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Bundesliga: Leverkusen gewinnt 2:0 gegen Holstein Kiel – Sport | ABC-Z

Xabi Alonso ist ein Weltmann, aber alles hat auch er noch nicht gesehen. Die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel jedenfalls dürfte zu den Orten zählen, an denen der Spanier in seinen 43 Lebensjahren bisher nicht gewesen sein dürfte, zumindest, sofern er als Privatmensch nicht gerne norddeutsche Küstenstädte bereist. Doch auch aus der Perspektive eines Trainers von Bayer 04 Leverkusen wird der erste Blick ins schnuckelige Holstein-Stadion so einige Überraschungen bereitgehalten haben: Vor Anpfiff durchlaufen die Teams ein Spalier aus Cheerleaderinnen, wie bei einem US-Teenie-Film aus den Neunzigerjahren; und begleitet werden sie überdies von einem langhalsigem Storchenmaskottchen, das wiederum von den Machern von „Chucky“ entworfen sein könnte, einer US-Horrorkomödie mit einer Puppe aus den Achtzigern.

Ja, an der Förde geht es ruppig, unkonventionell und doch herrlich-familiär zu. Und das bedeutet wiederum: Die Bundesliga hält ein breites Repertoire verschiedenster Aufgaben bereit – und ein Bundesligaspitzenteam muss solche Aufgaben erst mal lösen, so klar die Aufgabe auf dem Papier erst mal erscheinen mag. Leverkusen gewann am Samstag jedoch 2:0 beim Aufsteiger Kiel, und wenn der Eindruck nicht täuschte, dann hatte der deutsche Meister dafür nicht gerade seine letzten Kraftreserven mobilisieren müssen.

Wie klar die Angelegenheit werden würde, deutete sich in den ersten Minuten an, als Leverkusen gleich mal zeigte, welchen Rhythmus und welche Richtung diese Partie annehmen würde. Rhythmus: schnell, wenngleich nicht rasant oder stürmisch. Richtung: auf das Tor von Holstein Kiel. Da machte es auch nichts, dass Alonso vier Änderungen im Vergleich zum 0:0 in der Vorwoche gegen FC Bayern vornahm, Gegner beim deutsch-deutschen Duell im Achtelfinale der Champions League.

Immerhin waren das auch nur die Hälfte der Startelfwechsel wie beim 0:0 vor zwei Wochen gegen den VfL Wolfsburg; jenes Spiel, das den Münchner Ligavorsprung auf acht Punkte anwachsen ließ, mutmaßlich den Kampf um die deutsche Meisterschaft entschied und Alonso zumindest einen zarten Hauch Kritik einbrachte. In Kiel rückten Torwart Matej Kovar, Mittelfeldmann Robert Andrich sowie die Angreifer Amine Adli und Patrik Schick ins Team. Und eine hübsche Koproduktion der beiden Letzteren mündete in der neunten Minute dann auch in der Leverkusener Führung: Adli umtänzelte auf der linken Seite zwei Kieler, zog in den Strafraum und flankte butterweich in den Sechzehner, wo Kiels Torwart Timon Weiner den Ball nicht zu packen bekam: Schick vollendete aus drei Metern mit dem Außenrist.

Sobald Florian Wirtz an den Ball kommt, ist richtig was los

Der Rest der ersten Hälfte war eine anhaltende Druckphase der Leverkusener, mitunter sah es aus, als hätte man es mit einem Erstrundenspiel im DFB-Pokal zu tun. Kiel, der Außenseiter, verbarrikadierte sich um den eigenen Strafraum, allerdings ohne den Gegner aus diesem kontinuierlich heraushalten zu können. Leverkusen, der hoch überlegene Favorit, verrichtete seriöses Tagewerk, ohne dabei permanent Glanz zu versprühen.

Wobei, Glanz gab es bei einem Akteur quasi auf Bestellung: Sobald Florian Wirtz an den Ball kam, war richtig was los, ihm fiel auf der halblinken Seite ständig etwas Neues ein. Mal war’s ein Hackentrick, mal ein Dribbling gegen zwei Gegner – und in der 45. Minute war es ein Steckpässchen auf Adli, der den Ball am erneut schwach aussehenden Weiner zum 2:0 ins Tor schoss. Die Leverkusener führten in allen relevanten Statistiken deutlich, doch alles ließen sich die Kieler dann auch nicht gefallen. Sie gingen ruppig in die Zweikämpfe, grätschten um jeden Ball, und sie hatten auf ihrer Plusseite noch dazu zwei wirklich ordentliche Torchancen vorzuweisen: Einmal war Mittelfeldmann Magnus Knudsen freistehend vor Leverkusens Torwart Kovar aufgetaucht, der aber eilte rechtzeitig heraus und konnte den Winkel entscheidend verkürzen (22.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff konnte Kovar wiederum einen Distanzschuss von Knudsen parieren.

In der zweiten Hälfte nahm die Partie kein völlig anderes Erscheinungsbild an, die Leverkusener waren optisch weiter überlegen, doch sie verrichteten ihren Dienst wie genügsame Verwaltungsbeamte – die allerletzte Anstrengung vermieden sie, alle wichtigen Aufgaben wurden trotzdem erledigt. Die Werkself benutzte ihren Ballbesitz in vollem Bewusstsein darüber, dass zu Torchancen nur diejenige Mannschaft kommt, die den Ball hat. Und die Kieler wurden zwar mutiger und schoben ihre Pressinglinien einige Meter nach vorn, sie kamen allerdings nicht in die Umschaltsituationen, die es für nennenswerte Torchancen gebraucht hätte.

Die beste Möglichkeit hatte in der ereignisarmen zweiten Hälfte Florian Witz, der es jetzt aber auch etwas ruhiger angehen ließ und dazu passend aus halbrechter Position abschloss: Unplatziert und etwas lasch, diesmal konnte Kiels Torwart Weiner kurz glänzen. Und damit waren, so schien es, am Ende auch (fast) alle zufrieden.

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