SpVgg Greuther Fürth in Berlin bei Hertha BSC: Aus Bammel wird greifbare Angst – Sport | ABC-Z

Die Stimmung war am Boden, am Freitag der vergangenen Woche in Fürth. Die Mannschaft bekam von den Fans Pfiffe, und auch Trainer-raus-Rufe waren im Ronhof zu hören. Die SpVgg Greuther Fürth hatte gerade das Abstiegsduell gegen Ulm 0:1 verloren. Ihre große Chance, den Zweitligaverbleib so gut wie perfekt zu machen, war dahin. Eine gute Woche später nach der Niederlage am Sonntag in Berlin bei Hertha BSC, wieder 0:1, ist die Laune noch schlechter geworden: Inzwischen ist der Relegationsplatz nur noch drei Punkte entfernt.
Das führt dann, wie so oft im Fußball, zu einer Trainerdiskussion. Sportdirektor Stephan Fürstner wollte nach dem Spiel erst mal „alles sacken und die Emotionen herunterkochen lassen“. Eine Jobgarantie hört sich anders an. Trainer Jan Siewert spürt nach eigenen Angaben aber noch das Vertrauen und will „im Austausch bleiben und den Jungs alles, was möglich ist, zur Verfügung geben“. Dann soll der Klassenverbleib mit seiner Mannschaft klappen. Der ist trotz der miserablen Form auch immer noch absolut möglich. In den letzten beiden Spielen in Hannover und gegen Hamburg braucht es aber wohl noch Punkte. „Jetzt haben wir noch zwei Möglichkeiten, das Ding in die richtige Richtung zu lenken“, sagte Siewert.
Für die missliche Lage in der Tabelle ist nicht nur die erneut schlechte Leistung bei der Hertha der Grund. Preußen Münster hatte beim ersten Spiel nach dem Trainerwechsel direkt mal ein Ausrufzeichen gesetzt und Aufstiegskandidat Magdeburg auswärts mit 5:0 besiegt. Bei der schlechten Form der Fürther – sechs Spiele ohne Sieg – fühlt sich der Abstand auf den Relegationsrang zudem noch mal kleiner an, als ihn die drei Punkte in der Tabelle erscheinen lassen.
Das wäre durch eine bessere Leistung im Berliner Olympiastadion alles zu verhindern gewesen. Jedoch zeigte sich das Kleeblatt mal wieder von seiner schlechteren Seite. In der ersten Halbzeit brachte die Spielvereinigung nicht einen einzigen Schuss auf das gegnerische Tor. Auf der anderen Seite zeigten sich die Berliner zwar auch nicht besonders stark – für ein paar schöne Spielzüge reichte es gegen die Fürther aber. Und das Gegentor hatten die Gäste zum großen Teil selbst zu verantworten: Noah Loosli verlor viel zu einfach einen Zweikampf gegen Florian Niederlechner. Der Berliner Stürmer legte auf den formstarken Fabian Reese ab, der frei auf Nahuel Noll zulief. Weil der Fürther Schlussmann zu sehr in der kurzen Ecke stand, hatte Fabian Reese kein Problem, den Ball im Tor unterzubringen (16.).
Den kleinen Fehler konnte der Fürther Torwart knappe 20 Minuten später ausgleichen, als er einen Schuss von Florian Niederlechner blockte. Bis zur Pause blieben die Berliner das spielbestimmende Team und erzielten sogar ein zweites Tor. Das wurde wegen einer Abseitsstellung jedoch korrekterweise nicht gegeben. In der zweiten Halbzeit zeigten die Fürther eine bessere Leistung und vor allem mehr Drang nach vorn. Eine Großchance sprang dabei jedoch weiterhin nicht heraus. Die beste Möglichkeit der zweiten Halbzeit hatten dann wieder die Berliner, den Abschluss von Derry Scherhant konnte Nahuell Noll aber um den Pfosten lenken. Der Fürther Schlussmann war in der zweiten Hälfte auch wieder mehrfach zur Stelle und hatte einmal sogar Glück, dass ein abgefälschter Schuss nur neben das Tor ging.
Die Fürther zeigen sich offensiv ideenlos – nicht nur in Berlin
Die etwas verbesserte Leistung im zweiten Durchgang zeigte zwar, dass die Fürther mindestens einen Punkt wollten – spielerisch war das aber immer noch zu wenig, um etwas gegen eine Mannschaft wie Hertha BSC mitzunehmen. Bei den uninspirierten Offensivvorstellungen verwunderte es nicht, dass die Mittelfranken in den vergangenen fünf Spielen nur ein einziges Tor erzielt haben. Dabei warfen sie in der Schlussphase noch einmal alles nach vorn, sogar Torwart Noll war bei der letzten Ecke im gegnerischen Strafraum. Das ging jedoch schief, und das Kleeblatt hätte fast im Anschluss das Tor des Jahres hinnehmen müssen: Die Berliner gewannen den Ball, Jonjoe Kenny fackelte nicht lange und schoss vom eigenen Strafraum auf das Fürther Tor. Der Ball landete nur wenige Zentimeter neben dem Kasten.
Das Spiel verloren die Fürther auch ohne dieses potenzielle Traumtor, bei der gezeigten Leistung auch verdient. So wird es in den nächsten Wochen schwierig, Punkte zu holen. Und die dürfte es brauchen, bei noch drei Punkten Abstand auf den Relegationsrang und sechs auf den direkten Abstiegsplatz. Auch die schlechte Tordifferenz (-15) im Vergleich zu den anderen Abstiegskandidaten kann noch entscheidend werden.