Starnberg: Fasching ohne die FT-Schützen – Starnberg | ABC-Z

Fasching, die fünfte Jahreszeit im Kalender der Närrinnen und Narren, ist ein fröhlicher Brauch, mit dem die Zeit vor dem vierzigtägigen Fasten gefeiert wird. Und weil am Aschermittwoch bekanntlich alles vorbei ist, feiern die Starnberger Jecken seit mehr als 50 Jahren ausgelassen am Faschingsdienstag. Doch im Vorfeld der Neuauflage des launigen Festes rumort es gewaltig in der Kreisstadt, denn ein paar Stammkräfte fehlen diesmal: die Schützen der Freien Turnerschaft 09 Starnberg. Nach Jahrzehnten aufopferungsvollen Mitwirkens beim närrischen Treiben mit preisgünstigen Getränken und Bratwürstl wurden die Schützen überraschend gar nicht erst eingeladen. Ein abruptes Ende – und die Schützen sind stinksauer.
Michael Mignoli jedenfalls, Vorstandsmitglied der kleinsten FT-Abteilung und nebenher Stadtrat, findet „das alles sehr komisch“ und spricht von „fadenscheinigen Begründungen“. Durch eine Entscheidung der neuen Organisatoren, der Faschingsgesellschaft Perchalla, sei der Starnberger Schützenverein „für das diesjährige Event sowie die kommenden Jahre ausgeladen“ worden, schreibt Mignoli: Ohne jegliche Rücksprache sei seine engagierte Truppe, die seit Mitte der Siebzigerjahre bei Wind und Wetter dabei war, schnöde gestrichen worden.
Das bestätigt auf Anfrage auch Andreas Denk, Chef der Starnberger Perchalla und damit Hauptorganisator des munteren Treibens am 4. März, dem Faschingsdienstag. Er setzt bei der Veranstaltung auf dem Kirchplatz erneut auf die Hilfe der Wasserwacht sowie erstmals auf den Heimat- und Trachtenverein Starnberg. Nachdem das Thema im überschaubaren Miteinander der Starnberger Vereine hohe Wellen schlägt, räumt Denk nun aber einen Fehler ein: Man hätte mit den FT-Schützen rechtzeitiger reden sollen.

Anlass für den närrischen Disput, der sich nun Bahn bricht, soll im Vorjahr die Nichteinhaltung von Absprachen gewesen sein. Angeblich sollen sich die FT-Schützen 2024 nicht an Preisabsprachen gehalten und zudem vorzeitig das Terrain verlassen haben. Das dementiert Mignoli: Es sei zu keinerlei Unregelmäßigkeiten gekommen. Zudem seien die Schützen nicht darüber informiert worden, dass sich „Externe“ – so berichtet es Perchalla-Chef Denk – beschwert hätten. Statt der Sache jetzt aber entschieden auf den Grund zu gehen und bei der FT nachzufragen, wurde das Thema totgeschwiegen. Erst als Schützen-Chef Karl Heinz Sydow unlängst bei der Perchalla nachfragte, was denn nun am Faschingsdienstag 2025 geplant sei, erfuhr er: „Ihr seid raus!“
Es folgten E-Mails und Telefonate, doch an der Sachlage änderte sich nichts. Robert Weiß, Chef des FT-Gesamtvereins und zugleich Perchalla-Ehrenpräsident, bot sich als Mediator an, „was man aber nicht wollte“, sagt Weiß. Denk beteuert derweil, er habe sich bei Mignoli entschuldigt: Der wortlose Ausschluss der FT-Schützen sei „ein Fehler gewesen, den wir bereuen“, und „wir hätten das Gespräch suchen müssen“. Gleichwohl könne er den Entschluss nicht mehr rückgängig machen – zumindest dieses Jahr.
Ob die verärgerten Schützen jemals wieder mitmachen, bleibt abzuwarten. „Im Namen aller Schützen bedankt sich der Vorstand bei seinen treuen Gästen für viele Jahre voller gemeinsamer Faschingsfreude, schöner Erinnerungen und ausgelassener Feiern“, heißt es pathetisch im Schreiben des FT-Vorstands. Das klingt nach Abschied, zumal Mignoli die Entschuldigung bislang nicht angenommen hat. Robert Weiß bietet Mignoli derweil ein Versöhnungsbier an – in der Hoffnung, dass die Beteiligten wieder miteinander reden, wenn alles vorbei ist.