Wirtschaft

Sport in den USA: Bei Donald Trump muss man mit allem rechnen | ABC-Z

Man sollte davon ausgehen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten immer etwas im Schilde führt, wenn er sich laut und vernehmlich in Dinge einmischt, die nicht zu seinen offiziellen Aufgaben gehören.

Die Ansage muss ihm wichtig gewesen sein, sonst hätte er sie gewiss nicht mit einer Drohung garniert. Andernfalls werde er „keinen Deal über den Bau eines Stadions in Washington abschließen“. Solche Warnungen können die Lokalpolitiker in der Hauptstadt nicht einfach ignorieren. Die Bundesebene besitzt aus historischen Gründen eine Aufsichtsrolle über die Kommune – offiziell District of Columbia, abgekürzt D.C.

Formverstöße gehören zum Repertoire

Aber nachdem der Kongress als zuständige Institution bereits im Januar mit einem speziellen Gesetz der Stadt das Gelände für den Bau für 99 Jahre überlassen hatte und eine repräsentative Umfrage ergab, dass 65 Prozent Trumps übergriffige Forderung zurückgewiesen hatten, gab der Stadtrat dem Projekt am Freitag grünes Licht. Das Areal, auf dem derzeit noch das 1961 eröffnete, baufällige RFK Stadium steht, in dem das NFL-Team bis vor 30 Jahren ihre Heimspiele ausgetragen hatte, soll mitsamt dem Areal drum herum komplett saniert werden.

Ob Trump den Plan dennoch zu unterminieren versucht, der mindestens 3,7 Milliarden Dollar (3,19 Milliarden Euro) verschlingen und neben der überdachten neuen Arena 6000 Wohnungen, zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte und eine Grünanlage entstehen lassen soll, lässt sich nicht abschätzen. Den Hebel dazu gäbe es: Die Stadt will 1,1 Milliarden Dollar (950 Millionen Euro) an öffentlichen Mitteln zuschießen. Und Trumps Einfluss auf den Kongress ist riesengroß.

Das konnte auch FIFA-Präsident Gianni Infantino (links) nicht verhindern: US-Präsident Donald Trump behielt den originalen Pokal der Klub-WM.AFP

So behielt er einfach den Originalpokal aus 24 Karat Gold, den FIFA-Präsident Infantino zu einem Werbeauftritt ins Weiße Haus mitgebracht hatte, und schob sich nach dem Finale eine der Siegerplaketten für die Spieler in die Sakkotasche. So etwas erntete Spott (die amerikanische Internetplattform Yahoo Sports: „Wir wissen bereits: Trump will wirklich so viele glänzend leuchtende Objekte, wie er in die Finger bekommen kann“), aber es hatte keine Konsequenzen.

Baseball-Liga reagiert sofort auf Trump

Trump legt großen Wert darauf, so viele Facetten des Sports wie möglich von der Außenlinie aus zu beeinflussen. Möglichkeiten, sich in Szene zu setzen, gibt es immer wieder. So unterzeichnete er in der letzten Woche bei einer Zeremonie im Weißen Haus einen Erlass und installierte ein Beratergremium, den „Presidential Council on Sports, Fitness, and Nutrition“, das Fitness-Tests in den Schulen des Landes installieren soll.

Als er vor wenigen Wochen auf „Truth Social“ verlangte, endlich den wegen Wettbetrugs ausgesperrten ehemaligen Baseballspieler und -trainer Pete Rose postum zu rehabilitieren, reagierte die Major League Baseball prompt und machte den Weg frei. Damit könnte der in Ungnade gefallene Sportler doch in die Hall of Fame in Cooperstown aufgenommen werden.

Das Portal „Politico“ sah darin nur das jüngste Beispiel dafür, „wie Trump schon lange versucht, den Sport zu nutzen, um seine Macht zu demonstrieren und politische Punkte zu sammeln“. Der sei „eines der wichtigsten Instrumente, mit denen er die Popkultur auf eine Weise für sich gewinnt, wie es nur wenige Politiker können“. Mit seinem Dominanzverhalten nutze er den Prestigewert von Sport, „um in amerikanische Arenen und Wohnzimmer einzudringen wie kein anderer Präsident zuvor“.

Was zu seiner Biographie passt. Trump hatte im Rahmen seiner geschäftlichen Ambitionen im Laufe der Jahre zweimal vergeblich versucht, sich in die National Football League einzukaufen, einem exklusiven Spielplatz für Milliardäre. Zuletzt 2014, als die Buffalo Bills zum Verkauf standen, aber er 400 Millionen Dollar (heutiger Wert: 470 Millionen Euro) zu wenig bot, um den Zuschlag zu erhalten.

Zwischendurch war sein Versuch gescheitert, das Baseball-Team der Cleveland Indians zu erwerben. Kein Wunder, dass er auch deren Umbenennung in Guardians in einem Atemzug mit den Washington Commanders niedermachte. Und dass er dies mit persönlichen Attacken auf den Miteigentümer Matt Dolan würzte, einen früheren Politiker, der seiner Auffassung nach „wegen dieser lächerlichen Namensänderung“ Wahlen verloren habe.

Trump ist Vorsitzernder der WM-Taskforce

Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit versucht, Sport zu instrumentalisieren, etwa als er sich vom Spielerprotest selbstbewusster schwarzer Athleten gegen Polizeigewalt angestachelt fühlte. Aber damals formierte sich im Land noch lautstarke solidarische Gegenwehr. NFL-Commissioner Roger Goodell nannte die Angriffe gegen Football-Spieler „polarisierend“. Im zweiten Anlauf konzentriert sich Trump mehr darauf, seine Haltung über die Schiene des Zeremonienmeisters zu inszenieren.

Dabei geht ihm, wenn es um die Fußballweltmeisterschaft geht, ­FIFA-Präsident Gianni Infantino dienstbar zur Hand. Der Schweizer sonnt sich offensichtlich gerne im Licht mächtiger und wohlhabender Männer, die ihm und seinen Großveranstaltungen nützlich sein können. Auch wenn es kurios wirkt, dass sich Trump, der nach eigenem Eingeständnis nichts von Fußball versteht, selbst zum Vorsitzenden der WM-Taskforce ernannt hat. Und der dabei so tut, als handele es sich nicht um ein Turnier mit drei Ausrichterländern, sondern als sei es eine rein amerikanische Angelegenheit.

Einreiseerlaubnis wird doch noch erteilt

Welche Folgen das haben kann, zeigte sich am Wochenende in South Carolina bei einem Baseballturnier für Spieler im Alter von 13 bis 16 Jahren mit Mannschaften aus aller Welt. Das Team Cacique Mara aus Maracaibo in Venezuela gewann zwar vor einem Monat die lateinamerikanischen Qualifikationsrunden in Mexiko, konnte aber nicht mitmachen.

Folge eines Trump-Erlasses, mit dem er im Juni Bürgern aus 19 Ländern, darunter Afghanistan, Kuba, Iran und Venezuela, die Einreise in die Vereinigten Staaten ganz oder teilweise untersagt hatte. Es soll zwar Ausnahmen für Athleten geben, die an der Fußballweltmeisterschaft, den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles oder anderen großen Sportveranstaltungen teilnehmen, die vom Außenminister festgelegt wurden.

Die öffentlichen Reaktionen auf den Vorfall hatten zumindest eine Wirkung. Die Mannschaft erhielt für die nächste Phase der World Series vom Außenministerium in ein paar Tagen in Pennsylvania ihre Einreiseerlaubnis.

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