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Spektakuläre Badeplätze: Der Bildband „The Nature of Swimming“ – Reise | ABC-Z

Eine sanft geschwungene Bucht, der Strand annähernd leer, mit Sand beinahe weiß, dahinter Palmen, natürlich keine Wolke am Himmel, dazu noch höchstens kniehohe Wellen, die brandungslos sanft diesen Strand hinauf krabbeln. Das ist, was als Traumstrand firmiert, in unseren Köpfen, in der Tourismus-Werbung, auf Instagram.

Einen solchen Strand allerdings findet man nicht in dem Bildband „The Nature of Swimming“, herausgegeben von Robert Klanten und Laura Allsop. Weil es viel schönere, spektakulärere, überraschendere Orte gibt, an denen man schwimmen kann, sei es im Meer, in Seen, Quellen, Weihern oder Flüssen. Einzigartige Orte, die nicht so austauschbar sind wie die dann doch immer gleichen karibischen oder südpazifischen Strände, die traumhaft zu finden einerseits vollkommen nachvollziehbar ist, andererseits aber auch ein wenig konventionell-spießig.

Baden im Meer und trotzdem geschützt sein vor der Brandung

Der Band zeigt Badestellen, die teilweise vollkommen natürlich sind, teilweise und häufiger jedoch von Menschen geschaffen worden sind, wobei sie jeweils die natürlichen Gegebenheiten integrieren. Und aber überhaupt erst durch diese Einbauten zum Schwimmen geeignet werden. Speziell auf der Südhalbkugel der Erde ist die Brandung vielerorts zu stark, als dass man gefahrlos im Meer baden könnte, jedenfalls zeigt „The Nature of Swimming“ speziell aus Südafrika und Australien etliche Beispiele von Pools, die ins Meer gebaut sind, aber durch eine Mauer vor der Brandung geschützt sind. Etliche davon sind Tidenpools, die bei Flut von der offenen See umschlossen sind, bei Ebbe aber das Wasser zurückhalten. Beispiele dafür finden sich auch in Europa, etwa an den Stränden von Saint-Malo und Saint-Quay-Portrieux in der Bretagne.

Wer zu den Figure Eight Pools an der pazifischen Küste gelangen möchte, muss eine zweistündige Wanderung durch den Royal National Park südlich von Sydney auf sich nehmen. (Foto: Jude Newkirk/Amazing Aerial Agency, The Nature of Swimming, gestalten2024)

Speziell dort möchte man in den kommenden Wochen und Monaten allerdings nicht baden, es sei denn, man ist sehr hart gesotten, denn die Wassertemperaturen werden alsbald auf zehn Grad und weniger sinken. Dennoch führt dieser Band einen auch an etliche Stellen in Europa, an denen sich auch winters aufgrund von Thermalquellen hervorragend schwimmen lässt, teilweise mit Blick auf verschneite Landschaften. Vor allem sind dies Badeplätze in Island, aber beispielsweise auch in Saturnia in der Toskana. Sobald es einen Saunabereich gibt, ist speziell im Winter ein Strandaufenthalt auch in Skandinavien und also jenseits von geothermisch erhitztem Wasser mitunter spektakulär.

Der Band untergliedert sich in ein paar kleine Aufsätze, die einige kulturhistorische interessante Gedanken enthalten, manchmal jedoch ins Schwülstige oder Achtsamkeits-Poesiealbenhafte kippen, in aussagekräftige Bildunterschriften und vor allem in Fotografien, die die Atmosphäre all der Orte einfangen, weil Perspektiven und Lichtstimmungen gut gewählt sind. Die Sortierung ist weder rein thematisch noch rein geografisch, was verhindert, dass „The Nature of Swimming“ einen öden lexikalischen Charakter bekommt. Schnee taucht auf, verschwindet wieder, ehe später erneut eine Kälte über die Seiten zieht, die jedoch durch den aufsteigenden Dampf warmen Wassers jeden Schrecken verliert.

Man ist in Kanada, auf Island, in Japan. Dazwischen wieder knallt die Sommer herunter und man ist dankbar für jede Abkühlung. Besonders aufsehenerregend sind natürliche Pools am oder im Meer, wo Felsen einen sicheren Bereich umschließen.

Die schönsten Strandbäder nutzen die natürlichen Gegebenheiten

Und dann gibt es aber auch Beispiele für kluge Strandbad-Architektur, häufig in größeren Städten, wo in Zentrumsnähe oder gar in den Hafenbecken Areale geschaffen werden für einen von Verkehr und Verschmutzung unbehelligten Strandtag, die trotzdem nicht abgeriegelt sind von der offenen See. Solche Bäder gibt es etwa in Aarhus, Malmö, Dublin und Vancouver. Häufig machen sie sich die topografischen Gegebenheiten zunutze.

Ziemlich exakt Körpertemperatur hat das Wasser der Thermalquellen, für die das Örtchen Saturnia in der südlichen Toskana berühmt ist. (Foto: Andrea Caruso/ Amazing Aerial Agency)

Was all die Orte in diesem Fotoband vereint ist, dass sie ganz überwiegend nicht einer exklusiven Klientel vorbehalten sind, etwa in dem sie auf Privatinseln liegen oder Teil von luxuriösen Hotelanlagen sind. Die allermeisten sind öffentlich zugänglich, mitunter gegen ein überschaubares Eintrittsgeld; und die Erreichbarkeit ist allein eine Frage des Ausgangspunktes und nicht grundsätzlich eine des Reisebudgets. Immerhin acht Kilometer zu Fuß muss man zurücklegen, um an die Five Water Hot Springs im amerikanischen Bundesstaat Utah zu gelangen. Dann jedoch kann man es, obschon kostenlos, individueller und damit exklusiver nicht haben: Die Quelle ist ein Thermal-Wasserfall, über kleine Pools und Gumpen fließt das Wasser ab – je weiter von der Quelle sie entfernt sind, desto mehr nimmt die Temperatur ab. So findet jeder die für sich perfekte natürliche Badewanne.

Robert Klanten, Laura Allsop (Hrsg.): The Nature of Swimming. Die Gestalten Verlag, Berlin 2024. 256 Seiten, 45 Euro.

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