Waffenruhe-Abkommen: Hamas soll sich mit Israel über Fortsetzung des Gaza-Deals geeinigt haben | ABC-Z

Israel setzte aus Ärger über die Hamas die im Waffenruhe-Abkommen vorgesehene Entlassung palästinensischer Häftlinge aus. Laut Hamas soll nun eine Lösung in dem Streit gefunden worden sein.
Israel und die Hamas haben nach Angaben der Islamistenorganisation und israelischen Medienberichten zufolge eine Einigung über die ins Stocken geratene erste Phase des Waffenruhe-Abkommens erzielt. Die geplante Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen, die Israel vor einigen Tagen ausgesetzt hat, solle zeitgleich mit der Übergabe von Leichen israelischer Geiseln erfolgen, teilte die Hamas mit. Wann der Austausch stattfinden soll, ließ die Terrororganisation offen.
Eine offizielle Bestätigung aus Israel dafür gab es zunächst nicht. Mehrere israelische Medien berichteten aber unter Berufung auf israelische Beamte, die von der Hamas verkündete Einigung zwischen beiden Kriegsparteien sei tatsächlich erzielt worden. Die „Times of Israel“ berichtete, die Freilassung werde am Mittwoch über das Nachbarland Ägypten erfolgen. Laut der Nachrichtenseite „ynet“ sollen binnen 24 Stunden vier tote Geiseln ohne Zeremonie zunächst an Ägypten und dann an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben werden, bevor sie nach Israel überstellt werden.
Laut der Zeitung „Haaretz“ soll der Austausch am Mittwochabend erfolgen. Gleichzeitig werden gemäß einer am Dienstag erzielten Vereinbarung laut Hamas und den Medienberichten jene palästinensischen Gefangenen freigelassen, die Israel am Wochenende freilassen sollte.
Israel hatte in der Nacht zu Sonntag mitgeteilt, die im Waffenruhe-Abkommen vorgesehene Entlassung palästinensischer Häftlinge werde ausgesetzt. Erst müsse die islamistische Terrororganisation versichern, mit den demütigenden Zeremonien bei der Freilassung der israelischen Geiseln aufzuhören, hieß es zur Begründung. Betroffen sind 602 palästinensische Häftlinge. Sie hätten am Samstag im Austausch für sechs israelische Geiseln freikommen sollen.
Die vier Leichen, die nun übergeben werden sollen, sollten ursprünglich am kommenden Donnerstag im Rahmen der ersten Phase des Abkommens zwischen Israel und der Hamas an Israel übergeben werden.
Israel greift wieder Ziele in Syrien und im Libanon an
Unterdessen hat die israelische Luftwaffe wieder Ziele im benachbarten Syrien sowie im Libanon angegriffen. Südlich der syrischen Hauptstadt Damaskus, wo Kampfflugzeuge und Explosionen zu hören waren, kam es Augenzeugen zufolge zu mindestens fünf Luftangriffen auf militärische Ziele. Ein Vertreter der südlichen Provinz Daraa sagte, auch dort hätten Israels Kampfflugzeuge mehrere Militäranlagen der syrischen Armee angegriffen.
Nach dem Sturz der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad im Dezember hatte Israel in Hunderten Angriffen die militärischen Fähigkeiten der Assad-Regierung weitgehend zerstört. Seit Jahresbeginn griff Israel der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 16 Mal auf syrischem Gebiet an. Unter anderem seien Waffenlager und militärische Kommandozentren zerstört worden.
Das israelische Militär teilte mit, militärische Ziele in Südsyrien angegriffen zu haben. Diese hätten eine Bedrohung für die Bürger Israels dargestellt, hieß es in einer Erklärung.
Seit dem Sturz der Assad-Regierung hat die israelische Armee ihre militärischen Aktivitäten auf syrischem Gebiet deutlich ausgeweitet. Der Beobachtungsstelle zufolge drang sie im Westen von Kunaitra in Dörfer nahe der besetzten Golanhöhen ein. In der Gegend tauchten israelische Armee-Fahrzeuge und Kontrollposten auf. Am Abend gab es Berichte, dass in der Provinz Daraa auch israelische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge gesichtet worden seien.
Syriens neuer Präsident Ahmed al-Scharaa und seine Übergangsregierung fordern den sofortigen Rückzug Israels. Das Land begründet sein militärisches Vorgehen auf syrischem Gebiet nahe der besetzten Golanhöhen mit der Bekämpfung von Waffenlagern und Nachschubwegen, die von der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz genutzt werden sollen.
Israel griff zudem im Libanon im Grenzgebiet zu Syrien an. Bei dem Drohnenangriff wurden zwei Menschen getötet, wie die Staatsagentur NNA berichtete. Israels Armee sprach von einem Angriff auf Mitglieder der Hisbollah. Sie seien in einem Lager für strategische Waffen tätig gewesen. Dies sei ein „eklatanter Verstoß gegen die Waffenruhe-Absprachen zwischen Israel und dem Libanon“.
Israelischer Oppositionsführer schlägt Aufsicht Ägyptens über Gaza vor
Ägypten soll einem Vorschlag des israelischen Oppositionsführers Jair Lapid zufolge 15 Jahre lang die Verantwortung für die Verwaltung des Gazastreifens nach Kriegsende übernehmen. Er habe in den USA einen entsprechenden Plan vorgestellt, teilte Lapid auf der Plattform X mit. In der Zeit soll nach Willen des Politikers die gemäßigte Autonomiebehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Westjordanland bedeutende Reformen vornehmen, um anschließend die Kontrolle des Gazastreifens wieder zu übernehmen. Die islamistische Hamas hatte sie 2007 gewaltsam von dort vertrieben.
Zudem soll laut Lapids Plan in dem Zeitraum auch der zerstörte Küstenstreifen unter ägyptischer Aufsicht wieder aufgebaut werden. Als Gegenleistung könne die internationale Gemeinschaft Ägyptens Auslandsschulden erlassen, so Israels Oppositionsführer weiter.
Israels Regierung, die bislang keinen Plan für die Zukunft des Gazastreifens vorgelegt hat, äußerte sich zunächst nicht zu Lapids Vorschlag. Auch aus Ägypten gab es zunächst keine offizielle Stellungnahme.
dpa/mp