Starlink-Internet und Kaviar: Qatar Airways: „Wir können uns anpassen“ | ABC-Z

Starlink-Internet und Kaviar
Qatar Airways: „Wir können uns anpassen“
09.03.2025, 10:24 Uhr
Die Fluggesellschaft aus Doha wächst rasant. Die Vorwürfe während der WM in Katar 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen haben nicht geschadet, sagt Manager Thierry Antinori im Interview. Die Airline sei krisenfest. Qatar Airways punktet mit Luxus in der Business Class. Auch bei deutschen Kunden kommt das an.
Qatar Airways setzt im Wettbewerb mit anderen Airlines auf eine Luxusstrategie. Was gibt es an Bord Ihrer Flugzeuge, das ich anderswo nicht bekomme?
Thierry Antonori: Sie können in der Business Class zum Beispiel Essen bestellen, wann immer Sie wollen. Andere bieten das nur in der First Class an. Wir servieren auch Kaviar in der Business-Klasse auf bestimmten Strecken. Das macht ebenfalls keine andere Airline. Gerade sind wir außerdem dabei, unsere Langstreckenflotte aus Boeing 777 und Airbus 350 mit Starlink-Internet auszustatten. Bis heute sind es 30 unserer Flugzeuge, bis Ende des Jahres wird das bei allen unseren Maschinen so sein. Das wird ein echter Gamechanger. Ob Gaming, Netflix oder Videokonferenz – Sie können damit alles machen.
Sie fliegen fünf deutsche Städte an und haben gerade mehr Verbindungen zwischen Doha und Berlin angekündigt. Wie wichtig ist für Sie der deutsche Markt?
Deutschland ist für uns der Markt Nummer fünf in der Welt, in den letzten zehn Monaten hatten wir im Vergleich zum Vorjahr zwölf Prozent mehr Passagiere aus Deutschland. Ab Juli werden wir dreimal pro Tag von Berlin nach Doha fliegen. Trotz der Probleme ist die deutsche Wirtschaft stark im Vergleich zu anderen europäischen Staaten. Wir profitieren auch von der föderalistischen Struktur. Es ist nicht wie in Frankreich oder Großbritannien, wo die lokale Airline von Paris und London aus alles bedient. Neben Berlin gibt es auch Frankfurt, Hamburg, München und Düsseldorf. Früher waren die Deutschen vor den Chinesen immer die Weltmeister im Reisen. Das sind Faktoren, die uns helfen.
Spüren Sie die Folgen der Wirtschaftskrise in Deutschland?
Die deutsche Wirtschaft hat überproportional gelitten und sie leidet weiterhin. Wir sind in Deutschland jetzt in etwa auf dem Niveau, das wir vor der Pandemie hatten. Wir nehmen uns ein größeres Stück von einem kleineren Kuchen.
Werden Sie weitere Ziele in Deutschland anfliegen?
Ein paar Destinationen sind auf dem Radar, aber dieses und auch nächstes Jahr wird sich da nichts bewegen. Denn für alle Flugzeuge, die wir in den nächsten zwei Jahren geliefert bekommen, haben wir schon andere Pläne. Erst einmal wird es also Wachstum auf bestehenden Strecken geben, also zum Beispiel viermal am Tag Berlin-Doha.
Bevor Sie 2019 zu Qatar Airways kamen, waren Sie ab 2011 im Vorstand von Emirates. Beobachten Sie ein wachsendes Interesse deutscher Kunden an Flugzielen im Mittleren Osten?
Definitiv – schon seit 10, 15 Jahren. Wir sehen jedes Jahr zweistellige Wachstumsraten in den Besucherzahlen, auch durch die Fußball-WM in Katar ist das Interesse gestiegen.
Gleichzeitig gab es im Kontext der WM viele Diskussionen über die politische Situation, etwa die Missachtung der Menschenrechte. Hat Ihnen das nicht geschadet?
Nein. Am Ende haben die Leute ihre eigene Meinung. Aber bei uns kaufen sie ein Produkt.
Welche Regionen sind wichtig für Sie und wie belasten die aktuellen geopolitischen Krisen Ihr Geschäft?
Europa steht für 35 Prozent unseres Umsatzes, Asien für 30 Prozent. Afrika entwickelt sich überproportional, in den USA fliegen wir zwölf Städte an. Wir sind nicht wie eine europäische Airline, die sehr abhängig von ihrem Heimatmarkt ist. Als ich bei Lufthansa war, kamen 60 Prozent des Umsatzes aus Deutschland. Bei Qatar Airways kommen nur zwölf Prozent aus Katar und der Rest aus dem Ausland. Was die Krisen betrifft: Wir können uns anpassen.
Mit Thierry Antonori sprach Katja Michel
Das Interview erschien zuerst bei Capital.de