Politik

Sonderprüfung der Bafin nach internen Vorwürfen aus der DWS | ABC-Z

Gerade hat der Aufsichtsrat der DWS den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Stefan Hoops um drei Jahre verlängert. „Seit er vor zweieinhalb Jahren im Juni 2022 in einer echten Krisensituation das Steuer übernommen hat, hat Stefan gemeinsam mit Euch die DWS beruhigt und in einem herausfordernden Umfeld für die Zukunft neu ausgerichtet“, schrieben der neue Aufsichtsratsvorsitzende Oliver Behrens und der Finanzvorstand des Mehrheitseigentümers Deutsche Bank, James von Moltke, in der Woche vor Weihnachten an die Mitarbeiter der Fondsgesellschaft zur Begründung. Als Behrens und von Moltke den internen Mitarbeiterbrief mit den Wünschen an „Frohe Festtage und einen guten Start in ein erfolgreiches 2025“ beendeten, wussten sie wohl schon, dass die Lage in der DWS gar nicht so ruhig ist, wie man es sich zu Weihnachten eigentlich wünscht.

DWS-Aufsichtsratschef Oliver BehrensPicture Alliance

Vielmehr hat die Finanzaufsicht Bafin vor einigen Wochen mit Hilfe der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte eine Sonderprüfung in der DWS begonnen. Der Sprecher der Fondsgesellschaft will sich dazu öffentlich nicht äußern, weil er dies grundsätzlich nicht tue, wenn die „Beziehungen mit unseren Aufsichtsbehörden“ berührt würden. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ zuerst berichtete, geht die Bafin Vorwürfen einer DWS-Führungskraft nach. Demnach hat die Fondsgesellschaft den „Engagement-Prozess“ nicht ernsthaft genug geführt. Darunter versteht man, dass Fondsmanager gerade von mit dem Label „ESG“ versehenen Fonds auf Unternehmen, in deren Aktien und Anleihen sie investieren, in Gesprächen einwirken, „grüner“ zu werden. Damit wird die DWS abermals von dem Thema Nachhaltigkeit eingeholt.

James von Moltke ist seit 2017 Finanzvorstand der Deutschen Bank.
James von Moltke ist seit 2017 Finanzvorstand der Deutschen Bank.Getty Images

Die „echte Krisensituation“, an die die beiden Aufsichtsräte Behrens und von Moltke in der Begründung für die Vertragsverlängerung von DWS-Chef Hoops erinnern, rührt aus dem Juni 2022. Damals schasste die Deutsche Bank Hoops Vorgänger Asoka Wöhrmann. Zuvor waren ihre Geschäftsräume und die der DWS von Ermittlern des Bundeskriminalamtes, der Staatsanwaltschaft Frankfurt und der Bafin durchsucht worden. Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft dauert an. Sie geht dem Verdacht des Kapitalanlagebetrugs nach: Die DWS soll Greenwashing betrieben haben, also Fonds als nachhaltiger deklariert haben, obwohl diese gewisse Umweltschutz- und Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllt hätten. Hoops hat „übertriebenes Marketing“ zugegeben, die DWS musste eine Strafe in den USA zahlen.

DWS-Chef Stefan Hoops
DWS-Chef Stefan HoopsMichael Braunschädel

Diese „alten“ Ermittlungen beruhten wesentlich auf Vorwürfen, die die ehemalige DWS-Mitarbeiterin Desirée Fixler erhoben hatte. Auch die neue Sonderprüfung der Bafin wurde offenbar angestoßen von einer Führungskraft, die sich offenbar intern nicht ausreichend gehört fühlte und sich an die Behörden wandte. So zumindest kann man das Statement des DWS-Sprechers deuten, das lautet: „Wir ermuntern unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig, mögliche Missstände zu melden. Jeder Hinweis wird nach klaren Regeln und einem dokumentierten Prozess überprüft.“ Offenbar aber gaben die von der besagten Führungskraft gemeldeten angeblichen Missstände im Engagement-Prozess für die DWS keinen Grund, Änderungen zu vollziehen. Der DWS-Sprecher will sich zu der internen Prüfung nicht äußern, denn: „Hinweisgeber stehen unter besonderem Schutz.“ Die Bafin äußert sich in der Regel zu Sonderprüfungen erst, wenn sie abgeschlossen, Mängel festgestellt und Maßnahmen verhängt wurden. Bis dahin dürfte es Monate dauern.

Asoka Wöhrmann: 2022 wurde er als Vorstandsvorsitzender der DWS durch Stefan Hoops ersetzt. Heute ist Wöhrmann für die Immobilienfirma Patrizia tätig.
Asoka Wöhrmann: 2022 wurde er als Vorstandsvorsitzender der DWS durch Stefan Hoops ersetzt. Heute ist Wöhrmann für die Immobilienfirma Patrizia tätig.Wolfgang Eilmes

Die Vertragsverlängerung für Hoops deutet auch darauf hin, dass man in der DWS keine großen Maßnahmen der Bafin erwartet. Vielmehr betrachtet man sie als Belohnung dafür, dass seit seinem Amtsantritt im Juni 2022 der DWS-Aktienkurs um mehr als 30 Prozent gestiegen ist. Schließt man die Dividendenzahlungen in die Rechnung mit ein, haben DWS-Aktionäre seit Juni 2022 mit den im S-Dax enthaltenen Aktien rund 75 Prozent Rendite erzielt, deutlich mehr als mit dem Dax (40 Prozent) oder einer Gruppe europäischer Fondsgesellschaften (Peers), mit denen sich die DWS vergleicht. Sie kam in diesem Zeitraum auf einen Kursverlust von rund 10 Prozent. In der DWS erklärt man sich das vor allen Dingen durch rekordhohe Mittelzuflüsse in ETFs der Marke X-Trackers.

Diese Indexfonds gelten allerdings wegen der geringen Kosten für Anleger als margenschwach. Immerhin: Ihre insgesamt verwalteten Kundenvermögen (Assets under Management) hätten vor einigen Wochen die Marke von einer Billion Euro überschritten, heißt es von der DWS. Damit dürfte die DWS auch zum Jahresende ihren Platz als größte deutsche Fondsgesellschaft vor Allianz Global Investors (AGI), Union Investment und Deka behauptet haben. Allerdings sorgt eben auch die Sonderprüfung der Bafin für Unruhe, auch wenn die Krise, die im Juni 2022 zum Antritt von Hoops führte, wohl deutlich größere Ausmaße hatte.

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