Sport

Sportler des Jahres: Zeidler, Varfolomeev und 3×3-Basketballerinnen triumphieren | ABC-Z

Am Ende eines Super-Sportjahres werden in Baden-Baden Deutschlands „Sportler des Jahres“ gewählt. Bei den Männern ringen zwei Olympiasieger um Platz eins. Auch bei den Mannschaften triumphiert ein Team, das in Paris Gold gewann. Sportlerin des Jahres wird eine 18-Jährige.

Ein Sportjahr voller Emotionen mit epochalen Siegen und Überraschungstriumphen, mit strauchelnden Favoriten, Krimis und Dramen neigt sich dem Ende. Ein Sportjahr, das auch in Deutschland neue Helden herausgebracht hat, mit den Olympischen und Paralympischen Spielen von Paris als globalem und der Fußball-EM als kontinentalem Highlight. Im festlich geschmückten Bénazet-Saal des Kurhauses von Baden-Baden wurde nun an diesem Sonntagabend bei der Gala zum „Sportler des Jahres“ zurückgeblickt auf ein bewegendes Sportjahr 2024 und wurden die Besten ausgezeichnet.

Gesucht wurden die Nachfolger der Basketball-Nationalmannschaft, von Biathletin Denise Herrmann-Wick und Turner Lukas Dauser. Bereits zum 78. Mal fand die Traditionsveranstaltung statt – und etliche aktuelle und ehemalige deutsche Spitzensportler gaben sich die Ehre, darunter Wimbledon-Siegerin Angelique Kerber, Turn-Held Fabian Hambüchen, Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe und Bahnrad-Königin Kristina Vogel. Gehen alle drei Haupt-Auszeichnungen an diesem Abend an Olympiasieger? Wie schneiden die deutschen Ironman-Sieger, Bayer Leverkusen und die Para-Sportler ab?

Die Vorauswahl stammt von den Kaderathleten selbst, die für jede Kategorie eine Top-15-Liste erstellt haben. Dann hatten mehr als 3000 Mitglieder des Verbandes Deutscher Sportjournalisten die Möglichkeit, einen bis fünf Punkte für Sportler/Sportlerin und Mannschaft des Jahres abzugeben. Die erste Auszeichnung des Abends ging an den Sportler des Jahres. Vier Deutsche krönten ihre Karrieren im Sommer mit Olympiagold, davon kamen in Springreiter Christian Kukuk und Vielseitigkeitsreiter Michael Jung, der bereits zum dritten Mal Einzelgold gewann, zwei jedoch nicht in die Top 3. Die Wahl gewann Ruderer Oliver Zeidler knapp vor Schwimmer Lukas Märtens, Dritter wurde Triathlet Patrick Lange.

Zeidler, der auf 1694 Punkte kam, und Märtens (1647) trennten lediglich 47 Zähler. Lange erhielt 1439 Punkte. Ein vierstelliges Ergebnis erreichte auch noch Zehnkämpfer und Paris-Silbermedaillengewinner Leo Neugebauer (1043) als Vierter. Auf den Plätzen fünf bis zehn folgten Michael Jung (Vielseitigkeitsreiten/941), Timo Boll (Tischtennis/938), Markus Rehm (Para-Leichtathletik/536), Jonas Deichmann (Extremsport/503), Linus Straßer (Ski alpin/404) und Josia Topf (Para-Schwimmen/373).

Zeidler, Dritter der Wahl 2023, als er Weltmeister geworden war, legte in Paris sein Meisterstück ab. Nach drei WM-Titeln war das Olympiagold die Krönung seiner Karriere, die einst im Schwimmbecken begonnen hatte. Und nach dem Debakel der Spiele von Tokio, als er als Topfavorit im Halbfinale ausgeschieden war, fielen an der Pariser Regattastrecke Zentnerlasten von ihm ab.

Der 22 Jahre alte Lukas Märtens hatte in Paris nicht nur das erste Gold für die deutsche Mannschaft geholt, sondern mit seinem Sieg über 400 Meter Freistil auch Historisches geschafft: Es war das erste Olympiagold eines deutschen Mannes im Becken seit den Spielen 1988 in Seoul, als „Albatros“ Michael Groß und Uwe Daßler triumphiert hatten. Patrick Lange, der 2018 nach seinem zweiten Hawaii-Sieg zum Sportler des Jahres gewählt worden war, gelang nach schwierigen Jahren im Oktober, womit viele nicht mehr gerechnet hatten: Der 38-Jährige gewann zum dritten Mal die Ironman-WM auf Hawaii. „Mein größter Coup“, sagt er.

3×3-Basketballerinnen vor Bayer Leverkusen

Die zweite Hauptehrung des Abends – es gibt noch weitere Kategorien wie Nachwuchssportler, Trainer und Persönlichkeit – war jene für die Mannschaft des Jahres. Gewinnt mit Double-Gewinner Bayer Leverkusen wie zuletzt 2022 Eintracht Frankfurt oder 2020 Bayern München erneut ein Fußballteam? Als härteste Konkurrenz und – lauschte man den Gesprächen zuvor im Saal – als leichter Favorit galten die 3×3-Basketballerinnen, die mit ihrem sensationellen Olympiasieg einer in Deutschland lange Zeit unbekannte Sportart zu unverhofftem Glanz verhalfen und für Euphorie gesorgt hatten.

Am Ende setzte sich das Überraschungsteam aus Paris, bestehend aus Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert, bei der Wahl zu Deutschlands Mannschaft des Jahres durch – vor Bayer Leverkusen und den Handballern, die Frankreich mit der Silbermedaille verlassen hatten. Das Team von Alfred Gislason hatte in Paris sensationelle Turniererfolge erzielt, konnte seinen beeindruckenden Lauf aber nicht mit Gold krönen. In einem einseitigen Finale unterlag es Dänemarks Star-Ensemble 26:39 (12:21). Der Sieg der Basketballerinnen war mit 2872 Punkten deutlich, Leverkusen erhielt 1712, das DHB-Team 1196 Zähler.

Gymnastin Varfolomeev vor Kugelstoßerin Ogunleye

Bei der finalen Ehrung des Abends wurde schließlich Darja Varfolomeev, Olympiasiegerin in der Rhythmischen Sportgymnastik, als Sportlerin des Jahres ausgezeichnet. Schon im vergangenen Jahr war sie als fünfmalige Weltmeisterin Zweite bei der Wahl gewesen, in Paris nun rückte die im Sommer noch 17-Jährige (sie wurde im November 18) mit ihrer Persönlichkeit und ihren bezaubernden wie erstaunlichen Auftritten eine Sportart ins Rampenlicht, die hierzulande sonst nur sehr wenige interessiert. Die Schülerin, die seit ihrer Geburt neben dem russischen auch einen deutschen Pass besitzt, war mit 13 aus Sibirien nach Schmiden bei Stuttgart gezogen. Ihr Ziel: die Beste werden.

Yemisi Ogunleye, die in Paris wenige Stunden nach Varfolomeev überraschend und nervenstark mit ihrem letzten Versuch im Kugelstoßen Gold und mit ihrer unbändigen Freude viele Sympathien gewonnen hatte, wurde Zweite bei der Wahl. Platz drei ging an Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl, die sich wie schon 2021 auch in Paris zur Doppel-Olympiasiegerin gekrönt hatte. In der Mannschaft trug neben Frederic Wandres auch Isabell Werth einen großen Anteil dazu bei. Für Werth war es ihre achte olympische Goldmedaille, womit sie zu Deutschlands Rekord-Medaillengewinnerin aufstieg.

Melanie Haack ist Sport-Redakteurin. Für WELT berichtet sie seit 2011 über olympischen Sport und war auch bei den Spielen von Paris vor Ort. Hier finden Sie alle ihre Artikel.

Back to top button