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Wusiala: Passt das schier? | ZEIT ONLINE | ABC-Z

Wusiala heißt das deutsche Traumpaar. Von den beiden Supertalenten schwärmt die Fußballwelt seit der EM. Jamal Musiala wurde Torschützenkönig, seinen möglichen Siegtreffer im Viertelfinale blockte der Arm des Marc Cucurella. Und der Ausgleich von Florian Wirtz in diesem Spiel war der emotionale Höhepunkt des deutschen Fußballjahres.

Wer die beiden 22-Jährigen in seinen Reihen hat und an sich bindet, wird viele Titel sammeln. Sie sind nicht nur die Lieblinge der Kids, sondern können auch richtig gut kicken. Wusiala klappt von selbst. So ähnlich denkt der FC Bayern. Uli Hoeneß warb mehrfach, entgegen den Geboten sportlicher Fairness, öffentlich um Wirtz. Beide Parteien sollen sich einig sein, hieß es zuletzt, bevor das wieder dementiert wurde.

Doch so einfach würde das ohnehin nicht, die Bayern könnten schiefliegen.  

Denn schon die Erinnerung trügt. So gut harmonierte Wusiala im letzten Sommer gar nicht. Wirtz blieb in diesem Turnier weit unter seinen Möglichkeiten. Keins der fünf Spiele hat er über die volle Distanz absolviert, im Achtelfinale gegen Dänemark wurde er für nur zehn Minuten eingewechselt, auch gegen Spanien saß er zunächst auf der Bank.  

Passen die beiden, die sich mögen, auf dem Platz zusammen? Hat es Sinn, dass der FC Bayern 120 Millionen Euro, vielleicht 150, für Wirtz ausgibt? Oder haben Lothar Matthäus, Didi Hamann und Stefan Effenberg recht, die den Sinn dieses Transfers bezweifeln?  

Niemand kann es mit Gewissheit voraussagen. Was man jedoch prophezeien kann: Es ist eine schwierige Aufgabe, Wirtz und Musiala zu kombinieren. Denn beide sind auf der gleichen Position am stärksten, in der zentralen Offensive, auf der 10. Und sie haben sehr ähnliche Aufgaben.  

In ihrem Profil mögen sie sich in Details unterscheiden. Musiala ist noch schwerer vom Ball zu trennen, seine Dribblings sind noch unberechenbarer (auch für die Mitspieler), er hält den Ball länger. Wirtz spielt auch mal direkt, geht zielstrebiger vor, effektiver.  

Doch ihre Gemeinsamkeiten überwiegen. Beide fordern und brauchen den Ball, viele Angriffe laufen über sie. Dass sie sich ergänzen, ohne sich auf die Füße zu treten und ohne sich gegenseitig das Licht zu nehmen, wird nicht von selbst funktionieren. Damit die großen Fähigkeiten der beiden aufeinander einzahlen, ist sportliche Führung gefragt.

Mikromanagement heißt das Problem

“Das sind zwei Fußballer – wenn die sich suchen und finden, ist es sehr, sehr gut anzuschauen”, sagt Julian Nagelsmann. Er wird die zwei Länderspiele dieser Saison gegen Ungarn (5:0) und Bosnien (7:0) im Kopf haben, als Wirtz und Musiala wirbelten und Tore schossen. Doch gegen ein stärkeres Team wie die Niederlande sah es schon wieder anders aus.   

Das ist eine Analogie zu den Bayern. Die holen die besten deutschen Spieler (müssen sie im Gegensatz zur Nationalmannschaft freilich kaufen) – und die Stärksten setzen sich durch. Diese Extremvariante des Fußballkapitalismus kann sich der Verein leisten, weil diese Form des Makromanagements in der Bundesliga fast immer zum Titel genügt.

Doch im internationalen Wettbewerb ist Mikromanagement gefragt, und daran hapert es in dem Verein seit Jahren. Unter Vincent Kompany ist die Mannschaft zwar wieder zu einer stabilen Einheit geworden. Doch die Feinabstimmung auf dem Platz funktioniert nicht ideal.  


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