Spanien in der Nations League: Der Buhmann und der Partyschreck | ABC-Z

Der eine wurde zum Buhmann, der andere verdarb Deutschland tatsächlich die Party. Marc Cucurella und Mikel Merino kehren für die Nations League mit Spanien nach Stuttgart zurück.
“Ich habe nichts Böses gemacht.” Das hat Marc Cucurella gesagt, und es fällt schwer, Argumente dagegen zu finden.
Es wurde allerdings etwas mit Cucurella gemacht an jenem 5. Juli 2024 in Stuttgart. Cucurella wurde an der Hand getroffen von einem strammen Schuss von Jamal Musiala. Die Frage war, ob es einen Elfmeter hätte geben müssen, weil die Hand doch ein Stück weit vom Körper war.
Es gab keinen Elfmeter, aber merkwürdige Reaktionen der deutschen Fußballfans. Sie luden ihren Zorn bei Cucurella statt beim Schiedsrichter Anthony Taylor, dessen Videoassistenten und vielleicht sogar der UEFA ab, die im Nachlauf des Spiels sagte, es sei Richtlinie gewesen, solche Handspiele nicht als strafbar zu werten.
Deutschland verliert unglücklich gegen Spanien
Inzwischen ist es nahezu Konsens – selbst Cucurella gab es mit ein bisschen Verspätung zu -, dass die Entscheidung auf einen Elfmeter die deutlich bessere gewesen wäre.
Die Hand des Anstoßes: Marc Cucurella im EM-Spiel gegen Deutschland
Aber Taylor versagte Deutschland die Möglichkeit, durch einen Strafstoß in der 106. Minute in Führung zu gehen. Es sah dann noch längere Zeit so aus, als würde es viele Elfmeter geben, um einen Halbfinalisten der Europameisterschaft zu ermitteln. Aber eine Minute vor dem Ende köpfte Mikel Merino das 2:1. Spanien jubelte, Deutschland war draußen.
“Man wird mich nochmal auspfeifen”
Genau elf Monate später kommen Cucurella und Merino wieder mit der spanischen Nationalmannschaft nach Stuttgart. Dieses Mal geht es schon um den Einzug ins Finale. Frankreich ist der Gegner im Halbfinale der Nations League. Das Spiel, eine Neuauflage des EM-Halbfinals von 2024, wird am Donnerstag (05.06.2025) live im Ersten und im Livestream zu sehen sein. Anstoß ist um 21 Uhr.
“Ich bin vorbereitet. Ich glaube, man wird mich noch einmal auspfeifen”, sagte Cucurella vor der Rückkehr nach Stuttgart. Er kann seiner Rolle als Buhmann aber auch etwas Gutes abgewinnen: “Dass sich der Fokus nun auf mich richtet, kann meinen Kameraden helfen und für sie befreiend wirken.”
Derjenige, der Deutschland ganz bewusst und mit Freude Schaden zufügte, spielte mal in der Bundesliga. Aber Spuren hinterließ der heute 28 Jahre alte Merino kaum. Er war gerade 20 geworden, als er 2016 von CA Osasuna zu Borussia Dortmund wechselte.
Nur wenig Einsätze bei Borussia Dortmund
Unter Trainer Thomas Tuchel kam er in der Bundesliga nur zu acht Einsätzen, meistens kurzen. Immerhin gewann er den DFB-Pokal, aber im Finale gegen Eintracht Frankfurt gehörte er nicht zum Kader, im Halbfinale beim FC Bayern saß er nur auf der Bank. Im Viertelfinale, da wechselte Tuchel ihn ein, für knapp 20 Minuten gegen die Amateure der Sportfreunde Lotte.
Dass Merino ein feiner Fußballer ist, war damals zu erahnen. Aber dass er auch die Härte hat, mal ein Faktor bei einem Spitzenklub der Premier League zu werden, dürfte schon so manche überrascht haben, die seine ersten Jahre im Seniorenbereich verfolgten.
Mikel Merino im Dortmunder Trainingslager im Sommer 2016
Wechsel in die Premier League
Der erste Aufenthalt in England war zu Beginn recht vielversprechend. Bei Newcastle United kam er häufiger und sogar nacheinander zu Spielen über 90 Minuten. Aber gegen Ende der Saison 2017/18 wurde es dann wieder weniger. Merino zog es zurück in die Heimat zu Real Sociedad nach San Sebastian.
Dort wurde er zur festen Größe mit 190 Spielen in der Primera Division in sechs Jahren. Die Berufung in die spanische A-Nationalmannschaft war folgerichtig. Sein Debüt feierte er im September 2020, in der Nations League gegen Deutschland – in Stuttgart. Es war eine triste Premiere, denn wegen der Pandemie waren keine Zuschauer erlaubt.
Debüt in Stuttgart, Tor in Stuttgart
Im Sommer 2024 war vieles anders. Das Stadion war voll, die deutschen Fans hatten ihre Nationalmannschaft wieder lieb. Merino verdarb ihnen den Abend, feierte ein paar Tage später in Berlin den Gewinn des EM-Titels, und nahm damit sehr selbstbewusst seine Arbeit beim FC Arsenal auf.
Mikel Merino köpft den Ball in der 119. Minute ins Tor und wirft damit Deutschland im EM-Viertelfinale aus dem Turnier
Es wurde eine starke Saison von ihm. Viele Einsätze in der Premier League, sieben Tore: Merino musste deutlich offensiver spielen als in der Jahren zuvor, denn Arsenal mit dem spanischen Trainer Mikel Arteta hatte viele Verletzte, darunter auch den deutschen Nationalspieler Kai Havertz, für den Merino als “falsche Neun” entsprang.
In der Nationalmannschaft ist er eine bis zwei Linien dahinter gefordert. Spanien muss weiterhin auf Rodri verzichten, der sich im September 2024 das Kreuzband riss. Bei allem Talent und aller Kunst von Lamine Yamal und Nico Williams auf den Flügeln gilt Rodri als Herz der Nationalmannschaft. Merino übernimmt ab und an seine Aufgaben, meistens ist jedoch Martin Zubimendi von Real Sociedad im zentralen Mittelfeld für Ordnung und Struktur zuständig.
Starke Saison von Merino mit Arsenal
Möglicherweise spielen Zubimendi und Merino in der kommenden Saison auch im Klub zusammen. Arsenal gilt als sehr interessiert.
Der Klub aus dem Norden Londons giert nach einem ganz großen Titel. Letztmals Meister wurde er 2004, die Champions League gewann er noch nie.
In der abgelaufenen Saison war er dem Ziel recht nah, dabei half auch Merino. Der Spanier stand sowohl im Viertelfinale gegen Real Madrid als auch im Halbfinale gegen Paris Saint-Germain jeweils beide Spiele über 90 Minuten auf dem Platz, bei der 3:0-Gala im Hinspiel gegen Real schoss er sogar ein Tor.
Mikel Merino bejubelt sein Trauntor zum 3:0 im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid
Zum Titel reichte es allerdings nicht, weder in der Champions League, noch in der Premiere League, in der zu viele Unentschieden den Rückstand auf den FC Liverpool zu groß werden ließen, um es spannend zu machen.
Cucurella gewinnt Conference League mit Chelsea
Es gab eine kurze Phase in der Saison, da galt auch der FC Chelsea als ein Anwärter auf die Meisterschaft. Letztlich waren die “Blues” heilfroh, sich für die Champions League qualifiziert zu haben.
Einen Titel gab es sogar auch noch. Chelsea gewann die Conference League durch ein 4:1 im Finale gegen Betis Sevilla.
Cucurella (l.) bei den Feierlichkeiten nach Chelseas Final-Sieg in der Conference League
Extrem wichtiges Tor gegen ManUnited
Cucurella war in neun Spielen dabei und erzielte zwei Treffer. Das ist eine ordentliche Quote für einen Linksverteidiger, genau wie die fünf Tore in 36 Saisonspielen der Premier League.
Am vorletzten Spieltag köpfte der Spanier das einzige Tor beim extrem wichtigen Sieg gegen Manchester United.
Es läuft für Marc Cucurella, da dürften ihm auch die erwarteten Pfiffe wenig ausmachen. Über die EM 2024 sagte er: “Letztendlich sind die Erinnerungen alle schön. Wir haben ja den Titel geholt.”