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Spartickets ab 7,49 Euro: Jetzt macht sich die Bahn mit neuen Rabatten selbst Konkurrenz | ABC-Z

Im März startet die Bahn eine große Rabattaktion. Mit den billigeren Tickets will der Staatskonzern Deutschlandticket-Kunden zurückgewinnen – und macht sich so selbst Konkurrenz. Dabei fährt die Bahn noch immer hohe Verluste ein und will eigentlich sparen.

Wer an einem Freitag mit dem ICE von München nach Ingolstadt und wieder zurückfahren will, der zahlt regulär 85,80 Euro. Ganz schön viel Geld für die gut 80 Kilometer lange Strecke. Wer hingegen zehn Minuten mehr Zeit pro Strecke investiert, kann auch den Regionalexpress nehmen – und der ist im Deutschlandticket für nur 58 Euro pro Monat enthalten.

Kein Wunder also, dass der Fernverkehr der Deutschen Bahn insbesondere auf kurzen Verbindungen wie der zwischen München und Ingolstadt, aber auch Stuttgart und Heidelberg oder Hamburg und Bremen die Konkurrenz des Deutschlandtickets spürt. Gerade Pendler, die diese Strecken regelmäßig fahren, können so viel Geld sparen.

Dagegen will die Deutsche Bahn nun im März mit einer Rabattaktion antreten und wirft zusätzliche Spartickets für ihre ICEs auf den Markt. Der Staatskonzern macht mit seinem Fernverkehr damit dem eigenen Regionalverkehr Konkurrenz. Die Spartickets sollen ab 9,90 Euro erhältlich sein, wer noch eine Bahncard hat, bekommt sie schon für 7,49 Euro. Damit ist man zwar an einen bestimmten Zug gebunden, doch die Ersparnis gegenüber dem flexiblen regulären Ticketpreis ist groß.

Längst ist kaum noch jemand im Fernverkehr der Bahn tatsächlich zu den regulären Flexpreisen unterwegs. Noch vor zehn Jahren habe etwa die Hälfte der Fahrgäste den vollen Preis bezahlt, heute seien 80 Prozent Sparpreis-Tickets, sagt Marketingvorständin Stefanie Berk. Rechnet man auch noch die Bahncard-Kunden dazu, sind sogar 90 Prozent der Passagiere mit Rabatt unterwegs.

Das mag für die einzelnen Kunden von Vorteil sein, die günstiger an ihr Ziel kommen. Allerdings fährt der Staatskonzern Deutsche Bahn mit seinem Fernverkehr noch immer hohe Verluste ein. Allein im ersten Halbjahr 2024 verbuchte die Sparte ein bereinigtes operatives Minus vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 232 Millionen Euro. Damit vergrößerte sich der Verlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch einmal um 170 Millionen Euro.

Der gesamte Konzern hat inzwischen ein Sparprogramm aufgelegt, um das Milliardendefizit in den Griff zu bekommen. Dazu will die Rabattaktion nicht so richtig passen. Zumal der Steuerzahler, der für die Verluste der Bahn aufkommen muss, auch das Deutschlandticket mit Milliarden subventioniert, dem die Fernverkehrssparte nun wieder Kunden abjagen will.

„Hauptkonkurrent ist der Pkw-Markt“

Laut Vorständin Berk führen die Rabatte nicht zu einem größeren Minus im Fernverkehr. Bei einer vergleichbaren Aktion im Januar sei es gelungen, dass zu den günstigeren Preisen viel mehr Passagiere mit ICE und IC gefahren seien. Am Ende habe ein Umsatzplus gestanden.

Die Rabattoffensive richte sich auch nicht primär gegen das Deutschlandticket. „Hauptkonkurrent ist der Pkw-Markt“, sagt Berk. Aber sie räumt auch ein, dass man durch das Deutschlandticket auf kurzen Strecken „negative Effekte“ im Fernverkehr sehe.

„Es mangelt den Menschen nicht an Interesse für klimafreundliche Mobilität.“ Wenn die Angebote stimmten, sehe man auch steigende Nachfrage. „Die Deutschen sind Schnäppchenjäger“, sagt Berk. Über die reduzierten Preise mit Zugbindung könne man zudem besser die Auslastung der Züge steuern, sodass es inzwischen weniger überfüllte Züge gebe. Wenn es noch dazu komme, dass Passagiere wegen Überfüllung aussteigen müssen, habe das mit „betrieblichen Gründen“ zu tun – beruht also auf Verspätungen und Zugausfällen.

Insgesamt verspricht Berk im März eine Million zusätzlicher Spartickets – natürlich vor allem auf nicht so stark nachgefragten Strecken. Neben den Kurzstrecken-Tickets für 9,90, wird es auf mittellangen Strecken wie Frankfurt-Köln oder Berlin-Leipzig Fahrscheine ab 14,90 Euro geben. Kombiniert man sie mit einem Bahncard-Rabatt kann man bereits ab 11,24 Euro fahren.

Auch die Bahncards gibt es im März zu deutlich günstigeren Preisen. Bei der Bahncard 25 für die zweite Klasse beträgt der Rabatt 50 Prozent, sie kostet statt 62,90 Euro nur 30,99 Euro. Die Bahncard 50 für die zweite Klasse gibt es im März für 199 Euro statt 244 Euro. Die Bahncard 25 für die erste Klasse kostet 61,99 Euro statt 125 Euro. Wer in der ersten Klasse 50 Prozent auf den Flexpreis sparen will, bekommt die entsprechende Bahncard für 399 Euro statt 492 Euro.

Philipp Vetter ist Wirtschaftskorrespondent bei WELT. Der Autor ist natürlich immer viel zu spät für die Sparpreise dran und ist deshalb Bahncard-Besitzer.

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