Wirtschaft

Wohungsbau: „Immobilienweise“ schlagen Alarm – Zahl der neuen Wohnungen sinkt weiter | ABC-Z

Die Bauwirtschaft entfernt sich immer weiter von den gewünschten 400.000 neuen Wohnungen im Jahr. Die sogenannten Immobilienweisen sprechen von einer „tiefgreifenden Krise“ mit schweren Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Helfen sollen umfangreiche Maßnahmen vom Staat.

Wegen der Flaute im Wohnungsbau dürfte die Zahl neuer Wohnungen nach Ansicht der sogenannten Immobilienweisen immer stärker sinken. Für dieses Jahr sei nur mit 230.000 neuen Einheiten zu rechnen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Frühjahrsgutachten des Expertengremiums. 2023 waren es noch 294.000 und im vorigen Jahr den Schätzungen zufolge 260.000 – und damit weit weniger als die von der Bundesregierung ursprüngliche angestrebte Marke von 400.000.

„Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in einer tief greifenden Krise.“ Die Schere zwischen hohem Bedarf an Wohnungen und geringer Bautätigkeit sei groß. „Die Lage der Immobilienwirtschaft lechzt nach einem politischen Reboot“, sagte die Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Iris Schöberl. Man müsse sich vom Routine-Modus verabschieden.

Der Mangel an Wohnraum verschärfe sich in vielen Städten weiter – „mit weitreichenden Konsequenzen für die Mieten und Immobilienpreise“, schreiben die Experten. Mieten vor allem in begehrten Stadtlagen dürften weiter steigen. „Erstens ist das Mieten in Zeiten höherer Zinsen gegenüber dem Kaufen attraktiver, was die Nachfrage nach Mietwohnungen steigert“, hieß es. „Zweitens erhöhen die hohen Zinsen und Baukosten die Kosten für den Wohnungsbau, was zu weniger neuen Angeboten im Mietsegment führt.“

Auch die Immobilienpreise dürften wegen stagnierender oder sinkender Bautätigkeit hoch bleiben und dann nach und nach bei gleichem wirtschaftlichem Umfeld wieder steigen. „Dies passiert, obwohl die Preise eigentlich nach dem Anstieg der Finanzierungszinsen auf ein Niveau von über drei Prozent noch weiter rückläufig sein müssten.“

Maßnahmenpaket vorgeschlagen

Um die Lage zu verbessern, schlägt das Expertengremium einen Strauß von Maßnahmen vor: beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren durch Digitalisierung, Bürokratieabbau und mehr Personal in Bauämtern, eine stärkere Aktivierung von Bauland durch Kommunen und Schritte zur Kostensenkung. Hier sollten etwa standardisierte Bauverfahren stärker gefördert werden, die Grunderwerbsteuer gesenkt werden ebenso wie die Umsatzsteuer beim Wohnungsbau und es sollte weniger restriktive Bauvorschriften und Vorgaben geben.

„Die Immobilienwirtschaft mit einem Anteil von fast 20 Prozent an der Bruttowertschöpfung in Deutschland kann als große Konjunktur-Lokomotive den gesamten Zug kräftig nach vorn bringen“, sagte ZIA-Präsidentin Schöberl – „wenn man sie lässt“.

Reuters/sos

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