Spielvereinigung Unterhaching: Einziges Ziel: Klassenerhalt – Landkreis München | ABC-Z
So hatten sich die Anhänger des Fußball-Drittligisten Spielvereinigung Unterhaching den Start in die neue Saison gewiss nicht vorgestellt: Zum Auftakt setzte es bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund eine 0:3-Pleite, dadurch stürzten die Rot-Blauen, die in der Vorsaison als Aufsteiger Rang neun belegt hatten, gleich mal auf den letzten Platz ab. Für Präsident Manfred Schwabl ist das Ergebnis auch Tage später noch surreal: „Du schaust auf das Resultat und glaubst es nicht.“ Bis zur Gelb-Roten Karte gegen Sebastian Maier hatte Haching prächtig mitgehalten, kassierte in der 86. Minute in Unterzahl dann doch das 0:1 und nach dem Entblößen der Abwehr zwei weitere Gegentore. „Da muss man aber auch sagen, dass wir ein dilettantisches Abwehrverhalten gezeigt haben“, schimpft Boss Schwabl.
Diesen Samstag soll es nun besser werden, die Heimpremiere steht an und es geht gleich mit einem oberbayerischen Derby los: Der beim Auftakt siegreiche FC Ingolstadt ist zu Gast, betreut von der ersten weiblichen Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifußball, der 33-jährigen Sabrina Wittmann. Mit etwas mehr als 6000 Zuschauern rechnen die Verantwortlichen für das erste Saisonspiel im Sportpark, das um 14 Uhr angepfiffen wird. Und auch bei den Dauerkarten macht die SpVgg Fortschritte, mittlerweile sei man bei knapp tausend verkauften Saisonabonnements, teilt Spielbetriebsleiter Philipp Muschiol mit.
Am Sicherheitskonzept wird sich nicht viel ändern. Lediglich einige Beschilderungen werden erneuert, es gibt laut Muschiol aber auch keinen Handlungsbedarf, schließlich sei bis auf die Verzögerungen vor dem Anpfiff des Derbys gegen den TSV 1860 München, als ein Banner ein Fluchttor verhängte, letzte Saison alles rund gelaufen. In Sachen Parkplätze bleiben die Richtlinien ebenfalls weitgehend gleich: Bei Partien mit mehr als 3000 Zuschauern greift eine Durchfahrtsperre, die für die Gauss-Allee und die Straße Am Sportpark vom Edeka-Supermarkt aus gilt. Von September an fällt der Parkplatz S1 am Stadion weg, weil dort die Gemeinde einen Behelfs-Baubetriebshof errichtet. „Aber es stehen immer 3500 Parkplätze zur Verfügung“, sagt Muschiol, der sich über wichtige Unterstützung freut: Er hat jetzt in Nicolas Grebe einen neu eingestellten Technischen Leiter an seiner Seite, der sich insbesondere um Sicherheits- und Verkehrskonzepte kümmert und der schon für große Veranstaltungen im Olympiapark und aktuell für die Adele-Konzerte in Riem zuständig war.
Abzuwarten bleibt indes, inwiefern das Nervenkostüm der Hachinger Anhänger in dieser Saison leiden wird. „Ziel kann nur der Klassenerhalt sein“, sagt Trainer Marc Unterberger, „wenige trauen uns etwas zu.“ Was daran liegt, dass im Team der Rot-Blauen ein großer Umbruch stattgefunden hat. „Einige Säulen sind weggebrochen, die das Konstrukt getragen haben“, sagt Markus Schwabl, Sohn des Präsidenten und sozusagen nebenberuflich als Sportdirektor für die Kaderplanung verantwortlich. Dafür kamen einmal mehr viele junge Spieler mit wenig Erfahrung im Profibereich. Wenigstens konnte in Tim Knipping, 31, Anfang der Woche noch ein routinierter Abwehrspieler vom SV Sandhausen ausgeliehen werden. Was den Verantwortlichen zusätzlich Mut macht, ist die gute Fitness, die den Kader auszeichnet: „Wir sind körperlich robust, das ist eine Währung, mit der wir in der Liga bezahlen wollen“, sagt Trainer Unterberger.
Und dann gibt es da noch eine Doppel-Verpflichtung, die an Manfred Schwabls Coup mit Sandro Wagner vor gut drei Jahren erinnert: Die Bender-Zwillinge Lars und Sven, die einst in der Jugend der SpVgg gespielt hatten, später beim TSV 1860 München zu Profis und Nationalspielern reiften, sind nun beide Teil des Unterhachinger Trainerstabs. Lars ist für die U17 in der DFB-Nachwuchsliga verantwortlich, Sven einer der drei Assistenten von Chefcoach Unterberger. In der abgelaufenen Saison hatte er als Co-Trainer von Edin Terzic mit Borussia Dortmund das Champions-League-Finale erreicht.
In einschlägigen Fanforen im Netz haben sich Löwen-Fans darüber beschwert, dass man die beiden Identifikationsfiguren nicht an die Grünwalder Straße lotsen konnte. Haching gelang damit eine kleine Revanche dafür, dass diesen Sommer in Patrick Hobsch, Verteidiger Raphael Schifferl und Torwart René Vollath gleich drei Kicker vom Sportpark nach Giesing wechselten. Da tut der Bender-Deal der rot-blauen Seele gut: „Schon klar, dass man bei Sechzig nicht begeistert ist, aber wir sind auch schon seit Monaten mit den beiden in Kontakt“, sagt Sportdirektor Schwabl junior. „Spieler mit Karrieren, wie sie die Benders hingelegt haben, kommen nicht einfach so. Die wollten alles ganz genau wissen.“ Und Unterberger ergänzt lachend: „Das Geld hat jedenfalls bestimmt nicht den Ausschlag für uns gegeben.“
Bayern-Kooperation und Stadion-Kauf bleiben weiterhin Hängepartien
Dabei sieht es finanziell deutlich besser aus: Die Lizenz habe man leichter bekommen als in früheren Jahren, hatte Präsident Manfred Schwabl zuletzt verlauten lassen. Man erwirtschaftete mehr Einnahmen durch Verkäufe von Spielern und erhielt 760 000 Euro aus dem 2,95 Millionen starken Nachwuchsfördertopf der dritten Liga, mit dem der DFB diejenigen Vereine belohnt, die deutsche U21-Spieler einsetzen. Dazu fließt vermutlich bald Geld aus der Kooperation mit dem FC Bayern – nach wie vor werden die Verträge rechtlich geprüft, wie Manfred Schwabl am Dienstag sagte. „In unserem Land braucht man bei Vertragsdingen immer Geduld.“
Auch beim anderen Großprojekt der Spielvereinigung, dem anvisierten Kauf des Stadions, gibt es keine neuen Wasserstandsmeldungen. Der von der Gemeinde aufgerufene Preis von 7,56 Millionen Euro für die insgesamt 42 000 Quadratmeter steht im Raum. „Der Gemeinderat ist ja in der Sommerpause“, sagt der Klub-Boss, deshalb sei jetzt auch keine Eile geboten. Zumal die Baugenehmigung für das Nachbargrundstück, auf dem die Sportpark GmbH ein Ärzte- und Bürohaus errichten will, noch nicht vorliegt. Genau diese Genehmigung sei aber elementar für die Finanzierung des Stadion-Deals, heißt es seitens der Spielvereinigung.