SpVgg Greuther Kleeblattstadt: Noel Futkeu überzeugt beim Saisonstart gegen Dynamo Dresden – Sport | ABC-Z

Manchmal funktioniert die Psychologie im Fußball wie am Schnürchen. Noch für die Generalprobe vor dem Saisonstart gegen Dynamo Dresden hatte der Fürther Trainer Thomas Stürmer Felix Higl den Vorzug gegeben. Der Neuzugang vom SSV Ulm begann gegen Bundesligist Union Berlin, während Noel Futkeu über eine Stunde draußen schmoren und mitansehen musste, wie der zweite Angreifer Branimir Hrgota das sehenswerte 1:0-Siegtor für das Kleeblatt erzielte. Doch der 22 Jahre alte Deutsch-Kameruner war durch diese vermutlich auch für ihn – den elffachen Torschützen der vergangenen Saison – gleichsam überraschende wie unliebsame Entscheidung offensichtlich zusätzlich motiviert. Futkeu ließ sich nicht beirren, haute sich im Training voll rein und war im ersten Punktspiel beim 3:2-Auftakterfolg gegen Dynamo nicht nur Teil der Startelf, sondern auch der Mann des Tages.
„Wir wollten im letzten Testspiel mal das Duo Higl und Hrgota von Beginn an sehen, auch weil wir wussten, dass wir Noel jederzeit reinschmeißen können“, erklärte Thomas Kleine. „Aber seine Reaktion war wirklich sehr professionell.“ Denn Futkeu ging gegen Dresden ab wie ein Rennpferd, das sich aus der Startbox katapultiert: Nur 23 Sekunden brauchte er für sein erstes Tor, beim Kopfball war er allerdings auch sträflich übersehen worden von den Dynamo-Verteidigern. Nach der Pause folgte ein Geniestreich, als er durch zwei Gäste-Verteidiger hindurchspazierte, den dritten per Körpertäuschung in Leere laufen ließ auch noch den Torwart verlud. Es war das 3:1, letztlich das entscheidende Tor zum Auftaktsieg der Mittelfranken.
„Das war natürlich ein richtig tolles Tor“, fand Coach Kleine. „Wir wollen von unseren Offensivspielern, dass sie auch mal das Dribbling suchen. Noel nimmt es da gleich mit drei Verteidigern auf und belohnt sich für seinen Mut und seine Überzeugung.“ Futkeu selbst reagierte mit einer gewissen Genugtuung auf seine von allen Seiten beklatschte Leistungsexplosion: „Ich habe viel mit Widerständen zu kämpfen. Das war in der Sommervorbereitung wieder der Fall. Ich musste um meinen Platz kämpfen. Das habe ich getan“, sagte er nach dem Spiel den Nürnberger Nachrichten. „Dann hat mich der Trainer von Anfang an aufgestellt.“
Vielleicht war der Auftritt am Sonntag ja so etwas wie die Initialzündung, die der im Ruhrgebiet geborene Dribbelkünstler noch gebraucht hat, um voll durchzustarten. Bei seinem Stammverein Rot-Weiss Essen und beim 1. FC Köln II hatte er in der Regionalliga die ersten Erfahrungen im Erwachsenenfußball gesammelt, es folgte der Schritt zurück, der sich letztendlich als Sprung nach vorne erweisen sollte: Futkeu ging zu Schwarz-Weiss Essen in die Oberliga Niederrhein, wurde in der Saison 2022/23 mit 30 Treffern in 32 Spielen Torschützenkönig und geriet in den Fokus der großen Klubs.
Letztendlich entschied sich der junge Stürmer für den Wechsel zu Eintracht Frankfurt, und ging dort erst einmal für die Regionalliga-Reserve auf Torejagd. Weil er das mit Bravour tat, bekam er im Dezember 2023, ausgerechnet an seinem 21. Geburtstag, die große Chance: Im Pokalspiel beim 1. FC Saarbrücken brachte ihn Trainer Dino Toppmöller beim Stande von 0:1 aus Eintracht-Sicht in der 78. Minute für keinen Geringeren als Weltmeister Mario Götze. Keine fünf Minuten später leistete sich der Debütant eine Tätlichkeit, flog vom Platz – und Frankfurt aus dem Pokal, 0:2 hieß es am Ende. Damals war Futkeu offensichtlich noch nicht in der Lage, seine Motivation zu kanalisieren – was heute augenscheinlich der Fall ist.
Eintracht Frankfurt könnte Futkeu für 1,3 Millionen Euro zurückholen – sein Marktwert liegt bereits bei 2,5 Millionen
„Wir haben erst diese Woche über dieses Spiel geredet, weil er dadurch ja auch in unserem Pokal-Erstrundenspiel in einer Woche gegen Blau-Weiß Lohne noch ein letztes Mal gesperrt sein wird“, sagt Trainer Kleine. „Aber eher mit einem lachenden Auge, ich glaube, er hat aus der Aktion damals gelernt.“
Zumal dieser verkorkste Kurzeinsatz sein erster und letzter Profi-Auftritt im Frankfurter Trikot bleiben sollte, 2024 verkaufte ihn die SGE für 250 000 Euro nach Fürth – nicht ohne sich die Option zu sichern, ihn für 1,3 Millionen zurückholen zu können. Nach der erfolgreichen Saison 24/25 ist sein Marktwert laut Transfermarkt.de bereits auf 2,5 Millionen Euro gestiegen – dabei ist Futkeu mit seiner Entwicklung noch keineswegs am Ende angekommen, wie sein aktueller Coach prophezeit: „Noel hat großes Potenzial, ich will noch mehr aus ihm herauskitzeln.“ So sei der 22-Jährige bei der Passqualität und auch technisch „noch nicht bei hundert Prozent“. Der Angreifer sei lernwillig, was womöglich auch seinem positiven Naturell geschuldet ist: „Er hat immer ein Lachen auf dem Gesicht, ist auf und neben dem Platz ein absolut positiver Mensch“, sagt Kleine.
Bleibt abzuwarten, ob es auch an diesem Wochenende wieder Grund zu guter Laune für Futkeu gibt. Die Spielvereinigung gastiert am Samstag (13 Uhr) bei Eintracht Braunschweig, das wie die Fürther mit einem Sieg in die Saison gestartet ist. Kleine ist gewarnt: „Unser Gegner hat auswärts in Magdeburg zu null gespielt, und das 35 Minuten lang in Unterzahl.“ Sein Team müsse kompakt stehen und es dem Gegner schwer machen. Und es komme darauf an, die eigenen Ballbesitzphasen zu verlängern. Den Rest erledigt dann ja womöglich wieder Noel Futkeu.