Stadionverkauf: Ein Meilenstein für Unterhaching und den Frauenfußball – Landkreis München | ABC-Z

Der Trikottausch gilt unter Sportlern als Zeichen des gegenseitigen Respekts. Auf dem Balkon des VIP-Gebäudes des Unterhachinger Stadions waren es am Mittwochmorgen dann die Fan-Schals, die zwischen Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, und Manfred Schwabl, Präsident der Spielvereinigung Unterhaching, den Besitzer wechselten.
Es war der Schlussakt eines über mehrere Monate ausgehandelten Verkaufs des bislang gemeindeeigenen Sportparks an die Allianz Arena Stadion GmbH, einer hundertprozentigen Tochter des FC Bayern. Und bei dieser wie eine Siegerehrung anmutenden Verteilung von Geschenken wenige Stunden nach Vertragsunterzeichnung war Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) der lachende Dritte im Bunde, dessen Gemeinde nun acht Millionen Euro mehr in der Kasse hat. Er selbst erhielt übrigens einen Fußball mit allen Unterschriften der Fußballerinnen des FC Bayern. Denn die sollen von 1. Januar hier einziehen. Zunächst nur für die Spiele in der Champions-League, aber nach und nach bis 2029 sollen sie komplett im Sportpark Unterhaching eine neue Heimat finden.
Bianca Rech, die Direktorin Frauenfußball des FC Bayern, sagte bei der Pressekonferenz im VIP-Gebäude der Spielvereinigung: „Das ist ein Meilenstein für uns und setzt neue Maßstäbe, es zeigt die Entwicklung des Frauenfußballs.“ Auch Dreesen betonte, dass er im Frauenfußball mit dem Standort in Unterhaching eine „langfristige Zukunft“ sehe. „Wenn wir nicht daran glauben würden, hätten wir nicht investiert“, sagte er und verwies auf die gesellschaftliche Entwicklung und den neu gegründeten Liga-Verband – die Frauen-Bundesliga spaltet sich vom DFB ab und erhält eine eigene Organisation – als Zeichen dafür.
Wie nun zukünftig aber die Frauen- und Mädchenteams im Sportpark Platz finden sollen, wenn schon jetzt mit der dort auch weiter beheimateten Spielvereinigung, der Fortuna Unterhaching, den Footballern der Munich Ravens und den Fußball-Schülern der Grund- und Mittelschule platzmäßig alles ausgereizt ist – das war wichtiger Bestandteil der Verhandlungen zwischen Gemeinde und dem FC Bayern. „Wir haben alle Trainingspläne übereinandergelegt“, berichtete Dreesen. Und die Lösung war wohl aufgrund der „schieren Anzahl der Mannschaften“ nicht einfach.

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So wird die Allianz Arena Stadion GmbH nicht nur in die Sanierung und den Ausbau des Stadions und des gesamten Sportparks investieren, sondern auch das Gelände an der Sternstraße weiterentwickeln, um allen Teams in Unterhaching Trainingsmöglichkeiten zu bieten. „Wir investieren einen zweistelligen Millionenbetrag auf Zeit“, sagte Dreesen. Die Gemeinde wiederum wird die Einnahmen aus dem Stadionverkauf laut Bürgermeister Panzer ebenfalls in die Ertüchtigung der Sportanlagen stecken. Nicht nur die Stockschützen, deren Halle am nördlichen Ende des Sportparks durch ein Verwaltungsgebäude des FC Bayern ersetzt werden soll, brauchen eine neue Heimat. Auch das Sportgelände an der Hachinga-Halle muss dringend saniert werden. „Die genauen Planungen obliegen aber dann dem neuen Gemeinderat“, sagt Panzer, der im März bei der Kommunalwahl nicht mehr als Bürgermeister kandidiert.
Im Jahr 2000 verhalf Haching dem FC Bayern zur Meisterschaft. Daran erinnert Manfred Schwabl oft und gerne
Manfred Schwabl hatte mit seiner Spielvereinigung lange versucht, selbst das Stadion und den Sportpark zu kaufen, jetzt sprach von einer „Win-win-Situation“ und gab zu: „Das war für einen Regionalligisten eine Nummer zu groß.“ Schließlich gehe es ja nicht nur um den Kauf, sondern man müsse in die Sportstätte und die Tauglichkeit für den Liga-Betrieb im Profi-Fußball investieren. Und wie man das so gerne bei der Spielvereinigung immer wieder tut, erinnerte Schwabl auch diesmal an das legendäre Erstligaspiel aus dem Jahr 2000, als die Hachinger dem großen FC Bayern zur Meisterschaft verhalfen. „Das war der Anfang des wirtschaftlichen Aufstiegs des FC Bayern, deshalb kann er jetzt das Stadion kaufen“, scherzte er, wohl wissend, dass er hier jetzt nicht mehr der Hausherr, sondern nur noch der Mitbewohner sein wird.
Die Ultras aus der Fan-Gemeinde der Spielvereinigung, die ihren Unmut über den Deal schon mehrfach deutlich machten, versuchte er zu beruhigen: „Der FC Bayern wird nicht alles überkleben. Wir werden da einen Mittelweg finden.“ Und ob in der Gaststätte dann zukünftig Paulaner Bier statt Tegernseer Hell ausgeschenkt wird, werde man sehen, sagte Jürgen Muth, der Geschäftsführer der Allianz Arena Stadion GmbH. Eine Annäherung, auch im gastronomischen Bereich, habe schon stattgefunden. Muth berichtete: „Ich habe schon mal mit dem Mann hinter dem Tresen gesprochen.“





















