auf der anderen Seite zusätzliche Kosten, etwa durch eine neue CO₂-Abgabe an die Betreiber von Verbrennungsanlagen. Das Awista rechnet allein in den beiden kommenden Jahren mit zusätzlichen Aufwendungen in Höhe von 1,1 Millionen Euro. Zudem seien die Personalkosten gestiegen, Millionenbeträge wurden in den Fuhrpark, Grundstücke und den neuen Wertstoffhof in Gilching investiert.

Allein in das neue Entsorgungszentrum in Gilching hat die Awista etwa fünf Millionen Euro investiert. (Foto: Nila Thiel)

All das führt dazu, dass die bisher gültigen Gebühren vom kommenden Jahr an die Kosten bei weitem nicht mehr decken würden. Darum nun die deutliche Erhöhung nach einer langen Phase der Stabilität. Zuletzt waren die Abfallgebühren vor fünf Jahren um sechs Prozent angehoben worden. Davor waren die Gebühren sogar dreimal nach unten korrigiert worden.

Neu ist eine Art Strafe für sogenannte „wilde Ablagerungen“, insbesondere bei den Wertstoffinseln im Landkreis. Gemeint sind damit Abfälle, die etwa rund um Altglascontainer deponiert werden. Einige Standorte würden zunehmend „vermüllt“, berichtete Wufka. Ein Standort in der Gemeinde Gilching sei deswegen sogar schon geschlossen worden. Wenn Awista-Mitarbeiter beim Reinigen einen Verursacher von illegalen Müllablagerungen ermitteln können, indem sie zum Beispiel einen Karton mit Adressaufkleber finden, kann eine „Reinigungsgebühr“ von mindestens hundert Euro erhoben werden. Der Zweckverband Nordschwaben habe so eine Gebühr bereits eingeführt und gute Erfahrungen damit gemacht.

Awista-Chef Wufka berichtete auf Nachfragen außerdem von einem auf fünf Jahre angelegten Test mit einer Videoüberwachung im Saarland. Bei Containern am Bahnhof in Hechendorf habe sich die Situation verbessert, seit dort Kameras installiert sind – eigentlich, um Vandalismus im Umfeld des Bahnhofs zu verhindern.

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